Da nützt auch das Deutschlandticket nichts: Nur jeder zweite Sachse hat die Möglichkeit auf Bus oder Bahn!
Dresden - Nur knapp die Hälfte der Sachsen ist am Wohnort ans öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen. Geht gar nicht, meint die Linke und legt am morgigen Mittwoch im Landtag einen Entwurf vor - das "ÖPNV-Gesetz-für-alle".
Nahverkehrs-Paradies Sachsen: Der 21 Seiten starke Gesetzentwurf enthält ziemlich weitgehende Festlegungen. So sollen Gemeinden mit mehr als 500 Einwohnern mindestens im Zweistundentakt, Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern mindestens im Halbstundentakt durch Bus, Bahn oder vergleichbare Angebote bedient werden.
"Wo weder Bus noch Bahn fahren, hilft schließlich auch kein Deutschlandticket", begründete die Fraktion im Vorfeld ihre Initiative.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert Bedienstandards, wie sie nun auch die Linke will, schon lange. Lob und Kritik kommt vom Fahrgastverband Pro Bahn.
"Von dem Gesetzesentwurf gehen einige positive Impulse aus", sagt Markus Haubold (37) vom Fahrgastverband Pro Bahn Mitteldeutschland.
Die aktuellen Entwicklungen rund um das Deutschlandticket blieben darin aber weitgehend unberücksichtigt.
Pro Bahn: Sachsen tritt in Mobilitäts-Themen auf der Stelle
Aber auch mit hätte der Entwurf wohl kaum eine Chance.
Vielleicht einer der größten Knackpunkte: Der ÖPNV soll per Gesetz zur Pflichtaufgabe für Städte und Gemeinden werden. Doch damit wären die Kommunen finanziell komplett überfordert.
Trotz des 2019 beschlossenen Landesverkehrsplans 2030 und den knapp 1,1 Milliarden Euro, die der Bund für Schienenprojekte bis 2031 nach Sachsen pumpen will, besteht im ÖPNV in Sachsen noch großer Handlungsbedarf.
Haubold: "Bei Vorhaben wie der geplanten sächsischen Mobilitätsgesellschaft sowie der Prüfung von Bahnreaktivierungen tritt man auf der Stelle."
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