Nach schwerer Explosion in Wohnhaus: 800 Menschen kommen zu Mahnwache in Ratingen

Ratingen – Nach der Explosion in Ratingen, bei der es sich um den Mordanschlag eines polizeibekannten Gewalttäters handeln soll, haben sich mehr als 800 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung versammelt.

Kerzen erinnern an die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, die bei dem Einsatz schwer verletzt wurden.
Kerzen erinnern an die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, die bei dem Einsatz schwer verletzt wurden.  © Roberto Pfeil/dpa

Nach der schweren Explosion in Ratingen bei Düsseldorf haben dort mehr als 800 Menschen an einer Solidaritätskundgebung für die verletzten Einsatzkräfte teilgenommen. Das sagte ein Polizeisprecher in Mettmann am Sonntag. Zahlreiche Kerzen wurden aufgestellt. Zu der Kundgebung und Mahnwache auf dem Marktplatz am Samstag hatte eine Ratinger Bürgerin aufgerufen.

Alle lebensgefährlich Verletzten überlebten auch die dritte Nacht nach dem mutmaßlichen Mordanschlag, berichtete ein Polizeisprecher in Düsseldorf am Sonntag auf Anfrage.

Ob es sich bei der toten Frau, die in der Wohnung des Verdächtigen entdeckt wurde, um die 91-jährige Mutter des 57-jährigen Verdächtigen handelt, sei weiterhin nicht abschließend geklärt. Die Frau war bereits mehrere Wochen tot, den Einsatzkräften war starker Verwesungsgeruch aufgefallen.

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Unterdessen kündigte die SPD-Opposition im nordrhein-westfälischen Landtag an, wegen des Falls eine Sondersitzung des Innenausschusses zu beantragen. So will deren innenpolitische Sprecherin Christina Kampmann wissen, ob die Einsatzkräfte, die am Donnerstag zu einer "hilflosen Person" gerufen wurden, darüber informiert wurden, dass dort ein Gewalttäter wohnt, gegen den ein Haftbefehl vorlag.

Wie am Freitag bekannt wurde, hatte ein Polizist die Wohnung wenige Tage zuvor wegen des Haftbefehls aufsucht. Der Ratinger hatte eine Geldstrafe wegen Körperverletzungsdelikten nicht bezahlt und sollte deswegen eine Haftstrafe antreten. Weil niemand öffnete, war der Beamte wieder gegangen.

Benzin-Gefäß auf Einsatzkräfte geschmissen

Fünf der vielen Verletzten wurden nach dem Angriff in ein künstliches Koma versetzt.
Fünf der vielen Verletzten wurden nach dem Angriff in ein künstliches Koma versetzt.  © Roberto Pfeil/dpa

Da der Briefkasten der Wohnung nicht mehr geleert wurde und überquoll, hatte die Vermieterin einige Tage später die Polizei gebeten, nach dem Rechten zu sehen. Während die Einsatzkräfte losgeschickt wurden, um einer "hilflosen Person" zu helfen, war der 57-jährige Ratinger möglicherweise davon ausgegangen, dass er verhaftet werden sollte.

Er selbst schweigt zu dem Geschehen. Ein Polizeisprecher hatte am Freitag gesagt, mit einer derart verheerenden Eskalation des Einsatzes habe niemand rechnen können. Die Ermittler gehen aber davon aus, dass der 57-Jährige die Tat mehrere Tage lang vorbereitet hat.

Ein Richter hatte den Verdächtigen wegen versuchten Mordes in neun Fällen in Untersuchungshaft geschickt. Er soll den Einsatzkräften mit einem Gefäß Benzin entgegengeschleudert haben, als diese die Wohnungstür geöffnet hatten und dahinter auf einen Stapel aus Wasserkästen stießen, mit denen der Eingang verbarrikadiert war.

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Wie er das Benzin zündete, blieb auch am Sonntag unklar.

Die Wohnung des Gewalttäters wurde am Donnerstag von etlichen Spezialkräften der Polizei umstellt.
Die Wohnung des Gewalttäters wurde am Donnerstag von etlichen Spezialkräften der Polizei umstellt.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Mehrere Waffen im Keller des Gewalttäters gefunden

Zwei Polizisten sowie sieben Feuerwehrleute und Rettungsdienst-Mitarbeiter waren von einem Feuerball getroffen worden und hatten zum Teil schwerste Verbrennungen erlitten.

Bei dem 57-Jährigen handele es sich um einen Gewalttäter, der bereits wegen drei Körperverletzungen aufgefallen sei und gegen den deswegen zwei Strafbefehle verhängt worden waren, hatten die Ermittler berichtet.

Bei einer Durchsuchung fand die Polizei im Keller PTB-Waffen - darunter werden allgemein Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen gefasst - sowie Messer und Dolche.

Titelfoto: Roberto Pfeil/dpa

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