Korb für Minister: Martin Dulig auf glattem diplomatischen Parkett

Chennai - Wirtschaftsminister Martin Dulig (50, SPD) gab Stalin am heutigen Donnerstag schweren Herzens einen Korb. Der Jugend-Minister von Tamil Nadu wollte sich um 11 Uhr mit dem Sachsen in Chennai (vormals Madras) treffen. Just zu dieser Stunde hatte Dulig aber bereits ein Date mit dem Industrie-Minister des südindischen Bundesstaates.

Wirtschaftminster Martin Dulig (50, SPD) schaut zu wie Timo Schreyer (58, AfD) dem IT-Minister von Tamil Nadu die Hand schüttelt. Der Landtagsabgeordnete begleitet die Delegation als Vertreter des Wirtschaftsausschusses und der Opposition.
Wirtschaftminster Martin Dulig (50, SPD) schaut zu wie Timo Schreyer (58, AfD) dem IT-Minister von Tamil Nadu die Hand schüttelt. Der Landtagsabgeordnete begleitet die Delegation als Vertreter des Wirtschaftsausschusses und der Opposition.  © SMWA/Kristin Schmidt

Am vierten Tag der Delegationsreise bewegte sich Dulig vor allem auf politischem Parkett, um Kooperationen auf Länderebene einzufädeln.

Nach dem Industrie-Minister traf er den IT-Minister. An seinem 58. Geburtstag kam dieser extra für das Gespräch in sein Büro. Die mitgereisten Unternehmer besichtigten in dieser Zeit eine Gießerei der TVS Group (50.000 Beschäftigte weltweit/8,5 Milliarden US-Dollar mit Autokomponenten).

Am Nachmittag besuchten alle den IIT Madras Research Park - Indiens Top-Kaderschmiede für IT-Experten. Der Tag endete mit einem Empfang der deutsche Generalkonsulin Michaela Küchler (63) zu Ehren Duligs.

Auf Mission in ihrer alten Heimat: Wie eine Inderin Karriere in Chemnitz macht

Die Inderin Dheera Mishra (32) von der Chemnitzer Firma AMAC sprach im IIT Madras Research Park mit zwei Software-Entwicklern der Firma Satori. Das Unternehmen ist ein innovatives Start-up, das im IIT seine Wurzeln hat.
Die Inderin Dheera Mishra (32) von der Chemnitzer Firma AMAC sprach im IIT Madras Research Park mit zwei Software-Entwicklern der Firma Satori. Das Unternehmen ist ein innovatives Start-up, das im IIT seine Wurzeln hat.  © SMWA/Kristin Schmidt

Für Dheera Mishra (32) ist diese Delegationsreise ein Business-Trip der besonderen Art. Die junge Ingenieurin aus Mittel-Indien kam 2015 nach Sachsen, um an der TU Chemnitz ihren Master in der Fachrichtung Elektrotechnik zu machen. Nach einem sehr guten Abschluss entschied sie sich zu bleiben.

Für die Chemnitzer Firma AMAC ASCI- und Mikrosensor-Anwendung knüpft sie hier jetzt Kontakte auf dem Subkontinent.

"Indien ist für uns leider momentan noch ein weißer Fleck auf der Vertriebslandkarte", bedauert AMAC-Chef Peter Kreutziger (63). Seine Firma entwickelt kunden- und anwendungsspezifische sowie standardisierte Schaltkreise.

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Er hat Dheera Mishra auf Reisen geschickt, weil er im indischen Markt großes Potenzial sieht. Er sagt: "Wir streben an, dort in Zukunft einen Vertrieb und möglicherweise auch eine Fertigung aufzubauen."

Dheera Mishra ist es gewohnt, nüchtern zu analysieren. Doch wenn Sie sagen soll, wohin sie jetzt gereist ist, fehlen ihr die Worte: "Ich habe jetzt zwei Heimaten. Deutschland und Indien."

Das quirlige Leben auf den indischen Straßen, den chaotischen Verkehr, blühende Straßenbäume oder bettelnde Kinder - all das sieht sie mittlerweile mit den Augen einer Deutschen, sagt sie.

AMAC-Chef Peter Kreutziger (63).
AMAC-Chef Peter Kreutziger (63).  © Kristin Schmidt

Junge Männer suchen Hilfe

Dheera Mishra (32) kam aus Mittel-Indien nach Chemnitz fürs Master-Studium. Jetzt arbeitet sie in der Firma AMAC und nennt Sachsen ihre zweite Heimat.
Dheera Mishra (32) kam aus Mittel-Indien nach Chemnitz fürs Master-Studium. Jetzt arbeitet sie in der Firma AMAC und nennt Sachsen ihre zweite Heimat.  © SMWA/Kristin Schmidt

Messe, Business, Hotel: Sobald die Einheimischen erkennen, dass Dheera Mishra zur sächsischen Delegation gehört, zollen sie ihr stumm allerhöchsten Respekt und manches Mal sogar Ehrerbietung.

Mutige junge Männer wenden sich auch bittend an sie. "Kannst Du mir helfen, in Deutschland einen Job zu finden?"

Die Elektronik-Expertin sammelt auf der Reise Kontakte und tauscht sich rege mit Experten aus. "Einiges klingt vielversprechend. Mehr kann man dazu noch nicht sagen. Das muss die Zukunft zeigen", sagt sie ernsthaft.

Nur an einem bestimmten Punkt der Reise zeigt die Naturwissenschaftlerin täglich Emotionen: beim Essen. Sie schwärmt: "Das ist alles so lecker! Wenn ich so essen möchte, muss ich in Chemnitz selber kochen. Aber selbst dann schmeckt es einfach nicht so gut, denn in Deutschland bekomme ich so aromatische Zutaten nicht zu kaufen."

Titelfoto: SMWA/Kristin Schmidt

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