In Sachsen ist Ehrenbürger werden ganz schön schwer

Leipzig/Dresden/Chemnitz - Die drei Großstädte in Sachsen adeln immer weniger Menschen mit einer Ehrenbürgerschaft. Dafür verteilen sie immer mehr "niedere" Auszeichnungen, die meist mit entsprechendem Metallen veredelt werden. Zudem gibt es Nachholbedarf bei Aberkennungen von miesen Ehrenbürgern.

Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) überreichte Friedrich Magirius (92, r.) die Leipziger Ehrenbürgerschaft. Der ehemalige Pfarrer der Nikolaikirche erhielt bereits 2005 die Ehrenmedaille.
Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) überreichte Friedrich Magirius (92, r.) die Leipziger Ehrenbürgerschaft. Der ehemalige Pfarrer der Nikolaikirche erhielt bereits 2005 die Ehrenmedaille.  © Rico Thumser/Stadt Leipzig

Zwar ernannte Leipzig erst im Mai seinen ehemaligen Nikolaikirchen-Pfarrer und Stadtpräsidenten Friedrich Magirius (92) zum Ehrenbürger, unter anderem für sein Engagement bei der friedlichen Revolution 1989. Der bis dato letzte war Literaturwissenschaftler Hans Mayer (1907-2001) - er erhielt die Ehrung im April 2001, wenige Wochen vor seinem Tod. Dresden vergab 2006 die letzte Ehrenbürgerschaft an den Frauenkirche-Wiederaufbau-Chef Eberhard Burger (78).

Für derlei Ehrungen muss halbwegs Parlaments-Einigkeit herrschen. "Der Stadtrat beschließt öffentlich über die Verleihung des Chemnitzer Ehrenbürgerrechtes", erklärt eine dortige Rathaussprecherin.

Ebenso in Dresden und Leipzig, auch dort ist eine Mehrheit notwendig. Hier kann jeder Vorschläge für lebende Personen einbringen - in Chemnitz dürfen das nur Stadträte.

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Die Kulturhauptstadt 2025 vergab zuletzt im Jahrestakt drei Ehrenbürgerschaften: 2018 an die langjährige Kunstsammlungen-Direktorin Ingrid Mössinger, 2017 an den Holocaust-Überlebenden Justin Sonder (1925-2020), 2016 an Ex-OB Peter Seifert (80, SPD).

Die Nikolaikirche in Leipzig.
Die Nikolaikirche in Leipzig.  © 123rf/meinzahn
Ingrid Mössinger leitete von 1996 bis 2017 die Chemnitzer Kunstsammlungen (l. neben der Oper), sie holte unter anderem Picasso nach Chemnitz.
Ingrid Mössinger leitete von 1996 bis 2017 die Chemnitzer Kunstsammlungen (l. neben der Oper), sie holte unter anderem Picasso nach Chemnitz.  © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild
Theaterplatz in Chemnitz mit den Kunstsammlungen (l.).
Theaterplatz in Chemnitz mit den Kunstsammlungen (l.).  © 123RF
Das Elbufer in Dresden.
Das Elbufer in Dresden.  © 123RF

Ehrenmedaillen, Ehrenpreis: Andere Auszeichnungen sind im Kommen

Eberhard Burger (78) wurde für den Wiederbaufbau der Dresdner Frauenkirche mit der Ehrenbürgerschaft geehrt. Er war damit bislang der letzte in der Elbe-Metropole.
Eberhard Burger (78) wurde für den Wiederbaufbau der Dresdner Frauenkirche mit der Ehrenbürgerschaft geehrt. Er war damit bislang der letzte in der Elbe-Metropole.  © Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild

Im Kommen sind andere Auszeichnungen. In Leipzig (seit 1997, 31 Geehrte) und Dresden (seit 2004, elf Preisträger) gibt es Ehrenmedaillen. Diese können mehrmals jährlich verliehen werden, die Anzahl der lebenden Ehrenmedaillen-Träger sollte jedoch 25 nicht übersteigen.

Chemnitz zeichnet seit 1998 Menschen und Vereine mit dem Ehrenpreis (sechs Geehrte) aus. "Dieser besteht unter anderem aus einer Kleinplastik und einem Preisgeld von 1500 Euro", weiß die Stadtsprecherin. Dafür gibt es an Pleiße und Elbe Edelmetall - und sogar in rauen Mengen: So verlieh Leipzig seit 1999 gleich 199 Mal seine "Goldene Ehrennadel". Dresden ließ mit seiner neuen Ehrenmünze (seit 2018, 2022 erstmals vergeben) bislang bei neun Preisträgern die Kassen klingeln.

Leipzig zählt seit 1832 insgesamt 88 Ehrenbürger, inklusive fünf Aberkennungen, darunter NS-Größen und DDR-Staatslenker Walter Ulbricht. Seit 1833 vergab Dresden die Auszeichnung 60 Mal - aberkannt wurde sie nur den drei Obernazis Hitler, Frick und Mutschmann, nicht aber SED-Größen wie DDR-Präsident Otto Grotewohl.

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In Chemnitz verlor sie bislang nur Hitler, allerdings wurden unter den insgesamt 33 Ehrenbürgern kaum Nazis und SED-Mitglieder geehrt. Die erste vom Rathaus dokumentierte Ehrenbürgerschaft ging 1906 an den Schriftsteller Anton Ohorn (1846-1924).

Titelfoto: Rico Thumser/Stadt Leipzig

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