Macht dieser sächsische Sender bezahlte China-Propaganda?

Dresden - Schaltet man den Sender "Sachsen Fernsehen" ein, bekommt man als Zuschauer offenbar Filme von staatlichen Agenturen aus China zu sehen. Zwar wirken die Beiträge journalistisch, doch sie sollen vor allem dazu beitragen, Chinas Image aufzubessern. Gerne auch gegen Bezahlung.

Wer nichtsahnend "Sachsen Fernsehen" einschaltet, soll auf Sendung stoßen, die (mehr oder weniger direkt) Werbung für das asiatische Land machen.
Wer nichtsahnend "Sachsen Fernsehen" einschaltet, soll auf Sendung stoßen, die (mehr oder weniger direkt) Werbung für das asiatische Land machen.  © Bildmontage: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa, Soeren Stache/dpa

Nach Recherchen des ARD-Magazins ZAPP laufen sowohl im Programm als auch in der Mediathek des Regionalsenders Filme, die von "Xinhua", der größten staatlichen Nachrichtenagentur Chinas, geliefert werden. Die Sendung "China-Info" sei beispielsweise genau so ein Format.

Hier werden traditionelle chinesische Künstler, Heldengeschichten aus den Bergen und deutsche Auswanderer in chinesischen Städten porträtiert. Das Ziel der Beiträge sei dabei meistens ziemlich klar: Das Image des asiatischen Landes aufpolieren.

"Hier geht es ja ganz klar darum, touristische, kulturelle oder sportliche Inhalte über eben dieses Land zu präsentieren", erklärte der Leipziger Büroleiter des Senders, Jan Kaufhold, im Interview mit "Zapp"-Autor Lennart Richter.

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Doch das Schockierende: Sendungen wie "China Info" sollen nicht immer redaktionell geprüft werden! Das bedeutet, dass die Verantwortlichen das Material aus China nicht auf Fehler - oder eben Propaganda-Inhalte überprüfen, sondern einfach so ins Programm einbauen.

Gekennzeichnet werde diese fehlende Überprüfung auch nicht und auch das Wörtchen "Werbung" sei nicht immer an der richtigen Stelle zu finden.

Das Negative erstickt im Positiven

Kritische Berichterstattung, wie zum Beispiel über Menschenrechtsverletzungen an Uiguren im nordwestchinesischen Xinjiang, ist in den Sendungen nirgends zu finden.
Kritische Berichterstattung, wie zum Beispiel über Menschenrechtsverletzungen an Uiguren im nordwestchinesischen Xinjiang, ist in den Sendungen nirgends zu finden.  © --/Adrian Zenz/Journal of the European Association for Chinese Studies/Part of the Xinjiang Police Files/dpa

Wer genau für die chinesischen Produktionen verantwortlich sei, konnten oder wollten die Verantwortlichen vom Sachsen Fernsehen nicht sagen.

Die Recherchen der ausgestrahlten Auswanderer-Dokumentation führten nicht nur zu der Agentur "Xinhua", sondern auch zu der Facebook-Seite "China Mosaic", die ebenfalls von der chinesischen Regierung verwaltet wird. Noch bevor der Film in dem Lokalsender landete, wurden dort bereits Teile davon veröffentlicht.

Eines hätten alle Sendungen außerdem gemeinsam: In keiner einzigen hört man ein einziges negatives oder kritisches Wort über China.

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Stattdessen wird, ganz dem Auftrag der chinesischen Agentur nach, alles Negative mit teils übertrieben positiven Inhalten mundtot gemacht.

Nicht nur in Sachsen läuft die "China-Werbung"

In der weiteren Recherche fanden Richter und seine Kollegen außerdem heraus, dass das Propaganda-Material nicht nur im "Sachsen Fernsehen" ausgestrahlt wird, sondern auch in anderen Lokalsendern. Darunter "Hauptstadt TV" aus Berlin, "Regio TV" aus Stuttgart und "Hamburg 1".

Jedoch habe sich bis auf das "Sachsen Fernsehen" keiner der Sender zu den Vorwürfen geäußert. Auch die Frage, wie viel Geld sie für die Sendungen bekommen haben, hätten die Verantwortlichen offengelassen.

Titelfoto: Bildmontage: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa, Soeren Stache/dpa

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