Flaschen-Auswahl fürs Auswärtige Amt: Kein Sachsen-Wein dabei, der Grund ist kurios

Dresden/Berlin - Diplomaten des Auswärtigen Amtes (AA) und Experten des Deutschen Weininstituts (DWI) haben per Blindverkostung 16 Weine und drei Schaumweine für Empfänge und Gala-Dinner in den 226 deutschen Auslandsvertretungen erwählt. Ein sächsischer Tropfen ist nicht darunter. Der Grund ist kurios.

Auch Sachsens prominentester Winzer, Georg Prinz zur Lippe (65), wusste nichts von der Ausschreibung, will aber an der nächsten Runde teilnehmen.
Auch Sachsens prominentester Winzer, Georg Prinz zur Lippe (65), wusste nichts von der Ausschreibung, will aber an der nächsten Runde teilnehmen.  © Thomas Türpe

"Kein einziger Wein vom Weinbauverband Sachsen ... Sehr peinlich", empörte sich die Meißner CDU-Landtagsabgeordnete Daniela Kuge (48) auf Facebook. Taugt der Elbtal-Wein etwa nicht als deutsches Aushängeschild?

"Keinesfalls", nimmt Andreas Kaul (50) vom DWI gleich den Wind der Empörung aus den Segeln. Und ergänzt: "Es hat sich an der aktuellen Ausschreibung für das Auswärtige Amt einfach kein einziges Weingut aus Sachsen beteiligt."

Alle 305 eingereichten Flaschen verschiedenster Rebsorten und Qualitätsstufen, aus denen dann bei zwei Blindverkostungen (20-Punkte-Schema) die 19 "Wein-Diplomaten" auserwählt wurden, stammten aus westdeutschen Anbaugebieten.

Insgesamt 305 Weine und Schaumweine wurden für das Auswärtige Amt "blind" verkostet.
Insgesamt 305 Weine und Schaumweine wurden für das Auswärtige Amt "blind" verkostet.  © Peter Zschunke/dpa
Diese Damen und Herren des Auswärtigen Amtes und des Deutschen Weininstituts wählten in der Endrunde aus 61 Weinen die 19 Tropfen für die Auslandsvertretungen aus.
Diese Damen und Herren des Auswärtigen Amtes und des Deutschen Weininstituts wählten in der Endrunde aus 61 Weinen die 19 Tropfen für die Auslandsvertretungen aus.  © Deutsches Weininstitut
Felix Hößelbarth (40), Vorsitzender des Sächsischen Weinbauverbandes, findet es bedauerlich, dass die Ausschreibung des Auswärtigen Amtes an Sachsens Winzern vorbeiging.
Felix Hößelbarth (40), Vorsitzender des Sächsischen Weinbauverbandes, findet es bedauerlich, dass die Ausschreibung des Auswärtigen Amtes an Sachsens Winzern vorbeiging.  © Erik Gross

Sachsens Weinbauverband kannte Ausschreibung nicht

Die letzte Riesling-Lese am Weinberg vor Schloss Seußlitz. Sachsens Weißweine genießen einen guten Ruf.
Die letzte Riesling-Lese am Weinberg vor Schloss Seußlitz. Sachsens Weißweine genießen einen guten Ruf.  © Robert Michael/dpa

Nach den Gründen beim Weinbauverband Sachsen gefragt, wird's noch kurioser: "Von der Ausschreibung habe ich bislang nichts gehört, die ist wohl in der Flut an Informationen untergegangen", sagt der Vorsitzende Felix Hößelbarth (40) und verweist auf die begrenzten personellen Möglichkeiten seines kleinen Weinbauverbandes.

Auch auf Sachsens bekanntestem Weingut, Schloss Proschwitz, gibt man sich überrascht.

"Wir sind schon lange im internationalen Geschäft, aber diese Ausschreibung war uns bislang nicht bekannt", erklärten Georg Prinz (65) und Alexandra Prinzessin zur Lippe (59). Und bedauern das. "Wir hätten uns gerne beteiligt und werden das bei der nächsten Ausschreibung sicher auch tun."

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Kleiner Trost: Auch das zweite ostdeutsche Anbaugebiet - Saale-Unstrut - hat die vom DWI per Newsletter verbreitete Ausschreibung des Auswärtigen Amtes verschlafen ...

Titelfoto: Erik Gross

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