So schön ist Sachsens Osten: Auf Pücklers Spuren durch die Lausitz - mit Tipps zum Lesen und für Ausflüge

Bad Muskau - Den schönsten (Buch-)Seiten des Sommers widmet TAG24 eine Heimat-Serie. Kommt mit auf die Reise durch Sachsen auf den Spuren von literarischen Helden und Schriftstellern. Entdeckt das Land neu beim Schmökern durch historische Romane, außergewöhnliche Krimis, Bildbände oder ausgefallene Sachbücher. Lasst Euch locken von liebenswertem Lesestoff mit Lokalkolorit und macht mal Urlaub, wie er im Buche steht.

Am heutigen Sonntag rückt die Lausitz in den Fokus. Dabei lustwandeln wir auf den Spuren der wohl schillerndsten Persönlichkeiten der Region: Fürst Hermann von Pückler-Muskau - Lebemann und Casanova, aber auch visionärer Gartengestalter und meistverkaufter Schriftsteller seiner Zeit.

Die Gestaltung des Muskauer Parks als großzügigen Landschaftspark, mit dem Neuen Schloss im Zentrum, war das Herzensprojekt des Fürsten von Pückler.
Die Gestaltung des Muskauer Parks als großzügigen Landschaftspark, mit dem Neuen Schloss im Zentrum, war das Herzensprojekt des Fürsten von Pückler.  © imago/Rainer Weisflog

"Wer Muskau gesehen hat, hat mir ins Herz geschaut", wird Fürst Pückler oft zitiert. Und so trieb ihn die Gestaltung und Inszenierung des Muskauer Parks Zeit seines Lebens um, und ohne es zu wissen, erschuf er ein Meisterwerk, das 2004 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde. Ein Titel, der dem eitlen Fürsten sicher gut gefallen hätte. Doch ganz von vorn ...

Am 30. Oktober 1785 erblickte Hermann Ludwig Heinrich Graf von Pückler-Muskau das Licht der Welt. Gegen eine lieblose Erziehung rebellierend, war man in Muskau des frechen Jungen bald überdrüssig und Pückler kam mit sieben Jahren ins Internat der Herrnhuter Brüdergemeine in Uhyst bei Bautzen.

Dort erwuchs eine erste zarte Leidenschaft fürs Gärtnern. Denn jeder Schüler besaß sein eigenes Beet und Pückler war eifrig dabei, seines zu bestellen und stetig umzugestalten. Der Weg zum Parkomanen war geebnet, aber längst nicht zielstrebig.

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So versuchte sich der Hallodri zunächst im Jurastudium, ging dann zum Militär, ehe er total verschuldet den Dienst quittierte und durch die Weltgeschichte reiste.

Als er 1810 dann in Weimar mit Goethe über Landschaftsgärtnerei philosophierte, soll dieser gesagt haben: "Verfolgen Sie diese Richtung. Sie scheinen Talent dafür zu haben."

Pückler reiste gern und weit, musste deshalb Muskau verkaufen

Auf seinen unzähligen Reisen war Pückler besonders von orientalischen Bräuchen fasziniert.
Auf seinen unzähligen Reisen war Pückler besonders von orientalischen Bräuchen fasziniert.  © picture-alliance/akg-images

Doch erst vier Jahre später, auf seiner ersten Englandreise, packte ihn das Parkomanie-Fieber endgültig. Als er 1815 nach Muskau zurückkehrte, schritt er voller Eifer zur Tat.

Seine Untertanen forderte er auf, "dass jeder Einwohner dieser Stadt es Mir gerne gönnen wird, auch eine Lieblingsneigung zu befriedigen, [...]. Ich meine die Anlegung Meines Parks".

So begann er im Frühjahr 1817 auf über 830 Hektar 800.000 Bäume und 42.000 Sträucher zu pflanzen. Um seine Pläne verwirklichen zu können, siedelte er sogar ein ganzes Dorf um, entwässerte Wiesen und leitete die Neiße um.

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"Der Park soll nur den Charakter der freien Natur und der Landschaft haben, die Hand des Menschen also wenig darin sichtbar sein und sich nur durch wohlunterhaltene Wege und zweckmäßig verteilte Gebäude bemerkbar machen", beschrieb er 1834 in seinem Buch "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei" seine Vision vom Muskauer Park, die auch drei Jahrzehnte später noch nicht vollendet sein sollte.

Doch das Geld war aufgebraucht - auch durch seine ausgedehnten, jahrelangen Reisen, unter anderem nach Algerien, Tunis, Ägypten, den Vorderen Orient und Kleinasien. Und so musste Pückler Muskau schließlich verkaufen. 1845 zog er nach Branitz. Doch sein Herz, es hing an Muskau.

