"Kulturelle Aneignung": Verlag nimmt "Winnetou"-Bücher aus dem Programm

Radebeul - Eine neue Debatte um sogenannte kulturelle Aneignung, diesmal richtet sie sich auf zwei Bücher - darunter "Der junge Häuptling Winnetou" des Ravensburger Verlags, erschienen zum gleichnamigen Kinofilm.

Volkmar Kunze, Geschäftsführer der Karl-May-Museum gGmbH.
Volkmar Kunze, Geschäftsführer der Karl-May-Museum gGmbH.  © xcitepress/Benedict Bartsch

Zunächst war der Film ins Visier der Kritiker geraten. "Rassistische Vorurteile" und eine "kolonialistische Erzählweise" waren den Filmemachern in einem Shitstorm vorgeworfen worden, Gleiches ging in Richtung der Bücher.

Der Verlag gab klein bei und nahm die Bücher aus dem Programm. Man sei zu der Überzeugung gelangt, so ein Verlagssprecher, dass angesichts der geschichtlichen Wirklichkeit, der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, hier ein "romantisierendes Bild mit vielen Klischees" gezeichnet werde.

Das Handeln des Verlags ruft seinerseits Kritik hervor.

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Etwa von Volkmar Kunze, Geschäftsführer der Karl-May-Museum gGmbH in Radebeul: "Hier wurde der Verlag unter Druck gesetzt, das neue Buch nicht weiter auszuliefern. Wir haben kein Verständnis dafür, zumal das Buch von der Jury als 'besonders wertvoll' bewertet wurde. Winnetou ist ein Synonym für die Völker Nordamerikas. Karl May hat für ein besseres Bild der indigenen Völker hier bei uns in Europa gesorgt."

Karl-May-Experte Andreas Brenne kritisiert das Vorgehen

Eine Szene aus dem Film "Der junge Häuptling Winnetou".
Eine Szene aus dem Film "Der junge Häuptling Winnetou".  © -/Leonine/dpa

Auch der Karl-May-Experte Andreas Brenne, Professor für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik an der Universität Potsdam und Mitarbeiter der Karl-May-Gesellschaft, kritisiert das Vorgehen.

"Ich halte es für nicht richtig, ein solches Buch nur aufgrund eines Shitstorms aus dem Verkehr zu ziehen", so Brenne zur "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Seiner Meinung nach sei das Buch unbedenklich, weil ja schon in einer Vorbemerkung klargestellt werde, dass es als fiktive Geschichte und nicht als sachgerechte Darstellung des Lebens indigener Völker zu verstehen sei.

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Brenne: "Hier hat wohl die Angst der Marketingabteilung des Verlages, das Haus könne in Verruf kommen, das Vorgehen diktiert."

Titelfoto: Bildmontage: xcitepress/benedict bartsch & -/Leonine/dpa

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