Die surrende Gefahr aus der Luft: Mücken verbreiten gefährliches West-Nil-Virus in Sachsen

Sachsen - Kaum ist Corona am Verschwinden, kommt das nächste Virus um die Ecke. Das aus Afrika nach Europa eingewanderte West-Nil-Virus (WNV) ist nun auch in Sachsen auf dem Vormarsch. Übertragen wird es von einer fiesen Stechmücke.

Biologin Doreen Werner bestimmt unterm Stereomikroskop Arten von Stechmücken.
Biologin Doreen Werner bestimmt unterm Stereomikroskop Arten von Stechmücken.  © Christian Haecker

Seit Tagen surrt es wieder in der Luft. Stechmücken-Geschwader sind in der Luft und suchen nach Opfern. Es beginnt die Zeit der juckenden Quaddeln. Doch einige der Blutsauger haben fiese Fracht an Bord.

Seit einigen Jahren sei bekannt, dass heimische Stechmücken den Erreger des West-Nil-Fiebers übertragen können, sagt Dr. Doreen Werner, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf). Und erklärt: "Der Osten ist neben Bayern Hotspot für die Verbreitung - warum, wissen wir noch nicht."

In Sachsen wurde das von heimischen Mücken übertragene West-Nil-Virus beim Menschen erstmals 2019 aktenkundig. Nach Angaben des Sozialministeriums wurden seither 14 Erkrankungsfälle gemeldet.

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Die elf Männer und drei Frauen im Alter von 24 bis 85 Jahren erkrankten unter anderem an Enzephalitis und Meningitis, manche litten an Grippesymptomen. Ein 73-Jähriger überlebte die Infektion nicht. Die Dunkelziffer der WNV-Erkrankungen dürfte aber weitaus höher liegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wird eine Infektion zumeist gar nicht bemerkt.

Ursprünglich kommt das West-Nil-Virus in wärmeren Regionen der Erde vor. Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts hatten allerdings Hausmücken bereits als Überträger des Erregers identifiziert und festgestellt, dass das WNV in heimischen Stechmücken überwintert. "Je wärmer es dann wird, umso besser können sich die Krankheitserreger weiterentwickeln", erklärt Biologin Werner.

So sieht das West-Nil-Virus unterm Elektronenmikroskop aus.
So sieht das West-Nil-Virus unterm Elektronenmikroskop aus.  © DPA
Eine mit Blut vollgesaugte heimische Stechmücke. Manche übertragen das gefährliche West-Nil-Virus. Vor allem in der Region Leipzig traten bisher Infektionen auf.
Eine mit Blut vollgesaugte heimische Stechmücke. Manche übertragen das gefährliche West-Nil-Virus. Vor allem in der Region Leipzig traten bisher Infektionen auf.  © Patrick Pleul/dpa

Globalisierung und Klimawandel begünstigen Ausbreitung des West-Nil-Virus in Sachsen

Der Klimawandel führe dazu, dass sich die Viren in den Mücken besser vermehren können. Zudem würden durch den globalisierten Warenverkehr auch gefährliche Tropen-Insekten wie die Asiatische Tigermücke eingeschleppt. Bisher ist der gestreifte Blutsauger, der unter anderem Dengue- und Chikungunya-Viren überträgt, nur in Süddeutschland aufgetreten. In Sachsen sei noch keine Einschleppung dokumentiert worden, erklärte das Sozialministerium auf Anfrage.

Kein Scherz: Zalf-Biologin Werner bittet die Sachsen, Mücken an ihr Institut zu schicken. Dort wird dann die Art bestimmt und in einen Mückenatlas eingetragen. Nur so erfährt die Wissenschaft, welche der weltweit 3500 Mückenarten inzwischen bei uns verbreitet sind.

Titelfoto: Patrick Pleul/dpa

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