Drückendes Problem: Feuchttücher machen Kläranlagen zu schaffen

Leipzig - Ab ins Klo: Täglich werden in Sachsen Dinge über die Toilette entsorgt, die dort nichts zu suchen haben. Die Entsorger kämpfen mit Medikamenten, Hygieneartikeln aller Art - und Mehrkosten. Ein Fall für den "Internationalen Tag des Toilettenpapiers".

1800 Tonnen Müll fischen die Stadtwerke Leipzig jährlich aus dem Abwasser.
1800 Tonnen Müll fischen die Stadtwerke Leipzig jährlich aus dem Abwasser.  © Ralf Seegers

Wie viele Witze über das Hamstern von Klopapier im ersten Corona-Jahr gerissen wurden, ist nicht belegt. Wann Toilettenpapier erfunden wurde, dagegen schon.

1857 kam es in den USA auf den Markt, 1880 dann auch in Deutschland. Das heute angebotene Papier zerfällt in der Kanalisation, Feuchttücher nicht. "Sie gehören nicht in die Toilette, weil die synthetischen Fasern reißfest sind und sich nicht auflösen", sagt Katja Gläß (43) von den Leipziger Wasserwerken.

Ein echtes Problem. Die Tücher setzen die Pumpen zu und führen zu Havarien im Kanalnetz. Täglich werden in der Kläranlage im Rosenthal insgesamt bis zu zehn Tonnen Müll aus dem Abwasser gefischt, rund 1800 Tonnen im Jahr.

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Die Stadtentwässerung Dresden fischt jährlich sogar rund 2700 Tonnen Müll aus dem Abwasser.

"Deren Entsorgung kostet jährlich bis zu 300.000 Euro", sagt Stadtwerke-Sprecher Torsten Fiedler (57). Tendenz - auch durch den steigenden Verbrauch an Feuchttüchern - steigend.

Etwas überschaubarer ist das Müllaufkommen in Chemnitz. Dort fallen nach Angaben des Entsorgers eins Energie jährlich rund 400 Tonnen "Rechengut" an.

Feuchttücher sind ganz besonders problematisch.
Feuchttücher sind ganz besonders problematisch.  © Ralf Seegers

Sachsen hat zu viele Feuchttücher im Abwasser

Die Tour mit Schutzanzügen durch die Leipziger Kanalisation war heiß begehrt und im Nullkommanix ausgebucht.
Die Tour mit Schutzanzügen durch die Leipziger Kanalisation war heiß begehrt und im Nullkommanix ausgebucht.  © Ralf Seegers

"Der Großteil wäre ganz einfach vermeidbar. Hier kann jeder sofort aktiv werden - Essensreste gehören in die Biotonne, für Hygieneartikel und Feuchttücher stellt man sich einen Abfallbehälter im Bad bereit", sagt der Leipziger Klärwerksleiter Daniel Jentzsch (49).

Trotzdem nehmen die Leipziger Wasserwerke das Problem mit Humor. Um darauf aufmerksam zu machen, informierte das Unternehmen am Freitag zum "Internationalen Tag des Toilettenpapiers" in der Innenstadt mit einer Toilettenausstellung und originell bedrucktem Toilettenpapier.

Das Interesse war groß. Eine Tour durch die Kanalisation der Messestadt war innerhalb weniger Stunden ausgebucht.

Titelfoto: Montage Ralf Seegers

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