Abriss! Historisches Bergcafé in Bad Schandau weicht Altenheim

Bad Schandau - Das Bergcafé hoch oben auf der Ostrauer Scheibe war einst ein beliebtes Ausflugsziel in der Sächsischen Schweiz. Schon allein wegen der prächtigen Holzvillen-Siedlung und dem fantastischen Ausblick.

Eigentümer Gernot Glatz (80) in Ostrau vor seinem Bergcafé, das er abreißen will.
Eigentümer Gernot Glatz (80) in Ostrau vor seinem Bergcafé, das er abreißen will.  © Marko Förster

2018 wurde vorm Lokal sogar eine "Sykwalk"-Aussichtsplattform errichtet. Doch das Café ist schon seit Jahren dicht, verfällt zusehends. Der Eigentümer will dort nun ein Seniorenheim bauen, bald sollen die Abrissbagger anrollen.

Das alte Bergcafé ist an eine historische Holzvilla angeschlossen, wurde wie viele umliegende Häuser um 1903 errichtet. Es galt zu DDR-Zeiten als "Institution", zog Einheimische und Ausflügler an.

Nach der Wende wechselten die Betreiber, bis das Café vor einigen Jahren schloss. Die Villa war da schon länger baufällig. Ein früheres FDGB-Erholungsheim auf dem Grundstück wurde schon abgerissen. Der Denkmalschutz hat auch dem Abriss des Bergcafés zugestimmt.

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"Der Hausschwamm ist im Gebäude, es ist nicht mehr zu retten", sagt der langjährige Eigentümer Gernot Glatz (80) aus Dresden, dem zur Jahrtausendwende viele Hotels in der Region (etwa Elbresidenz, Lindenhof) gehörten.

Seine Vision: "Am Standort soll eine Seniorenresidenz mit Pflege und Gastrobetrieb für Bewohner und Touristen entstehen."

Neue Residenz soll kein Betonklotz werden

Blick ins marode Gebäude, das vom Hausschwamm zerfressen ist.
Blick ins marode Gebäude, das vom Hausschwamm zerfressen ist.  © Marko Förster

Die Gemeinde Bad Schandau ist Herr über das Planverfahren, tritt etwas auf die Bremse. Bürgermeister Thomas Kunack (43, "WV Tourismus") spricht von einem möglichen Abriss "in diesem Jahr".

Derzeit würden Eingebungen der Verwaltung und Bürger geprüft. "Viele waren von der Größe überrascht. Das Objekt muss sich ins Ortsbild einprägen", so Kunack. Ein erster Entwurf gilt als zu massiv.

"Ich will hier keinen Betonklotz reinsetzen", sagt Glatz. "Die Residenz soll sich an Landschaft und Bebauung einpassen." Ihm schwebe ein U-förmiger Komplex aus drei Gebäuden (bis vier Stockwerke) vor. Das Heim soll um die 80 Plätze haben, dazu eine Tiefgarage. Auf bis zu 14 Millionen Euro schätzt er die Investitionskosten.

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Die wolle er aber altersbedingt nicht selbst tragen. Stattdessen will er für das Projekt einen Käufer finden, sobald Bebauungsplan und Gebäudeabriss durch sind. Laut Glatz gibt es bereits Interessenten.

Titelfoto: Marko Förster

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