Milder Winter in Sachsen: Vögel brüten viel zu früh

Chemnitz - "Alle Vögel sind schon da" - aber so früh?! Meisenknödel bleiben hängen, Körnergaben unangetastet. Nicht ungewöhnlich, sagen Ornithologen. Aber wir sollten das ändern.

Die Natur ist sein Element: Jens Börner (58) bei einem Erkundungsspaziergang.
Die Natur ist sein Element: Jens Börner (58) bei einem Erkundungsspaziergang.  © Kristin Schmidt

"Dank der milden Witterung sind künstlich geschaffene Futterstellen nicht lebensnotwendig", sagt Jens Börner (58). Er ist Leiter der Naturschutzbehörde im Umweltamt Chemnitz.

"Viele Vogelarten fangen mit dem Nestbau an oder brüten bereits. Auch das ist normal bei dem milden Wetter. Immerhin gibt es schon Pflanzenwachstum."

Die Ringeltaube sei aktuell zum Beispiel so früh wie nie im Stadtgebiet zu beobachten. Es würde so aussehen, als balzten die Paare bereits. Völlig normal sei hingegen, dass im Wald Eule, Waldkauz und Uhu Nachwuchs ziehen. "Die legen auch bei minus zehn Grad Eier", so Börner.

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Zu denen, die ungewöhnlich früh brüten, gehöre die Amsel. "Das tun die auch auf die Gefahr eines Kälteeinbruchs hin." Das Ganze sei eine Art Wettlauf - die Küken schnell aus dem Ei zu bekommen. Ansonsten werde im Frühjahr nochmals Anlauf genommen.

"Hängt Nistkästen auf!", appelliert Börner an alle Vogelfreunde.
"Hängt Nistkästen auf!", appelliert Börner an alle Vogelfreunde.  © Sven Gleisberg
Dem Grünfink geht es nicht gut, seine Population ist gefährdet.
Dem Grünfink geht es nicht gut, seine Population ist gefährdet.  © Imago/Blickwinkel
Rotkelchen sind Insektenfresser.
Rotkelchen sind Insektenfresser.  © DPA/Picture Alliance
Das Liebesleben der Ringeltaube hat in diesem Jahr so früh wie noch nie begonnen.
Das Liebesleben der Ringeltaube hat in diesem Jahr so früh wie noch nie begonnen.  © Imago/Blickwinkel

Es fehlen vor allem Nistplätze

Die Amseln sind schon fleißig am Brüten.
Die Amseln sind schon fleißig am Brüten.  © dpa/picture-alliance

Die Gefahren lägen ganz anderswo: "Wir sind zu ordentlich." Vom Laub befreite Gärten, Wege und Grundstücke seien ein Graus für die Tiere. Wo sich sonst Insekten versteckten oder mal eine Brennnessel zum Naschen wachse, findet sich nun Beton und Glas.

Vor allem fehlten Nistplätze. Das gelte für Stadt (zu viele Haus-Sanierungen) und Land (Landwirtschaft). "Jeder Naturfreund und Hausbesitzer ist aufgerufen, etwas vors Gebäude zu hängen", appelliert der Fachmann. Denn grundsätzlich gehe es der Vogelwelt nicht mehr so gut.

Besonders dem Grünfink gehe es schlecht. Dem Spatz gehe es eher mittelmäßig, dem Haus- und Feldsperling gehe es noch schlechter. Der Stieglitz hingegen fühle sich wohl.

Titelfoto: IMAGO/blickwinkel(2)/dpa/picture-alliance

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