Blutige Vorgeschichte: So soll das Lausitzer Scharfrichterhaus gerettet werden!

Bautzen - Hier soll vor 300 Jahren noch der Scharfrichter residiert haben. Die blutige Geschichte des Scharfrichterhauses in Lissahora (Lausitz) ist längst Vergangenheit - und erhält jetzt eine neue Zukunft.

Dieter Petschel (85, l.) vom Verein Kultur- und Heimatfreunde Neschwitz und Arnd Matthes (57, r.) von der Stiftung Umgebindehaus legen für die Rettung auch selbst mit Hand an.
Dieter Petschel (85, l.) vom Verein Kultur- und Heimatfreunde Neschwitz und Arnd Matthes (57, r.) von der Stiftung Umgebindehaus legen für die Rettung auch selbst mit Hand an.  © Norbert Neumann

Der historische, vom Verfall bedrohte Bau soll neben der alten Bockwindmühle in Luga wieder aufgebaut werden.

Dieser Mission haben sich die Kultur- und Heimatfreunde Neschwitz verschrieben. Um das rund 300 Jahre alte, beschädigte Fachwerkgebäude vor der "Hinrichtung" zu bewahren, greifen die Vereinsmitglieder sogar zu Hammer und Meißel.

Doch was hat es mit dem Scharfrichterhaus eigentlich auf sich? Der Krabatsage nach soll hier im 18. Jahrhundert der Scharfrichter Bundermann gelebt haben.

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Im Auftrag von August dem Starken enthauptete er Verschwörer, stand dabei "bis über die Knöchel im Blute".

Der Vereinsvorsitzende Dieter Petschel (85): "Wenn wir schon etwas Historisches haben, soll es auch erhalten bleiben."

Wie die eingeritzten Ziffern im Türbalken verraten, wurde das alte Fachwerkhaus 1790 umgebaut. Die Sense in der Mitte gilt als Symbol des Scharfrichters.
Wie die eingeritzten Ziffern im Türbalken verraten, wurde das alte Fachwerkhaus 1790 umgebaut. Die Sense in der Mitte gilt als Symbol des Scharfrichters.  © Stiftung Umgebindehaus

Gruppe möchte das Scharfrichterhaus retten: Balken für Balken wird umgezogen!

Das Scharfrichterhaus soll künftig auf dem Grundstück der Lugaer Bockwindmühle stehen.
Das Scharfrichterhaus soll künftig auf dem Grundstück der Lugaer Bockwindmühle stehen.  © Norbert Neumann

Bei einem Sturm 2018 wurde das Dach des Scharfrichterhauses stark beschädigt. Das Amt für Denkmalpflege empfahl den Abriss. "Da musste etwas passieren."

Noch im selben Jahr gründete sich die Arbeitsgruppe zur Rettung des Scharfrichterhauses. Mit dabei: Arnd Matthes (57) von der Stiftung Umgebindehaus in Ebersbach.

"Zunächst musste ein neuer Standort gefunden werden", sagt der erfahrene Denkmalpfleger. "Ideen gab es viele, aber Scharfrichter waren immer etwas abseits vom Dorfzentrum untergebracht.

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So kam es, dass das Grundstück der Lugaer Bockwindmühle in den Fokus der Heimatfreunde geriet.

Aber wie schickt man ein Haus auf die Reise? "Wir haben Balken für Balken vorsichtig abgetragen", erinnert sich Petschel (85).

"Insgesamt 209 Stück. Auch den alten Lehm, die Fundament-Steine und einen alten Ofen konnten wir retten."

Das beschädigte Scharfrichterhaus am alten Standort in Lissahora. Der Besitzer schenkte das Gebäude dem Neschwitzer Heimatverein.
Das beschädigte Scharfrichterhaus am alten Standort in Lissahora. Der Besitzer schenkte das Gebäude dem Neschwitzer Heimatverein.  © Stiftung Umgebindehaus

Ende Mai soll dann der Wiederaufbau starten. Nur eins fehlt den Heimatfreunden noch zu ihrem Glück: das nötige Kleingeld. Auf der Spendenplattform "99Funken" haben sie deshalb eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, die bis zum 7. Mai läuft.

Wer spenden möchte, kann das unter 99funken.de/Scharfrichterhaus tun.

Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann, Stiftung Umgebindehaus

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