Aus der Frauen-Traum: Sachsens Polizeispitze bleibt männlich
Dresden - Vom VoPo-Hauptmann zum Landespolizeipräsidenten: In wenigen Wochen endet die 44-jährige Dienstzeit von Horst Kretzschmar (62) - und Sachsens höchstes Polizeiamt muss neu besetzt werden. Zu der von vielen erwarteten ersten Frau an der Polizeispitze wird es aber nicht kommen. Auf der Zielgeraden hat Dresdens Polizeipräsident Jörg Kubiessa (56) die lange favorisierte LKA-Chefin Sonja Penzel (49) noch abgefangen.

Innenminister Roland Wöller (51, CDU) hatte noch versucht, ihn zu einer Dienstzeitverlängerung zu überreden. Doch sein LPP, der ihm sonst keinen Wunsch abschlagen konnte, sich bei jedem Skandal und jeder Affäre als Kugelfang vor seinen Minister stellte, hat diesmal "Nein" gesagt.
"Nun ist Schluss, 44 Jahre sind genug - jetzt bin ich für meine Frau da, werde meine drei Kinder und die sechs Enkelkinder besuchen", sagt Horst Kretzschmar im Telefonat mit TAG24.
Um die Nachfolge von "Eisenhorst", wie der Gründer und langjährige Chef des sächsischen SEK (1992 - 2004) in der Truppe ehrfurchtsvoll genannt wird, gab es zuletzt ein internes Rennen. Eigentlich wollte Minister Wöller, der als Förderer von Frauen gilt und sich gern mit weiblichem Personal umgibt, Sachsens Polizeispitze erstmals mit einer Beamtin besetzen.
Seine Favoritin: die einstige Chemnitzer Polizeipräsidentin Sonja Penzel, die im Mai vorigen Jahres in einer Hau-Ruck-Rochade den wegen des Munitionsskandals in Ungnade gefallenen LKA-Chef Petric Kleine (59) ersetzen musste.


Am 31. März wird der Neue im Landtag ernannt

Doch Kretzschmars Nein zur einjährigen Verlängerung ist nun der Strich durch die Penzel-Rechnung. Wöller, so heißt es aus seinem Haus, wolle die LKA-Führung nicht schon wieder neu besetzen.
Zudem habe Wöller zuletzt lernen müssen, dass die fachlich versierte und selbstbewusste Juristin keineswegs so pflegeleicht ist wie "Kugelfang" Horst und auch immer mal widerspricht.
Mit Jörg Kubiessa, der nach Kabinettsbeschluss am 31. März im Landtag feierlich zum neuen Landespolizeipräsidenten ernannt werden soll, rückt nun der "Ziehsohn" Kretzschmars nach. Schon 2019 beerbte er den "Eisenhorst" - als Polizeipräsident in Dresden. Bis dahin diente Kubiessa in der Chemnitzer Direktion als Leiter Führungsstab - unter der Präsidentin Penzel.
"Der Jörg ist ein Guter, der ist der Richtige für den Job", gibt Noch-LPP Kretzschmar seine Sympathien unumwunden zu. Und in sechs Jahren, wenn Kubiessa das Ruhestandsalter erreicht hat, ist ja immer noch Zeit für eine "weibliche Lösung".
Titelfoto: Bildmontage: fotojump, Steffen Füssel