Viele Kliniken kurz vorm Infarkt: So krank sind Sachsens Krankenhäuser

Dresden - Inflation, Energiekrise, Preissteigerungen: Die Kliniken in Sachsen stehen wie überall in Deutschland kurz vor dem Infarkt. Ohne staatliche Hilfen drohen Insolvenzen und schon vorher massive Einschränkungen bei der Patientenversorgung.

Das Dresdner Uniklinikum rechnet auch 2022 mit einem hohen Defizit.
Das Dresdner Uniklinikum rechnet auch 2022 mit einem hohen Defizit.  © Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

18 Jahre lang hatte das Dresdner Uni-Klinikum ein ausgeglichenes Geschäftsergebnis. Durch Corona lief bereits 2021 ein Minus von rund 9 Mio. Euro auf, in diesem Jahr wird das Millionendefizit sogar zweistellig, prognostiziert Michael Albrecht (71), der Medizinchef der Klinik.

"Wo mir angst wird, ist 2023." Dann schlagen die durch die Pandemie aufgelaufenen Defizite und die gigantischen Kostensteigerungen voll zu Buche.

Das Klinikum St. Georg in Leipzig verzeichnet in diesem Jahr Preissteigerungen von knapp 500 Prozent - bei Medikamenten, bei Medizintechnik, bei Dienstleistungen.

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"FFP2-Masken kosteten zu Beginn der Pandemie 1,84 Euro, in den Hochzeiten 6,38 Euro", so Geschäftsführerin Iris Minde (59). Auch sie rechnet für 2022 mit einem zweistelligen Minus im Millionen-Euro-Bereich.

Roland Bantle (57), Chef der privaten Sana Kliniken in Sachsen, nennt ein anderes Beispiel: "Für OP-Handschuhe verzeichnen wir sechsstellige Zusatzkosten allein in diesem Jahr."

Von den Energiekosten ganz zu schweigen.

Paracelsus-Klinik hat bereits Insolvenz angemeldet

Prof. Dr. med D. Michael Albrecht (71) schlägt Alarm.
Prof. Dr. med D. Michael Albrecht (71) schlägt Alarm.  © Eric Münch

"Wenn wir unsere Protonenanlage anschalten, wenn wir etwa den Augentumor eines Zweijährigen heilen wollen, dann ist das der Energiebedarf einer Kleinstadt. Da gehen 40.000 Herdplatten an", so Michael Albrecht.

Mehr als die Hälfte der Krankenhäuser bundesweit werden wegen des Dauerkrisenmodus spätestens in diesem Jahr rote Zahlen schreiben, 2023 sogar 80 Prozent.

Das Defizit wird dann bei 9 Mrd. Euro liegen, bei den 78 sächsischen Krankenhäusern sind es 500 Mio. Euro, rechnet Gerald Gaß (59), Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), vor. Ein Haus - die Paracelsus-Klinik in Reichenbach (Vogtland) - hat bereits Insolvenz angemeldet.

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DKG-Chef Gaß warnt: "Die Bundesregierung muss handeln. Wir fordern einen Inflationsausgleich und die dauerhafte Refinanzierung der Patientenkosten, außerdem mehr Investitionen."

Dafür trommelt die DKG bundesweit noch bis 29. September, am Mittwoch zum Beispiel in Dresden.

Titelfoto: Montage: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Eric Münch

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