Damit die alte Wäscherolle wieder in Betrieb geht: Bürgermeister sucht eine Mangelfrau

Lohsa - Zu DDR-Zeiten waren sie keine Mangelware, heute findet man sie fast nur noch im Museum: In sogenannten Kaltmangeln rollten Oma und Opa ihre Wäsche glatt.

Bürgermeister Thomas Leberecht (43, CDU) sucht eine ehrenamtliche Kraft, welche die Zeiten für den Gebrauch der alten Kaltmangel koordiniert.
Bürgermeister Thomas Leberecht (43, CDU) sucht eine ehrenamtliche Kraft, welche die Zeiten für den Gebrauch der alten Kaltmangel koordiniert.  © Eric Münch

Die Gemeinde Lohsa (bei Hoyerswerda) hat jetzt so eine historische Apparatur wieder flottgemacht. Denn der Bedarf der Einheimischen ist ungebrochen...

Schon als kleiner Bub begleitete Bürgermeister Thomas Leberecht (43, CDU) Mutter und Oma, half mit beim Wäscherollen: "Sie sagten schon damals, kalt gemangelt ist besser als heiß gebügelt."

Ältere Jahrgänge schworen auf die wuchtigen Kaltmangeln, die seit dem 19. Jahrhundert bis zu Ost-Zeiten an vielen Ecken und Betrieben standen.

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Wäsche wurde in den hölzernen Apparaturen durch Walzen gerollt und so geglättet. Die einst gebräuchlichen Handkurbeln wurden später durch Elektromotoren ersetzt.

"Nach der Wende gingen die meisten dann aber nach und nach kaputt", sagt der Bürgermeister.

Ersatzteile waren kaum zu beschaffen. Bedeutende Wäschemangel-Hersteller wie "Seilers Maschinenfabrik Liegnitz" (heute das polnische Legnica) in Niederschlesien gab es nicht mehr.

Das gute Stück stammt aus dem Jahr 1933, wurde in Seilers Maschinenfabrik Liegnitz gebaut.
Das gute Stück stammt aus dem Jahr 1933, wurde in Seilers Maschinenfabrik Liegnitz gebaut.  © Eric Münch
Früher fanden sich die Kaltmangeln in zahlreichen Wohnkomplexen und Betrieben.
Früher fanden sich die Kaltmangeln in zahlreichen Wohnkomplexen und Betrieben.  © picture-alliance/dpa/Waltraud Grubitzsch

Einheimische wollen endlich wieder Wäsche durch die Mangel drehen - in dem Fall buchstäblich

Hier gehen die Lohsaer (hoffentlich) bald wieder ihre Wäsche rollen.
Hier gehen die Lohsaer (hoffentlich) bald wieder ihre Wäsche rollen.  © Eric Münch

Vor zwei Jahren ging Lohsas letzte Mangel im Einsatz kaputt. "Seitdem fragen immer wieder Bürger nach, die gerne wieder rollen würden", so Leberecht. "Die Nachfrage ist gerade bei älteren Herrschaften ungebrochen."

Ersatz fand sich tatsächlich im Keller der Grundschule im Nachbarort. Dort stand jahrelang eine Kaltmangel (drei Meter lang, eine Tonne schwer) herum.

Die Gemeinde machte sie wieder flott. "Jetzt suchen wir eine Mangelfrau, die sich ehrenamtlich um die Zuteilung der Wäschezeiten kümmert und die Einweisung an der Maschine übernimmt", sagt der Bürgermeister.

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Dann können die Einheimischen endlich wieder ihre Wäsche durch die Mangel drehen...

Titelfoto: picture-alliance/dpa/Waltraud Grubitzsch/Eric Münch

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