4800 Jahre alter Opferschacht mit Knochen auf Baufläche für Gewerbegebiet entdeckt

Halberstadt - Archäologinnen und Archäologen haben im künftigen Gewerbegebiet Halberstadt-Ost einen 4800 Jahre alten Opferschacht entdeckt.

Unter anderem Hasenknochen wurden von den Archäologen entdeckt.
Unter anderem Hasenknochen wurden von den Archäologen entdeckt.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

"Das ist der erste Schacht in Verbindung mit einer Bestattung aus der Kugelamphorenkultur. Solche Schächte waren bislang nur aus der 1000 Jahre älteren Baalberger Kultur bekannt", sagte Projektleiterin und Archäologin Susanne Friederich der Deutschen Presse-Agentur.

"Der Schacht war mit Steinen abgedeckt und etwa 1,70 Meter tief." Die Kugelamphorenkultur wurde nach ihren typischen Tongefäßen mit kugelförmigem Körper benannt. Ihr Ursprung liegt im polnischen Raum und reichte von dort bis nach Niedersachsen.

Zunächst kamen Teile von vier Rindern zu Tage. Darunter lag ein vollständiges Rind, unter diesem Tier kam ein Hund zum Vorschein und beim weiteren Freilegen drei junge Hasen.

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"Unterhalb dieser Tiere lag schließlich noch ein weiteres vollständiges Rind", sagte Friederich. Die Archäologen gehen bei dem Schacht von einem Fruchtbarkeitsritual aus.

"Die Rinder sind zusammen mit den Hunden Ausdruck der auf Ackerbau und Viehzucht ausgerichteten Gesellschaft und diese hatte das Bedürfnis, ihren Göttern Gaben der Fruchtbarkeit, auch über das Symbol des Hasen, darzubieten", sagte Friederich.

Nun müsse untersucht werden, ob es eine einmalige Opferung war oder ob der Opferschacht für weitere Opferungen immer wieder geöffnet wurde.

Auf dem Gelände der Funde soll bald ein Gewerbegebiet entstehen.
Auf dem Gelände der Funde soll bald ein Gewerbegebiet entstehen.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Historische Funde sollen Bauarbeiten nicht behindern

Die gefundenen Knochen sind aus dem Neolithikum und werden auf die Zeit zwischen 3200 und 2800 vor Christus datiert.
Die gefundenen Knochen sind aus dem Neolithikum und werden auf die Zeit zwischen 3200 und 2800 vor Christus datiert.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Zuvor hatten die Archäologinnen und Archäologen auf der für die Daimler-Ansiedlung ausgewählten Fläche unter anderem ein Steinkistengrab entdeckt.

Friederich zufolge soll darin eine hochgestellte Persönlichkeit innerhalb der Kugelamphorenkultur begraben worden sein. Das Grab wurde etwa 25 Zentimeter unter der Erdoberfläche entdeckt. Es befindet sich am höchsten Punkt des Gewerbegebietes.

Der Lastwagenhersteller Daimler Truck will in Halberstadt-Ost einen neuen Logistikstandort auf rund 260.000 Quadratmetern errichten.

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"Diese archäologischen Entdeckungen sind in Art und Umfang wirklich sehr beeindruckend. Es freut uns, dass ausgerechnet die vorbereitenden Arbeiten für unseren Logistikstandort der Auslöser für die Funde sind", sagte Jörg Howe von Daimler Truck.

"An unserem Zeitplan ändert das nichts, wir wollen noch in diesem Jahr mit dem Bau unseres Logistikstandorts beginnen", kündigte er an.

Dass der Zeitplan für die Ansiedlung durch die herausragende archäologische Befunde nicht ins Stocken gerät, freut auch Halberstadts Oberbürgermeister Daniel Szarata (CDU). "Das zeigt, wie gut und professionell hier die Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege ist", sagte er.

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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