Dippoldiswalde macht gegen Flüchtlingsheim mobil: OB Körner bangt um sozialen Frieden

Dippoldiswalde - Konkrete Pläne für ein weiteres Flüchtlingsheim sind den Dippoldiswaldern zu viel! Gemeindevertreter quer durch alle politische Lager unterzeichneten jetzt einen Brief an das Landratsamt. Man bange um den sozialen Frieden in der Großen Kreisstadt.

Das frühere Berufsschulzentrum Dippoldiswalde ist als zweite Gemeinschaftsunterkunft für 200 Flüchtlinge geplant.
Das frühere Berufsschulzentrum Dippoldiswalde ist als zweite Gemeinschaftsunterkunft für 200 Flüchtlinge geplant.  © Egbert Kamprath

In dem Schreiben an Landrat Michael Geisler (63, CDU) macht die Mehrheit der Stadträte ihrem Unmut Luft. Denn die Landkreis-Verantwortlichen wollen ab Herbst gut 200 Flüchtlinge im leer stehenden Gebäudekomplex des ehemaligen Berufsschulzentrums (BSZ) an der Weißeritzstraße unterbringen. Nur 450 Meter vom Bahnhof entfernt.

"Die dezentrale Unterbringung ist uns für die Sicherung des sozialen Friedens in der Stadt sehr wichtig." Konkret fordere man, die Aufteilung der Flüchtlinge auf Kommunen zu lenken, die ihre Aufnahmequote noch nicht erfüllt haben.

Das ins Auge gefasste BSZ-Gelände gehört dabei der kreiseigenen Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft GVS.

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"Deshalb kann die Stadt leider nicht viel Einfluss darauf nehmen", erklärt Peter Kroh (34, Linke).

Landrat Michael Geisler (63, CDU) muss entscheiden, ob es zu einer weiteren Gemeinschaftsunterkunft kommt.
Landrat Michael Geisler (63, CDU) muss entscheiden, ob es zu einer weiteren Gemeinschaftsunterkunft kommt.  © Daniel Förster
Bürgermeisterin Kerstin Körner (51, CDU) plädiert für überschaubare Zuweisungen von Geflüchteten, um die nötigen Netzwerke aufzubauen.
Bürgermeisterin Kerstin Körner (51, CDU) plädiert für überschaubare Zuweisungen von Geflüchteten, um die nötigen Netzwerke aufzubauen.  © Holm Helis

Landrat will Brief "fachlich" prüfen lassen

Im vergangenen Monat demonstrierten rund Hundert Teilnehmer gegen die geplante Unterkunft. Darunter auch die als rechtsextrem eingestuften "Freien Sachsen".
Im vergangenen Monat demonstrierten rund Hundert Teilnehmer gegen die geplante Unterkunft. Darunter auch die als rechtsextrem eingestuften "Freien Sachsen".  © Egbert Kamprath

Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (51, CDU) formuliert die Bitte der Stadträte zum Standpunkt um: "Als beste Integrationsmaßnahme sehe ich die sofortige Aufnahme einer Beschäftigung und das gleichzeitige Erlernen der deutschen Sprache. Dazu bauen wir Netzwerke auf. Wir brauchen da Zeit zum Luftholen, sonst ist der soziale Frieden gefährdet."

Dipps hat rund 10.500 Einwohner. Laut Statistik des Landratsamts Pirna sind 203 Flüchtlinge in der Gemeinschaftsunterkunft im Ortsteil Schmiedeberg (acht Kilometer entfernt) untergebracht. Zum Vergleich: In Freital, mit einer Einwohnerzahl von rund 40.000, gibt es "nur" 166 Geflüchtete.

Derweil lässt der Landrat über einen Sprecher ausrichten, dass man den Brief "fachlich und inhaltlich prüfen und in die Entscheidungsfindung einbeziehen" werde.

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Titelfoto: Bildmontage: Egbert Kamprath, Holm Helis

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