Elektronische Patientenakte: Digitalisierung soll Risiken für Patienten verringern
Leipzig - Die Krankenkasse Barmer dringt auf mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen, um die Arzneimittelsicherheit zu erhöhen.

Die elektronische Patientenakte könne im drastischsten Fall helfen, Menschenleben zu retten, sagte Landesgeschäftsführer Fabian Magerl.
Es gebe Patientinnen und Patienten, die regelrechte Medikamentencocktails einnähmen - verschrieben von verschiedenen Fachärzten, die nichts voneinander wüssten. Das könne mit digitaler Unterstützung verhindert werden.
Laut Arzneimittelreport der Barmer erhält ein über 40 Jahre alter Durchschnittspatient in Sachsen binnen zehn Jahren 80 Rezepte und 125 Arzneimittelverpackungen. Das obere zehn Prozent der Patientinnen und Patienten mit den meisten Verschreibungen erhalte gar 172 Rezepte und 289 Arzneimittelverpackungen.
Da gehe der Überblick in dem Dreieck Arzt - Apotheker - Patient verloren, sagte Magerl. Seinen Angaben zufolge steigen die Ausgaben der Barmer für Arzneimittel beständig an, was in erster Linien an mehr Verschreibungen liege.
Bisher nutzt nur ein Bruchteil die elektronische Patientenakte

Der Barmer-Landeschef forderte bei der elektronischen Patientenakte einen Umstieg vom "Opt-in"- zum "Opt-out"-Modell. Seit 2021 besteht für die bundesweit 74 Millionen gesetzlich Versicherten die Möglichkeit, sich für eine elektronische Patientenakte zu entscheiden ("Opt-in").
Bisher nutzt das aber nur ein Bruchteil. Das System müsse daher schnellstmöglich so umgestellt werden, dass die E-Akte Standard wird und Patienten, die dies nicht wünschen, sich aktiv dagegen entscheiden müssen ("Opt-out").
Laut Magerl laufen derzeit zudem verschiedene Innovationsprojekte, die den Infofluss zwischen Arzt, Apotheker, Klinik und Patient verbessern könnten. Auch da sei die elektronische Patientenakte allerdings die Voraussetzung.
In Sachsen hat die Barmer nach eigenen Angaben rund 320.000 Versicherte. Das sind 8 Prozent der Bevölkerung im Freistaat. Bundesweit seien 9,13 Millionen Menschen bei der Krankenkasse versichert.
Titelfoto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa