Bis zu 10.000 Arbeitsplätze! Von der alten Zuckerfabrik zu neuer Job-Maschine für Sachsen?

Delitzsch - Chemie-Industrie bedeutet verseuchtes Wasser, dreckige Luft und jede Menge giftige Abfälle. Diese Ungleichung will das "Center for the Transformation of Chemistry" (CTC) mit neuen Denkansätzen lösen. Spitzenforschung in Sachsen mit jeder Menge Manpower.

Delitzschs Amtsleiterin Patricia Groth (42, v.l.), OB Manfred Wilde (61, parteilos), Regionalminister Thomas Schmidt (62, CDU) und Landrat Kai Emanuel (55, parteilos) freuen sich, dass es in der Kreisstadt endlich losgeht.
Delitzschs Amtsleiterin Patricia Groth (42, v.l.), OB Manfred Wilde (61, parteilos), Regionalminister Thomas Schmidt (62, CDU) und Landrat Kai Emanuel (55, parteilos) freuen sich, dass es in der Kreisstadt endlich losgeht.  © dpa/Sebastian Willnow

In den nächsten Jahren sollen bis zu 10.000 neue Arbeitsplätze durch und im Umfeld der Großansiedlung im nordsächsischen Delitzsch entstehen.

Am Mittwoch übergab Sachsens Regionalminister Thomas Schmidt (62, CDU) einen Fördermittelbescheid in Höhe von 228.000 Euro im Rahmen der neuen Förderrichtlinie RegioPlan zur Entwicklung von Gewerbegebieten. "Das ist ein ganz wichtiges Vorhaben für die Strukturentwicklung hier im Mitteldeutschen Revier", sagt er.

Motor und Vordenker des Projekts ist Peter H. Seeberger (57), Direktor des Max-Planck-Instituts Potsdam und Professor für Chemie an der Freien Universität Berlin. Bei seinem interdisziplinären Ansatz geht es im Kern darum, den Industriezweig ganz neu zu denken.

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Die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen soll durchbrochen und der für gewöhnlich enorme Ausstoß von CO2 vermieden werden. Stattdessen soll die Chemie-Industrie auf Basis nachwachsender Rohstoffe zur "Recyclingwirtschaft" werden. Der Startschuss für das CTC soll 2027 fallen.

Auf dem Gelände des künftigen CTC wurde bis 2001 über 100 Jahre lang Zucker produziert. Nun wird das Areal zum Hochtechnologie- und Forschungsstandort.
Auf dem Gelände des künftigen CTC wurde bis 2001 über 100 Jahre lang Zucker produziert. Nun wird das Areal zum Hochtechnologie- und Forschungsstandort.  © dpa/Sebastian Willnow

"Center for the Transformation of Chemistry" will CO2-Ausstoß verringern

Süße Vergangenheit: Neben der Produktion von raffiniertem Zucker wurden in Delitzsch auch Süßwaren wie Weihnachtsmänner oder Pralinen hergestellt. Die Schokoladenfabrik produziert noch heute.
Süße Vergangenheit: Neben der Produktion von raffiniertem Zucker wurden in Delitzsch auch Süßwaren wie Weihnachtsmänner oder Pralinen hergestellt. Die Schokoladenfabrik produziert noch heute.  © picture-alliance / dpa/dpaweb/Waltraud Grubitzsch

Noch stehen auf dem 42 Hektar großen Gelände die Reste einer ehemaligen Biogas-Anlage. Davor war das Areal seit 1889 Zuckerfabrik. Nachdem die Anlagen in Folge des 2. Weltkriegs als Reparationszahlungen nach Russland gingen, wurde das Werk ab 1952 wiederaufgebaut.

1971 wurde es als "bester Betrieb" der 42 DDR-Werke der zuckerproduzierenden Industrie ausgezeichnet. 1991 übernahm die Südzucker AG die Regie, 2001 war dann Schluss.

Das CTC ist eines von zwei Großforschungszentren, die im Zuge des Strukturwandels unter Federführung des Bundes und des Freistaates neu in Sachsen entstehen.

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Nummer zwei ist das Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA) in Görlitz. Für beide Projekte fließen bis 2038 jeweils 1,1 Mrd. Euro. Für das CTC entsteht zudem ein Filialstandort in Sachsen-Anhalt für bis zu 380 Mio. Euro.

Eine Standortentscheidung soll laut dem sachsen-anhaltischen Energieministerium spätestens Anfang 2024 fallen.

Titelfoto: dpa/Sebastian Willnow

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