Institut startet Erforschung der Geschichte Sachsen-Anhalts

Halle (Saale) - Die Geschichte Sachsen-Anhalts soll genauer erforscht werden. Es wird nun deutlich, welche Schwerpunkte das neu aufgebaute Institut für Landesgeschichte in Halle setzt.

Mitarbeiter des Instituts erforschen die Geschichte Sachsen-Anhalts in alten Aufzeichnungen.
Mitarbeiter des Instituts erforschen die Geschichte Sachsen-Anhalts in alten Aufzeichnungen.  © Hendrik Schmidt/dpa

Rassismus in den Sicherheitsbehörden der DDR, die Geschichte der Anhaltiner und das Verhältnis zur Heimat sind Forschungsthemen des neuen Instituts für Landesgeschichte in Halle.

"Es geht um die Frage, inwieweit es so etwas wie institutionellen Rassismus als Teil der DDR-Geschichte auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt gab", sagte der Leiter des Instituts, Michael Hecht (45), der Deutschen Presse-Agentur. "Das Projekt läuft von Januar 2023 bis Ende Dezember 2025 und wird mit Drittmitteln vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert."

Das Institut arbeitet seit Mai 2021 als eigene Abteilung im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle.

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Ebenso steht die Erschließung einer noch weitgehend unbekannten handschriftlichen Chronik der Fürsten von Anhalt auf dem Plan.

"Das Transkribieren der alten Texte läuft gerade", sagte Hecht. "Geplant ist, im nächsten Jahr die Chronik als Buch und als Online-Publikation zu veröffentlichen."

Geschrieben hatte die Chronik der Hofbedienstete Bartholomäus Schwanenberger um 1586 im Auftrag von Joachim Ernst von Anhalt (1536-1586). Die sechs handschriftlichen Bände befinden sich im Landesarchiv in Dessau.

Forschung von der Monarchie bis zur DDR-Zeit

Die aufzuarbeitenden Themen reichen von der Monarchie bis hin zur DDR-Zeit.
Die aufzuarbeitenden Themen reichen von der Monarchie bis hin zur DDR-Zeit.  © Hendrik Schmidt/dpa

"Das Interessante sind die Geschichts- und Weltbilder der Fürsten. Die haben zum Beispiel mythische Ahnen erfunden, wie germanische Könige, die im 6. und 7. Jahrhundert gelebt haben sollen", sagte der Forscher.

"Das war typisch für die damalige Zeit, denn je älter eine Adelsfamilie die eigene Geschichte herleiten konnte, umso mehr Prestige war ihr sicher."

Zudem werde zum Thema innerdeutsche Grenze in Sachsen-Anhalt geforscht. Es gehe um Erinnerungskultur und die Geschichte der Grenzgesellschaft in der Zeit der deutschen Teilung herausfinden, sagte Hecht.

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"Dazu gehören Zeitzeugeninterviews und die Erforschung der Kommunikationswege trotz Abgrenzung. In diesem Zusammenhang wird auch die andere, die westliche Seite der damaligen Grenze, mit eingebunden. Die Grenzgesellschaft gab es ja nicht nur im Osten."

Außerdem wird zusammen mit der historischen Kommission ein Handbuch zur Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt erarbeitet. Etwa 2024/2025 soll es fertig sein.

Im Mittelpunkt steht der Begriff "Heimat"

Auf einer Tagung vom 21. bis 23. September in Halle geht es um das Verhältnis von Landes- und Heimatgeschichte.

Im Mittelpunkt des Interesses steht der Begriff Heimat. "Der Begriff Heimat ist in den letzten Jahren wieder verstärkt in das öffentliche Bewusstsein gerückt", sagte der Leiter.

"Auf der Tagung geht es auch um die Problematik: Wie haben sich Auslandsdeutsche und Vertriebene die Heimat neu konstruiert? Wie sind sie mit dem Heimatbegriff in den jeweiligen neuen Regionen, in denen sie untergebracht waren, umgegangen? Wie geht man in Heimatmuseen mit dem Begriff um oder in der Trachtenbewegung? Und auch, wie ging die DDR mit der Heimat um?"

"Einerseits wollte man sich vom traditionalistischen und nationalistischen Heimatbegriff lösen, andererseits ist die DDR nicht ohne Heimat ausgekommen", fügte Hecht hinzu.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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