Kaum Entspannung in Hochwassergebieten: "Enorm kritische Lage"

Oldenburg/Hannover - Auch nach mehr als einer Woche ist für die Hochwassergebiete kaum eine Entspannung in Sicht.

Einsatzkräfte der Feuerwehr Oldenburg und des THW verteilen Sandsäcke für Anwohner in den vom Hochwasser bedrohten Wohngebieten. Die Hochwasserlage in der Stadt Oldenburg ist nach wie vor angespannt.
Einsatzkräfte der Feuerwehr Oldenburg und des THW verteilen Sandsäcke für Anwohner in den vom Hochwasser bedrohten Wohngebieten. Die Hochwasserlage in der Stadt Oldenburg ist nach wie vor angespannt.  © Christian Charisius/dpa

Viele Pegel in Niedersachsen und in Teilen Bremens zeigen weiterhin die höchste Meldestufe an.

Zwar soll es am Donnerstag weitgehend trocken bleiben, der Dauerregen der vergangenen Tage droht die Situation jedoch an einigen Orten zu verschärfen, wie aus dem Warnlagebericht des Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hervorgeht. Betroffen sind demnach die Einzugsgebiete von Aller, Leine und Oker sowie von Hase und Hunte.

"Wir sind immer noch in einer enorm kritischen Lage, und wir konzentrieren uns voll und ganz auf die Bekämpfung des Hochwassers", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (65, SPD) am Mittwochabend im NDR-Fernsehen.

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Das Besondere an der aktuellen Lage sei, dass es Hochwasser großflächig an vielen Flüssen und Orten gleichzeitig gebe, sagte der Leiter des Ludwig-Franzius-Instituts für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen an der Leibniz Universität Hannover, Torsten Schlurmann, der Deutschen Presse-Agentur. Zudem dauere die Lage schon über Tage an.

"Wir sehen keine schnell abfließende Hochwasserwelle an den Flüssen, sondern dass das Wasser quasi steht. Durch den langanhaltenden Einstau gibt es nun das Risiko, dass die Deiche an ihre Leistungsgrenzen stoßen", sagte Schlurmann.

Wasser trifft auch die Landwirtschaft

Ein Bauernhof im Bremer Stadtteil Timmersloh steht unter Wasser.
Ein Bauernhof im Bremer Stadtteil Timmersloh steht unter Wasser.  © Sina Schuldt/dpa

Deiche sind aufgeweicht, Straßen überflutet und Keller vollgelaufen - und das Wasser trifft auch die Landwirtschaft. Fast jeder Landwirt ist nach Angaben des niedersächsischen Bauernverbandes derzeit von Überflutungen seiner Felder beziehungsweise von Nässeschäden betroffen.

Grund dafür seien die großen Niederschlagsmengen der vergangenen Wochen, teilte das Landvolk in Hannover auf Anfrage der dpa mit. Wie viele landwirtschaftliche Flächen direkt vom Hochwasser anliegender Flüsse oder anderer Gewässer beeinträchtigt seien, sei aktuell nicht genau abschätzbar.

"Es sind mehrere Hunderttausend Hektar Acker und Grünland überschwemmt", sagte Landvolk-Präsident Holger Hennies (54). Auch Hunderte von Hofstellen seien von Überschwemmungen betroffen, "glücklicherweise aber nur sehr wenige Betriebe so stark, dass auch Ställe betroffen sind und Vieh evakuiert werden musste."

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Hochwasserhilfe für Niedersachsen kommt auch aus dem Ausland: Ein Team des französischen Zivilschutzes am Donnerstag bei Winsen an der Aller im Landkreis Celle einen mobilen Deich errichten. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens 55, SPD) will sich vor Ort ein Bild von dem Aufbau machen.

Die Anforderung dieses mobilen Deiches lief laut dem Ministerium über das gemeinsames Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern an die EU-Kommission.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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