Jede Kufe kommt von Herzen: Familie Klingner baut seit 1899 Schlitten

Neustadt (Sachsen) - Die Stellmacherei gehört zu den aussterbenden Berufen. Sobald der erste Schnee liegt, wollen aber alle Schlitten fahren. Für Familie Klingner aus Neustadt in Sachsen ist dieser Beruf eine Herzensangelegenheit; und mit der fünften Generation scheint auch die Zukunft gesichert.

Stellmachermeister Gerd Klingner (72) steht in seiner Werkstatt zwischen Schlitten aus Eschenholz. Der Enkel soll einmal das Familiengeschäft übernehmen.
Stellmachermeister Gerd Klingner (72) steht in seiner Werkstatt zwischen Schlitten aus Eschenholz. Der Enkel soll einmal das Familiengeschäft übernehmen.  © Sebastian Kahnert/dpa

Seit 1899 werden im Familienbetrieb der Klingners im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Schlitten in Handarbeit gefertigt.

Gegründet wurde das Unternehmen von Adolf Klingner, der sich auf "Sägebügel, Skier und Hörnerrodel aus Eschenholz" spezialisierte, heißt es zur "Tradition" des Geschäfts auf der Internetseite.

1950 übernahm Helmut die Firma seines Vaters und baute sie weiter aus. Gerd, Adolfs Enkel, begann 1965 eine Ausbildung zum Karosseriebauer und erweiterte so das "Leistungsspektrum des Familiengeschäfts wesentlich und nachhaltig", teilte Gerds Sohn, Klingner Junior, TAG24 mit.

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Existenzsorgen hatte das Familienunternehmen nur kurz nach Wende.

Denn zu Zeiten der DDR waren Betriebe noch in die staatlich verordnete Konsumgüterproduktion eingespannt - und damit war auch das Geschäft geschützt. Mit der Wende kam die erste und einzige Krise des klingnerschen Unternehmens.

Das perfekte Weihnachtsgeschenk: ein handgearbeiteter Schlitten von Familie Klingner

Auch für das diesjährige Weihnachten kann man noch Schlitten erwerben. Nur der Versand wird etwas knapp, gestand Klingner Junior gegenüber TAG24 schmunzelnd.
Auch für das diesjährige Weihnachten kann man noch Schlitten erwerben. Nur der Versand wird etwas knapp, gestand Klingner Junior gegenüber TAG24 schmunzelnd.  © Sebastian Kahnert/dpa
Schlittenbaumeister Gerd bei der Arbeit. Sein Sohn, Klingner Junior, teilte TAG24 mit, dass er "organisatorisch und sporadisch" mithelfe, aber der Enkel des Großvaters soll das Familiengeschäft weiterführen.
Schlittenbaumeister Gerd bei der Arbeit. Sein Sohn, Klingner Junior, teilte TAG24 mit, dass er "organisatorisch und sporadisch" mithelfe, aber der Enkel des Großvaters soll das Familiengeschäft weiterführen.  © Sebastian Kahnert/dpa

Jeder gute Schlitten braucht seine Zeit - und kostet leider mehr denn je

Vor der Wende waren es noch mehrere Hundert Schlitten pro Jahr. In den 1990er Jahren sei die Nachfrage enorm gesunken. Seit einigen Jahren steige sie aber wieder an, betonte der 72-Jährige.
Vor der Wende waren es noch mehrere Hundert Schlitten pro Jahr. In den 1990er Jahren sei die Nachfrage enorm gesunken. Seit einigen Jahren steige sie aber wieder an, betonte der 72-Jährige.  © Sebastian Kahnert/dpa

Klingner Senior beginnt bereits im Frühjahr mit dem Bau aus Eschenholz: "Die Kufen müssen gebogen werden und dann über den Sommer austrocknen."

Anschließend werden die Stahlkanten montiert, der Schlitten mit Ölen und Lacken wetterfest gemacht.

Das günstigste Produkt gibt es für rund 50 Euro, der "Nostalgische Schlitten wie zu Omas Zeiten" kostet 200 Euro.

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Schlittenbauer in Sachsen bekommen die gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe erheblich zu spüren. Dies müsse leider an die Kunden weitergegeben werden:

"Die Preise für Holz, Metall, Lacke und Öle sind um mindestens ein Drittel gestiegen", sagte Gerd Klingner (72) am Dienstag der deutschen Presseagentur.

Dennoch ändern sich die Sichtweise der Menschen nach und nach, sodass der Plastikboom der Nachwende-Jahre wieder einem nachhaltigeren Denken weicht. Hand-Made ist geil.

"Die Leute legen wieder Wert auf gute Handwerksarbeit", freut sich der Meister über die weiter steigende Nachfrage.
"Die Leute legen wieder Wert auf gute Handwerksarbeit", freut sich der Meister über die weiter steigende Nachfrage.  © Sebastian Kahnert/dpa

Derzeit produziert Familie Klingner jedes Jahr etwa 150 Schlitten.

Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa

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