Sportbeutel, Smartphones - und Gebisse: Fundsachen in Sachsen-Anhalt

Magdeburg - Menschen verlieren viele Dinge, einige davon werden im Fundbüro abgegeben - manche Umstände sind dabei kurios.

In den Fundbüros in Sachsen-Anhalt werden jährlich Tausende von Gegenständen abgegeben - manche kurioser als andere.
In den Fundbüros in Sachsen-Anhalt werden jährlich Tausende von Gegenständen abgegeben - manche kurioser als andere.  © Swen Pförtner/dpa

Unter den jährlich Tausenden von Sachen, die in Sachsen-Anhalts Fundbüros landen, sind größtenteils Alltagsgegenstände wie Handschuhe, Sportbeutel, Rucksäcke, Regenschirme und Mützen. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei mehreren Städten. Mitunter werden aber auch mal recht spezielle Dinge abgegeben.

"Etwa 4500 Fundstücke, hauptsächlich Sportbeutel und Sporttaschen von Kindern, kommen jährlich zu uns", sagte eine Mitarbeiterin des Fundbüros in Halle.

"Einmal wurde ein großer Geldbetrag hier abgegeben, niemand meldete sich und der Finder konnte das Geld abzüglich einer Bearbeitungssumme nach einem halben Jahr wieder abholen." Auch Schlüssel, Brillen, Handys, Rollatoren, Krückstöcke, Fahrräder, Geldbörsen und Kinderwagen liegen in den Regalen.

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"Insgesamt wird die Hälfte der Stücke abgeholt. Wenn es eine Adresse gibt, beispielsweise unter den Papieren in Geldbörsen, schreiben wir die Leute an.

Handys, Geldbörsen, Brillen - und sogar Drogen

In den Bahnen der Magdeburger Verkehrsbetriebe werden öfter auch seltsame Funde gemacht.
In den Bahnen der Magdeburger Verkehrsbetriebe werden öfter auch seltsame Funde gemacht.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Aber einige holen ihre Sachen nicht ab, auch wenn wir sie zwei- und dreimal anschreiben", sagte die Mitarbeiterin. "In der Regel versteigern wir nur Fahrräder, im Schnitt pro Jahr 100 Fahrräder, der größte Teil kommt von der Polizei. Handys werden entsorgt, weil das Löschen der Daten zu teuer ist. Die meisten holen ihre Handys nicht ab." Gleichzeitig gibt es jeden Tag 60 bis 70 telefonische Anfragen.

Bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben (MVB) wurden bis zum 19. Dezember des vergangenen Jahres etwa 4000 Fundsachen abgegeben, im Vorjahr waren es 3566 Fundsachen und 2020 rund 3551 Dinge.

"Auch das kommt vor: Fund von Drogen. Dann wird sofort die Polizei verständigt", sagte MVB-Sprecher Tim Stein. "Allgemein sind Smartphones und Geldbörsen die wertvollsten Dinge. Ansonsten sind es derzeit die Klassiker wie Mützen, Regenschirme und Handschuhe. Kuriositäten sind ein Feuerlöscher, ein Toilettenspülkasten vom Baumarkt, ein Rollator, ein Gebiss und ein kompletter Einkauf vom Supermarkt."

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Immer wieder bleibt auch mal ein Tier zurück und auch Kuscheltiere von Kindern. Ebenso wurde einmal eine 100 Kilogramm schwere "Singer Nähmaschine" in den Fahrzeugen gefunden. Etwa 40 Prozent der Sachen werden abgeholt. Die Fundsachen werden bis zu drei Monate aufgehoben, Versteigerungen gibt es nicht.

Im Fundbüro in Dessau-Roßlau wurden 2022 rund 800 Fundsachen abgegeben, 2021 waren es rund 100 weniger, teilte die Stadt mit. Hauptsächlich enthält der Fundus Fahrräder, Handys, Geldbörsen, Brillen, Taschen, Rucksäcke, Textilien, Dokumente, Bargeld und Schlüssel. Bürger haben auch schon Prothesen abgegeben.

Nur rund 30 Prozent der verlorenen Sachen werden abgeholt

Neben zahlreichen Handys und Geldbörsen wird auch das ein oder andere Gebiss oder Hörgerät abgegeben.
Neben zahlreichen Handys und Geldbörsen wird auch das ein oder andere Gebiss oder Hörgerät abgegeben.  © Arne Dedert/dpa

Wertvollste Stücke sind neue Smartphones. Den Angaben zufolge werden zwischen 20 und 30 Prozent der Fundsachen wieder abgeholt. Die Fundsachen werden nach dem Gesetz sechs Monate aufbewahrt. Es werden regelmäßig Fahrräder versteigert, ab und an auch andere Fundgegenstände. Nächster Termin wird voraussichtlich im Frühjahr sein.

In Naumburg wurden nach Angaben der Stadt bis Mitte Dezember vergangenen Jahres knapp 200 Fundsachen abgegeben, ähnlich viele wie im Vorjahr. Ein großer Teil davon sind Schlüssel, Fahrräder, Handys und Geldbörsen. Aber auch Kuriositäten wie Hörgeräte, ein Gebiss, eine Reiseschreibmaschine, ein Parksensoren-System und eine Lanze, füllen die Regale.

Das bislang wertvollste Stück war ein E-Bike, komplett mit Akku, hieß es. Etwa 15 Prozent der verlorenen Sachen werden abgeholt. Das Bürgerbüro lädt jährlich im September im Rahmen der Aktion "Heimat-Shoppen" zur Fundsachenversteigerung auf dem Marktplatz in Naumburg ein.

In der Hansestadt Stendal gab es 159 abgegebene Fundstücke. Darunter befinden sich allerdings nicht nur "verlorene Sachen", sondern auch Gegenstände, die mit Freigabe durch die hiesige Staatsanwaltschaft, abgegeben wurden, teilte die Stadt mit. Im Jahr 2021 wurden mit 330 Funden deutlich mehr Gegenstände abgegeben.

In den Jahren 2021/2022 sind Schlüssel, Mobilfunkgeräte, Fahrräder, elektrische Werkzeugmaschinen, nicht hochwertiger Schmuck, Gehhilfen, ein neues Notebook, Geldbörsen als verlorene Sachen übernommen worden. Auch eine Angel mit Schwimmer und dazugehöriger Rolle wurde abgegeben. Wertvollstes Stück war ein Rennrad, geschätzter Wert: 1500 Euro.

Insgesamt werden rund 30 Prozent der Stücke abgeholt. Die Versteigerung der Fundsachen findet turnusmäßig zum Stendaler Rolandfest statt.

Titelfoto: Bildmontage: Arne Dedert/dpa, Swen Pförtner/dpa

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