Alle wollen was vom Millionen-Segen: Reiches Bernstadt? Schön wär's!

Bernstadt - Als der Sandalenhersteller Birkenstock im vergangenen Jahr verkauft wurde, prasselte auf Görlitz und drei Nachbargemeinden wegen der einmaligen Steuerzahlung ein Millionenregen nieder.

Bei Bürgermeister Markus Weise laufen plötzlich Millionen durch.
Bei Bürgermeister Markus Weise laufen plötzlich Millionen durch.  © privat

Allein in Bernstadt auf dem Eigen kamen etwa 30 Mio. Euro an. Der Jubel über den Segen blieb bald im Halse stecken, denn ein Großteil muss weitergereicht werden.

Plötzlich reich! In der Bernstädter Bevölkerung sprudelten nur so die Ideen, wie das Geld angelegt werden kann: die Erneuerung des Waldbades, ein Neubau der Brücke über die Pließnitz, Brandschutz in der Kita oder die Sanierung zahlreicher Schlaglochpisten. Bedarf gibt's reichlich.

Doch bei der letzten Haushaltsberatung mussten die Stadträte zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass nicht so viel bleibt.

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Bürgermeister Markus Weise: "Wir müssen nun laut Finanzausgleichsgesetz Reichensteuer zahlen. Mit etwas Glück bleiben uns höchstens sieben Millionen."

Bernstadt auf dem Eigen (3200 Einwohner) wird weder Kirche noch Rathaus vergolden lassen.
Bernstadt auf dem Eigen (3200 Einwohner) wird weder Kirche noch Rathaus vergolden lassen.  © Matthias Weber/photoweber.de
Die marode Brücke über die Pließnitz bedürfte mal einer Generalüberholung.
Die marode Brücke über die Pließnitz bedürfte mal einer Generalüberholung.  © Matthias Weber/photoweber.de
Für die Verschönerung des Waldbades liegen bereits Konzepte in der Schublade.
Für die Verschönerung des Waldbades liegen bereits Konzepte in der Schublade.  © Matthias Weber/photoweber.de
Über 800 Mitarbeiter hat das Birkenstock-Werk in Bernstadt - so kam die hohe Summe zustande.
Über 800 Mitarbeiter hat das Birkenstock-Werk in Bernstadt - so kam die hohe Summe zustande.  © Matthias Weber/photoweber.de

Banken greifen durch "Strafzinsen" zu

Mit seinen Sandalen erreichte Birkenstock über Jahrzehnte Weltruhm und gehört nun einem Luxusgüter-Konzern.
Mit seinen Sandalen erreichte Birkenstock über Jahrzehnte Weltruhm und gehört nun einem Luxusgüter-Konzern.  © Wolfram Steinberg/dpa

Das sächsische Gesetz schreibt vor, dass finanziell unabhängige Gemeinden den Überfluss abgeben - ein Drittel versickert in der Kreisumlage, zwei Drittel werden auf bedürftigere Gemeinden verteilt. Außerdem krallen sich auch die Banken wegen der derzeit geltenden "Strafzinsen" einen sechsstelligen Betrag.

Doch auch die Rest-Millionen können nicht sofort verbaut werden. Denn als reiche Kommune erhält Bernstadt erstmal nicht die üblichen Schlüsselzuweisungen vom Freistaat. Und da in Sachsen viele Fördertöpfe (z. B. Straßensanierung) gedeckelt oder eingefroren sind, bleiben Investitionen auf der Strecke.

Weise: "Ohne Fördermittel müssten wir über Jahre die nötigen Abschreibungen allein schultern, dann wären wir aber ganz schnell wieder arm."

Titelfoto: Bildmontage: Matthias Weber/photoweber.de/privat

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