Bischofswerda: Der perfide Plan des Amokläufers wurde nur durch Zufall vereitelt

Bischofswerda - Der Amoklauf im Bischofswerdaer Schulkomplex Kirchstraße - es hätte alles noch viel schlimmer kommen können! Wie erste Ermittlungen ergaben, wollte der Attentäter offenbar das gesamte Schulgebäude in Brand stecken. Der Drittklässler, der dem 16-Jährigen in die Quere kam und niedergestochen wurde, ist so zum Retter seiner Schulkameraden geworden.

Beamte der Spurensicherung verlassen das Schulhaus - sie fanden überall Brandbeschleuniger.
Beamte der Spurensicherung verlassen das Schulhaus - sie fanden überall Brandbeschleuniger.  © Rocci Klein

Es war ein perfider Plan: Mit Flaschen und Spritzpistolen voller Spiritus, Feuerzeugen und Messern hatte sich Steve G. am Mittwochmorgen in das Schulgebäude geschlichen. Wie die Spurensicherung ergab, hatte er im Bereich der Oberschule bereits auf vier Etagen den Brandbeschleuniger in den Gängen verspritzt. Kinder und Lehrer in den Unterrichtsräumen merkten davon nichts.

Doch dann geschah etwas für den Amokläufer Ungeplantes: Im Bereich der Grundschule öffnete sich plötzlich eine Tür. Der Achtjährige musste austreten - und lief auf dem Weg zur Toilette dem Täter in die Arme.

Offenbar aus Angst vor der Entdeckung zog Steve G. sein Messer und stach auf den wehrlosen Grundschüler ein. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Tötungsvorsatz aus, ermittelt wird wegen eines versuchten Tötungsverbrechens.

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Während sich der Achtjährige mit letzter Kraft davonschleppte und von einem Lehrer entdeckt wurde, entfachte der Amokläufer eine mit Brandbeschleuniger getränkte Lunte.

Hausmeister der Schule wird zum Lebensretter

Nach dem Amoklauf eilten viele verängstigte Eltern zur Schule. Am Donnerstagabend fand dann eine Eltern-Informationsveranstaltung statt.
Nach dem Amoklauf eilten viele verängstigte Eltern zur Schule. Am Donnerstagabend fand dann eine Eltern-Informationsveranstaltung statt.  © LausitzNews/Jens Kaczmarek
Die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes dokumentierte auch am Donnerstag in dem Schulgebäude sämtliche Fundstellen von Utensilien des Amokläufers.
Die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes dokumentierte auch am Donnerstag in dem Schulgebäude sämtliche Fundstellen von Utensilien des Amokläufers.  © Rocci Klein

Ob er sich damit bewusst selbst anzünden wollte, oder ob verschütteter Spiritus auf seiner Kleidung beim Anzünden in Brand geriet, ist den Ermittlern noch ein Rätsel. Binnen Sekunden muss der 16-Jährige in Flammen gestanden haben.

In diesem Moment traf der Schul-Hausmeister Peter B. (59) auf Steve G. Was dann geschah, schilderte dessen Frau Birgit (60) in bewegten Worten: "Er stand ganz ruhig da und schaute meinen Mann an. Er packte ihn am Arm und zerrte ihn zum nächsten Feuerlöscher. Er lief auch mit und ließ sich kommentarlos löschen. Er hatte mit seinem Leben schon abgeschlossen."

Der Hausmeister löschte den Attentäter und rettete ihm so vermutlich das Leben.

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Steve G. wurde ins Leipziger Brandverletztenzentrum geflogen und dort ins Koma versetzt. Rund 80 Prozent seiner Haut sollen verbrannt sein.

Das Motiv des Amokläufers ist bislang unklar. Bis 2021 lernte der 16-Jährige selbst hier, verließ die Oberschule mit einem Hauptschulabschluss.

Schule geht wieder weiter

Kultusminister Christian Piwarz (48, CDU) informierte sich vor Ort über die Ereignisse.
Kultusminister Christian Piwarz (48, CDU) informierte sich vor Ort über die Ereignisse.  © Rocci Klein

Der schwer verletzte Schüler, der unbewusst zum Helden wurde, liegt ebenfalls noch im Krankenhaus. Er soll inzwischen übern Berg sein und sich langsam erholen.

Am gestrigen Donnerstag besuchte Kultusminister Christian Piwarz (48, CDU) das Schulzentrum, sicherte den Lehrkräften Unterstützung bei der Aufarbeitung des traumatischen Geschehens zu. Am Abend gab es eine Informationsveranstaltung für die Eltern.

Am heutigen Freitag soll der Schulbetrieb mit Klassenleiterstunden wieder anlaufen.

Titelfoto: Rocci Klein

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