Bremsmanöver gegen Rollerfahrer: Verfahren gegen Polizisten eingeleitet

Düsseldorf/Bielefeld - Nach dem umstrittenen Polizeieinsatz in Bielefeld ist ein Disziplinarverfahren gegen den Fahrer des beteiligten Streifenwagens eingeleitet worden.

Die Polizei stoppte den Roller mit einem fragwürdigen Bremsmanöver. Das dazugehörige Video eines Zeugen ging innerhalb weniger Tage viral. (Symbolbidl)
Die Polizei stoppte den Roller mit einem fragwürdigen Bremsmanöver. Das dazugehörige Video eines Zeugen ging innerhalb weniger Tage viral. (Symbolbidl)  © 123rf/footoo

Das geht aus einem am heutigen Dienstag veröffentlichten Bericht an den Innenausschuss des Landtags hervor. Auf einem Internetvideo war zu sehen, wie ein Streifenwagen einen Motorroller ausbremst - der daraufhin in das Heck des Autos kracht.

Die beteiligten Polizisten hatten den Vorfall anders zu Protokoll gegeben. Sie hätten einen aufgemotzten Motorroller verfolgt. Kurz nachdem die Polizisten ihren Wagen an der Seite abgestellt hätten, sei der Roller darauf geprallt.

Das Video eines Anwohners, das sich rasant im Internet verbreitet hatte, zeigt das Geschehen ganz anders. Die beteiligten Polizisten mit Ausnahme einer Kommissaranwärterin sind inzwischen in den Innendienst versetzt worden.

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Eine Videoaufzeichnung aus dem Streifenwagen liege nicht vor, heißt es in dem Bericht weiter. Da die Polizisten, die den Verkehrsunfall aufgenommen haben, von einem Auffahrunfall ohne Verletzten ausgegangen seien, hätten sie auf die Sicherstellung der Speicherkarte verzichtet.

NRW-Innenminister bezweifelt Schilderung der Beamten

Herbert Reul (70) räumte ein, dass sich an den Schilderungen der Einsatzkräfte deutliche Zweifel ergeben.
Herbert Reul (70) räumte ein, dass sich an den Schilderungen der Einsatzkräfte deutliche Zweifel ergeben.  © Federico Gambarini/dpa

Als durch das Zeugenvideo Zweifel an der Version der Beamten aufkamen, sei die Speicherkarte bereits überschrieben oder gelöscht gewesen. Die Aufnahmen würden systembedingt nur 24 Stunden gespeichert.

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hatte gegen den Fahrer des Streifenwagens ein Vorverfahren zur Prüfung eines Anfangsverdachts eingeleitet. Der Fall soll am kommenden Donnerstag Thema im Innenausschuss des Landtags werden.

NRW-Innenminister Herbert Reul (70, CDU) hatte bereits eingeräumt, dass sich aus dem Video deutliche Zweifel am polizeilichen Vorgehen ergeben würden.

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Die Polizisten hatten am 13. August einen Rollerfahrer mit auffälliger Fahrweise kontrollieren wollen, der den Angaben zufolge aber versuchte, davonzufahren.

Die ursprüngliche Schilderung der Beamten: Sie hätten ihn überholt, wobei sie den Roller für kurze Zeit aus den Augen verloren hätten. "Als sie das Fahrzeug langsam seitlich abstellten, hörten sie nach kurzer Zeit einen Aufprall", heißt es in der ersten Mitteilung von Mitte August.

Das Video, das von der "Neuen Westfälischen" veröffentlicht wurde, zeigt aber deutlich, wie der Polizeiwagen den Roller überholt, knapp vor ihm einschert und eine Vollbremsung hinlegt, woraufhin das Zweirad gegen den Kleinbus kracht.

Titelfoto: 123rf/footoo

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