Gelernter Bäcker startet mit Eismobil neu durch: Willy will es wissen!

Scharfenberg - Willy Opitz (31) hat eine eiskalte Leidenschaft: Eis. In Scharfenberg bei Meißen hat der gelernte Bäcker im Mai eine Eis-Manufaktur gegründet.

Eis macht glücklich - sogar den Eismann selbst.
Eis macht glücklich - sogar den Eismann selbst.  © Petra Hornig

Der junge Mann will als Gelatiere nach den Sternen greifen und gefrorene Süßspeisen kreieren, die höchsten Ansprüchen genügen. Außerdem hat er eine Mission: Willy will wissen, wie experimentierfreudig die Sachsen in Sachen Eis-Genuss sind.

"Eis ist für mich pure Emotion. Freude. Lachen im Sommer", sagt Willy Opitz und schließt für einen langen Moment die Augen, um lächelnd nachzudenken.

Als er seine Augen wieder öffnet, strahlt der schlanke Mann übers ganze Gesicht. Fast schwärmerisch spricht er über seinen neuen Beruf: "Das Leben als Eis-Verkäufer bringt einen großen Vorteil mit sich. Man hat stets nur gut gelaunte Menschen um sich, denn nur glückliche Menschen kaufen sich Eis am Straßenrand."

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Beseelt philosophiert der junge Mann sogleich über seine Berufung: "Ich liebe es, Menschen kulinarisch zu verwöhnen. Schon als Bäcker habe ich davon geträumt, ein eigenes Café zu eröffnen."

13 Jahre nach seiner Lehre und einer Phase des Weiterlernens und Ausprobierens als Medien-Kaufmann und Koch hat Willy Opitz sich nun seinen Traum von einer eigenen Eis-Produktion erfüllt.

Über 25.000 Euro investierte er in Kühltechnik, eine Eismaschine, einen Verkaufswagen und eine Eisküche im historischen Gebäudeensemble des Hoffnungsschachtes in Scharfenberg.

Herrlich cremig quillt das selbstgemachte Erdbeereis aus der Maschine. Ist die Schale voll, schiebt Willy Opitz sie schnell in die Kühlung.
Herrlich cremig quillt das selbstgemachte Erdbeereis aus der Maschine. Ist die Schale voll, schiebt Willy Opitz sie schnell in die Kühlung.  © Petra Hornig
Die meisten Handgriffe an seinem Eiswagen erledigt Opitz selbst.
Die meisten Handgriffe an seinem Eiswagen erledigt Opitz selbst.  © Petra Hornig

Ganz nach italienischer Tradition

Auch sogenanntes "Erzeis" für Bergbau-Fans findet sich im Angebot.
Auch sogenanntes "Erzeis" für Bergbau-Fans findet sich im Angebot.  © Petra Hornig

Das handwerkliche Rüstzeug holte er sich 2019 in Südtirol. In der Heimat der großen Gelatieri absolvierte Opitz eine Erntesaison lang ein Praktikum bei einer namhaften italienischen Meisterin der Zunft.

Sie brachte ihm das Eismachen von der Pike auf bei - vom Ernten und Auswählen der richtigen Früchte und Aromen über das Anrühren der Massen bis hin zum hübschen Anrichten von erlesenen Eisbechern.

"Ich durfte Rezepte von ihr übernehmen und habe mir viele Tricks und Kniffe abgeschaut. Wussten Sie, dass man je Eissorte zwei bis drei verschiedene Zuckerarten verwendet?", fragt Opitz rhetorisch und schwelgt in süßen Erinnerungen.

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Der Einstieg ins Gelato-Handwerk gelang ihm als gelernten Bäcker mühelos. Er berichtet begeistert: "Meine italienische Chefin hat alles selbst gemacht und nur natürliche Zutaten verwendet. Fertige Vorprodukte oder industrielle Eismischungen kamen ihr nicht in die Küche."

So will es der Sachse in seinem Betrieb in Zukunft auch halten. Perspektivisch möchte er zudem aus Bio-Milch Eis herstellen. Sein Leitmotiv: Kreationen aus regionalen Produkten und mit saisonalen Früchten produzieren.

"Natürlich bin ich da auch eingeschränkt. Kakao und Vanille wachsen noch nicht bei uns", sagt er und grinst schelmisch. Aber Rezepte für Eis und Sorbets mit dem Aroma von Holunderblüten sowie Früchten von Beeren oder Rhabarber fallen ihm reichlich ein. Der tatendurstige Eismacher: "Im Moment verfolge ich die Idee, mit Gartenkräutern zu experimentieren." Er ist sehr gespannt. Wie werden diese Sorten wohl von seinen Kunden in Sachsen angenommen werden?

Willy Opitz will sein Eis vor allem in Dresden verkaufen. Er plant, mit seinem mobilen Verkaufswagen zum Beispiel im Alaunpark seine Produkte feilzubieten. Außerdem bietet sein Unternehmen "Natürlich Willys" Speiseeis-Catering für Partys, Feste und Geburtstagsfeiern an. Der Eismann freudig aufgekratzt: "Anlässlich des Kindertages hatte ich schon meinen ersten großen Auftrag." Sein Eis ging da weg wie warme Semmeln...

Gut püriert ist halb gewonnen, bewahrt aber den vollen Geschmack.
Gut püriert ist halb gewonnen, bewahrt aber den vollen Geschmack.  © Petra Hornig
Willy Opitz bereitet nur frische Früchtchen zu. Erdbeeren gehen immer.
Willy Opitz bereitet nur frische Früchtchen zu. Erdbeeren gehen immer.  © Petra Hornig

Qualität ist kein Zufall

Vanille oder nur Vanillin? Die Antwortet schmeckt man raus - oder man findet sie im Kleingedruckten.
Vanille oder nur Vanillin? Die Antwortet schmeckt man raus - oder man findet sie im Kleingedruckten.  © 123RF

Fast acht Liter Eis isst jeder Deutsche pro Jahr. Das Gros der Leckerei stammt dabei aus dem Supermarkt und somit aus industrieller Produktion. Qualität erkennt man an feinen Unterschieden.

Die klassischen Eiszutaten sind Vollmilch und Sahne. Sie werden in der Lebensmittelindustrie jedoch von einigen Herstellern durch Magermilch sowie Kokosfett oder andere pflanzliche Fette ersetzt. So werden Rohstoffkosten gedrückt, denn Milchfett ist deutlich teurer.

Ob ein Produkt mit pflanzlichen statt mit Milchfetten hergestellt wurde, zeigt die Packung. Steht dort nur "Eis", darf das Produkt neben Milch und Sahne auch pflanzliches Fett (meist Kokosfett) enthalten. Trägt das Eis das Label "Eiscreme", "Milcheis" oder "Rahmeis", enthält es hingegen neben Sahne und Milch ausschließlich Milchfett.

Besser-Esser sollten besonders beim Kauf von Vanilleeis achtsam sein. Als Vanilleeis darf nur Eis mit Vanilleextrakt oder natürlichem Vanillearoma bezeichnet werden. Angebote von "Eis mit Vanillegeschmack" enthalten künstlich hergestelltes Vanillin.

Eis macht glücklich: Diese beiden Grazien sind dafür der schönste Beweis.
Eis macht glücklich: Diese beiden Grazien sind dafür der schönste Beweis.  © 123RF

Wer die typischen kleinen schwarzen Punkte für "Qualitätsmerkmale" hält, kann sich (oft) täuschen. Sie stammen meist von gemahlenen minderwertigeren Vanilleschoten und nicht vom Vanillemark.

Titelfoto: Petra Hornig

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