Einst Dampfmühle mit Brotfabrik: Historische "Hexenburg" soll Generationenhof werden
Großharthau - Der im Volksmund "Hexenburg" genannte historische Vierseitenhof in Großharthau (bei Bischofswerda) fristete viele Jahre ein trauriges Dasein und verfiel nach der Wende zusehends. Nun kehrt wieder Leben in das bedeutsame Zeugnis sächsischer Industriekultur von 1855 ein.

Vor 168 Jahren war die "Hexenburg" vom Guts- und Ziegelei-Besitzer Carl Gottlieb Wustmann (1811-1884) als Dampfmühle mit Brotfabrik erbaut worden. Er soll Freimaurer gewesen sein, was der Hofanlage mit der markanten Esse wohl seinen Beinamen einbrachte. Später wurde hier auch Bier gebraut.
Zu DDR-Zeiten zogen Kühe der LPG ein, ab den 90er-Jahren verfiel das größtenteils leer stehende Areal.
"Birken wuchsen aus dem Gesims", erinnert sich Frank Milbrath (59) zurück. Der gebürtige Westfale und studierte Architekt war damals gerade nach Dresden gezogen und von der "Hexenburg" begeistert.
"Ich habe die Substanz gesehen, war hin und weg." So kaufte er den Vierseitenhof von den ortsfremden Erben der einstigen Alteigentümer und wollte eine große Hotelanlage errichten. Doch das Projekt geriet ins Stocken.
Milbrath errichtete direkt nebenan zunächst eine große Reitanlage (70 Plätze) und verpachtete diese ("Reitzentrum Hexenburg").

Historischer Charakter der Hexenburg soll wiederhergestellt werden

Seit 2013 geht er die Sanierung neu an, ließ Dachstühle, Mauerwerk, Scheune und Gewölbe erneuern.
"Ich will den historischen Charakter wiederherstellen und einige neue Elemente anbringen", erklärt er. So setzt er etwa wie einst auf Natursteinwände, baut aber auch Fußbodenheizungen ein.
Das Landesamt für Denkmalpflege fördert die millionenschwere Wiederbelebung und stuft die "Hexenburg" als "Unikat" sowie als "Baudenkmal von überregionaler Bedeutung" ein.
Die Scheune mit Pferdeplätzen und drei Ferienwohnungen ist schon fertig. Aktuell läuft der Ausbau von einem Dutzend Wohnungen (Eigentum und Miete). Auch ein Hoftheater im Gewölbesaal (für Feiern, Kulturabende), Co-Working-Space, Platz für Werkstätten, Hofladen und Bio-Gärten soll es geben.


"Ich würde gerne künstlerische Veranstaltungen organisieren", sagt der künftige Bewohner Michael Bellmann (63). Milbrath, der selbst in der Reitanlage nebenan wohnt: "Ich suche Bewohner, die eigene Ideen einbringen, sodass hier eine tolle Gemeinschaft und ein Mehrgenerationenhof entstehen kann."
Titelfoto: Steffen Füssel