Giftiger Rauch erreicht Kinderfest: Was war in dieser sächsischen Firma los?

Wurzen - Mit 137 Kräften von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei wurde am Samstag im Rahmen einer Katastrophenschutzübung ein ernstes Szenario in Wurzen (Landkreis Leipzig) geübt.

Beim Abtransport von giftigen Altbädern ist eine große Menge Salzsäure freigesetzt worden.
Beim Abtransport von giftigen Altbädern ist eine große Menge Salzsäure freigesetzt worden.  © Kreisfeuerwehrverband Landkreis Leipzig/Mike Köhler

Dass giftiger Rauch zu einem Gymnasium zog und es zehn Verletzte gab, wurde glücklicherweise nur simuliert. Vorbereitet für den Ernstfall sind die Einsatzkräfte, bei denen es noch Defizite gibt, aber allemal.

"Beim Umfüllen von stark cyanidhaltigen Prozessaltbädern in einen Behandlungsbehälter wurde durch einen Bedienungsfehler übersehen, dass sich noch eine größere Menge säurehaltigen Materials in der Vorlage befand", beschreibt Pressesprecher Mike Köhler die Ausgangslage.

Köhler: "Dadurch wurden innerhalb kurzer Zeit große Mengen Salzsäure freigesetzt."

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Der an dem speziellen Schadstoff-Fahrzeug entweichende Chlorwasserstoff bilde mit der Luftfeuchtigkeit Salzsäuretröpfchen, die in der Luft schweben. Beim Atmen verätzen Schleimhäute in Mund und Nase, aber auch an Luftröhre, Lunge, Augen und Haut können schwerwiegende Verletzungen auftreten.

Genau dies wurde auch bei der Übung simuliert.

In Chemikalien-Schutzanzügen und unter Atemschutz näherten sich Profis der Unglücksstelle in einer Firma.
In Chemikalien-Schutzanzügen und unter Atemschutz näherten sich Profis der Unglücksstelle in einer Firma.  © Kreisfeuerwehrverband Landkreis Leipzig/Mike Köhler
Ein "verletztes" Kind wird abtransportiert.
Ein "verletztes" Kind wird abtransportiert.  © Kreisfeuerwehrverband Landkreis Leipzig/Mike Köhler

Kreisbrandmeister ist zufrieden mit der Übung, sieht aber auch Verbesserungspotenzial

137 Einsatzkräfte waren an der Übung beteiligt.
137 Einsatzkräfte waren an der Übung beteiligt.  © Kreisfeuerwehrverband Landkreis Leipzig/Mike Köhler

Zwei Firmenmitarbeiter wurden beim Errichten einer Barriere bewusstlos. Und noch schlimmer: Die kontaminierte Luft zog in Richtung des Magnus-Gottfried-Gymnasiums, in dem zeitgleich ein Kinderfest stieg.

Mehrere Besucher des Kinderfestes klagten schnell über Atembeschwerden und Hautreizungen, was eine Alarmierung einer Vielzahl von Rettungskräften und Katastrophenschutzeinheiten der Feuerwehr und des Sanitätsdienstes auslöste.

Die zehn betroffenen Personen am Gymnasium wurden nach Verletzungsmuster sortiert und wären im Ernstfall in geeignete Krankenhäuser abtransportiert worden.

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Das Geschehen beobachteten Wurzens Oberbürgermeister Marcel Buchta, der Bennewitzer Bürgermeister Bernd Laqua und Landrat Henry Graichen.

Neben Wurzens OB Marcel Buchta (5.v.l.) waren auch der Bennewitzer Bürgermeister Bernd Laqua (4.v.r.) und Landrat Henry Graichen (Mitte vorn) dabei.
Neben Wurzens OB Marcel Buchta (5.v.l.) waren auch der Bennewitzer Bürgermeister Bernd Laqua (4.v.r.) und Landrat Henry Graichen (Mitte vorn) dabei.  © Kreisfeuerwehrverband Landkreis Leipzig/Mike Köhler

Kreisbrandmeister Nils Adam resümierte am Ende die Leistung, zeigte sich grundsätzlich zufrieden, vernahm aber auch Defizite, die in der Ausbildung aufgearbeitet werden müssten.

Titelfoto: Bildmontage: Kreisfeuerwehrverband Landkreis Leipzig/Mike Köhler

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