Fachkräftemangel in Sachsen immer schlimmer: Vermessungsingenieure sollen bis 80 arbeiten dürfen
Dresden - Arbeiten bis 80: Während viele Sachsen schon jetzt damit zu kämpfen haben, im Berufsleben bis 67 durchzuhalten, will die Staatsregierung die bisherige Altersgrenze von 72 Jahren für Vermessungsingenieure aufheben.

Protest? Im Gegenteil! "Nachwuchs ist schwer zu finden", sagt Matthias Kaden (68), Vorsitzender des Landesverbands Sachsen im Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV).
Sein Dresdner Büro mit aktuell zehn Mitarbeitern hat unter anderem für Infineon, den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche, die Neumarkt- und Postplatz-Bebauung, die A 4 und für internationale Projekte unter anderem in den USA, der Türkei oder Peru gearbeitet.
Aber große Bauprojekte - Gewerbegebiete, Autobahnen oder große Wohngebiete - sind in Sachsen derzeit Mangelware. "Das Geschäft mit privaten Bauherren ist bei mir im Zuge der Energiekrise um 80 Prozent eingebrochen", sagt Kaden.
Das wirkt sich gleichermaßen in der Ingenieur- wie auch der amtlichen Kataster-Vermessung aus. Parallel dazu werden in den nächsten zehn Jahren viele Vermessungsingenieure im Freistaat altersbedingt aufhören.



BDVI Sachsen befürwortet die Gesetzesänderung

Im Hinblick auf die geplanten Änderungen sieht Kaden die Staatsregierung deshalb als Vordenker.
In der Landesgruppe Sachsen im Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure (BDVI) sind derzeit 81 Mitglieder organisiert. Noch vor 30 Jahren waren es ein paar Dutzend mehr.
Deshalb befürwortet auch der BDVI Sachsen die Gesetzesänderung. Der Freistaat setze das um, "was in vielen anderen Bundesländern bereits Standard ist", so der Landesvorstand auf TAG24-Anfrage.
Dazu gehört auch die bisher untersagte Einrichtung von Zweigstellen und die gezielte Nachwuchsförderung.
Der verantwortliche Regionalminister Thomas Schmidt (62, CDU): "Mit der Änderung des Sächsischen Vermessungs- und Katastergesetzes wollen wir erreichen, dass sich auch künftig junge Menschen als öffentlich bestellte Vermessungsingenieure in Sachsen niederlassen."
Titelfoto: Iryna Melnyk