"Muskau … die That meines Lebens", resümierte er am 7. September 1846 in seinem Tagebuch. Noch im selben Jahr begann er dann aber mit den Arbeiten am Branitzer Park, wo er in einer ägyptischen Pyramide 1871 seine letzte Ruhestätte fand - so extravagant, wie Pückler eben war.

Empfehlungen zum Schmökern und Ausfliegen

Eine Büste erinnert an den Wohnort Jacob Böhmes in Zgorzelec (Görlitz). Das Musiktheater "Im Berg" feiert beim Lausitz Festival Premiere.
Eine Büste erinnert an den Wohnort Jacob Böhmes in Zgorzelec (Görlitz). Das Musiktheater "Im Berg" feiert beim Lausitz Festival Premiere.  © Montage: IMAGO/Hanke, IMAGO/Rainer Weisflog

• Der 1575 in Polen geborene Jacob Böhme siedelte 1599 nach Görlitz um. Ohne höhere Schulbildung verfasste der Schuhmacher dort 1612 die philosophische Schrift "Aurora", sein bedeutendstes Werk. Ziel des Mystikers: die "wahre" Reformation, die Einheit von Mensch und Gott, ganz ohne Priesterhierarchie. Im ehemaligen Wohnhaus (Ulica Daszynskiego 12, Zgorzelec) befindet sich eine Ausstellung zu seinem Leben und Werk.

• Eindrückliche Momentaufnahmen aus viereinhalb Jahrzehnten hat Jürgen Matschie in seinem Bildband "Tief im Osten - Die Lausitz im Wandel 1976–2020" zusammengetragen. Weil das Buch aktuell vergriffen ist, plant der Mitteldeutsche Verlag eine Nachauflage.

• Der aus Rammenau stammende Johann Gottlieb Fichte war neben Kant und Hegel einer der bedeutendsten Vertreter des Deutschen Idealismus (18./19. Jahrhundert). In Rammenau ist die Präsenz des Philosophen vielerorts noch spürbar. So erinnern das Neue Fichte-Denkmal in der Johann-Gottlieb-Fichte-Straße oder auch ein Denkmal im Park des schönen Land-Barockschlosses Rammenau an ihn. Zudem kann man kulinarisch in der "Fichtestube" einkehren.

• 50 Veranstaltungen an 25 Orten der brandenburgischen und sächsischen Lausitz umfasst das diesjährige Lausitz Festival unter dem Motto "aufBruch" vom 25. August bis 16. September. Dabei werden über 550 Künstler bei Konzerten, Theater, philosophischen Diskussionsrunden oder auch Lesungen zu erleben sein. Info: www.lausitz-festival.eu

• Amüsant geschrieben und gespickt mit zahlreichen Geschichten rund um den schillernden Fürsten: "Fürst Pückler. Ein Lebensbild in Anekdoten" von Dorothee Nolte, erschienen beim Eulenspiegel Verlag.

• "Nathan der Weise", "Minna von Barnhelm" oder auch die Fabel "Die Nachtigall und die Lerche": Sie alle stammen aus der Feder von Gotthold Ephraim Lessing, dem berühmten Kamenzer Sohn. So kann man dem 1729 geborenen Pfarrersbuben in der Lessingstadt ganz nahe sein - bei einem Besuch seiner Geburtsstätte, der Taufkirche St. Marien oder auf dem einstigen Schulweg Lessings durch die Innenstadt.

Lesetipps

Diese Bücher müssen Lausitz-Fans gelesen haben.
Diese Bücher müssen Lausitz-Fans gelesen haben.  © Montage: PR (3)

Mit besten Grüßen von Lektoren der Städtischen Bibliotheken Dresden: Buch-Tipps aus der Region.

• Otfried Preußler Krabat

Dieser Klassiker spielt rund um die Schwarze Mühle im Koselbruch bei Schwarzkollm und basiert auf einer sorbischen Sage. Der zeitlose Kampf zwischen Gut und Böse fasziniert größere Kinder (ab ca. 12) genauso wie Erwachsene. Auf den Spuren der Geschichte kann man rund um Hoyerswerda heute noch wandeln – ein lohnendes Ausflugsziel für die ganze Familie.

• Thomas Finn – Whispering Fields

Gerade neu erschienen ist ein Horrorthriller, der auf einer sorbischen Sage basiert. Menschen verschwinden ohne jede Spur, Kornkreise tauchen auf, Leichen werden gefunden. Tauchen Sie ein in die Geschehnisse in der Lausitz und genehmigen Sie sich bei diesen heißen Sommertagen eine Abkühlung mit diesem Roman.

• Lukas Rietzschel Mit der Faust in die Welt schlagen

Zwei Brüder, die sich politisch völlig gegensätzlich entwickeln. Das Buch spielt in der Lausitz, die Gegend ist strukturschwach, Jugendliche suchen vergeblich Halt in ihren Familien, finden schlussendlich Heimat in einer Clique …

Titelfoto: Montage: IMAGO/Rainer Weisflog, picture-alliance/akg-images

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