Sonderausstellung zum 100. Todestag: Louis Tuchscherer, der unbekannte Autopionier aus dem Erzgebirge

Chemnitz/Schönheide - Sein Name ist längst nicht in aller Munde, doch seine Erfindungen und Patente sind bis heute von großer Bedeutung: Louis Tuchscherer (1847-1922). Der Chemnitzer fuhr als Erster eine Kutsche ohne Pferde auf sächsischem Boden. Hartnäckig hält sich der Mythos, Tuchscherer hätte noch vor Carl Benz (1844-1929) das erste Auto überhaupt gebaut.

Das Haus, in dem sich einst die Werkstatt befand, ist noch heute bewohnt.
Das Haus, in dem sich einst die Werkstatt befand, ist noch heute bewohnt.  © Kristin Schmidt

In einem Buch aus den 1950ern behauptet Autorin Hanna Klose-Greger (1892-1973) Carl Benz habe die Automobil-Erfindung von Tuchscherer geklaut. Als Beleg sollte ein Foto mit einer Kutsche ohne Pferde aus 1880 dienen. Benz erhielt 1886 sein Patent.

Forscher Eberhard Kreßner (83) konnte diese Legende 2016 widerlegen. Die auf dem Foto notierte Jahreszahl war falsch, Tuchscherer düste erst 1895 mit seinem Mobil durch Chemnitz.

"Damit hat er immerhin das erste Auto Sachsens gebaut", sagt Andreas Schubert (56), Leiter des Bürsten- und Heimatmuseums Schönheide, wo dem Tüftler eine Sonderausstellung gewidmet wurde.

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Das Schaffen des gelernten Schlossers ist dennoch vielfältig. Unter anderem erlangte er Patente auf Teile von Strickmaschinen. Größte Leidenschaften waren später der Bau und die Reparatur von Automobilen, denen er in seiner Chemnitzer Werkstatt in der Hauboldstraße nachging. Dort lebte er mit seiner Familie.

Museumsleiter Andreas Schubert (56) erzählt Besuchern alles über den Chemnitzer Erfinder.
Museumsleiter Andreas Schubert (56) erzählt Besuchern alles über den Chemnitzer Erfinder.  © Petra Hornig
Diese Aufnahme von Tuchscherers Wohnhaus in der Hauboldstraße 21 entstand um 1930.
Diese Aufnahme von Tuchscherers Wohnhaus in der Hauboldstraße 21 entstand um 1930.  © Repro: Petra Hornig
Neben dem Chemnitzer Schloßbergmuseum widmet sich aktuell eine Sonderausstellung im Bürsten- und Heimatmuseum dem Schaffen des Erfinders.
Neben dem Chemnitzer Schloßbergmuseum widmet sich aktuell eine Sonderausstellung im Bürsten- und Heimatmuseum dem Schaffen des Erfinders.  © Petra Hornig
1895: Probefahrt mit dem ersten Mobil aus der Hand von Louis Tuchscherer.
1895: Probefahrt mit dem ersten Mobil aus der Hand von Louis Tuchscherer.  © Repro: Petra Hornig
Familienfoto: Louis Tuchscherer (1847-1922) mit seiner zweiten Frau Emilie und Tochter Camilla.
Familienfoto: Louis Tuchscherer (1847-1922) mit seiner zweiten Frau Emilie und Tochter Camilla.  © Repro: Petra Hornig

Sonderausstellung zum 100. Todestag und 175. Geburtstag von Louis Tuchscherer

An den Wochenenden oder nach Vereinbarung sind die Museumstüren geöffnet.
An den Wochenenden oder nach Vereinbarung sind die Museumstüren geöffnet.  © Petra Hornig

"Nach dem Abriss entdeckte man im Hintergebäude einen Verbrennungsmotor", erzählt Schubert. Dieser und ein patentierter Holzspalter werden in der Schau gezeigt. Weitere Dokumente und Fotos sind Leihgaben des Schloßbergmuseums.

Weil Tuchscherer sich nie etwas auf seine Erfindungen einbildete und kaum Geld damit verdiente, gilt er bis heute als bescheidener Tüftler. "Familie und Freunde haben ihn immer wieder ermutigt, eine Fahrzeugproduktion auszubauen. Er blieb aber bei Reparaturen und in seiner kleinen Werkstatt."

Das Museum in Schönheide zeigt die Sonderschau bis Oktober und immer am Wochenende von 13 bis 18 Uhr.

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Der Eintritt kostet für Erwachsene drei, ermäßigt zwei Euro.

Titelfoto: Repro: Petra Hornig

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