Mit DDR-Kennzeichen unterwegs: Honeckers Volvo-Limousine in Görlitz gesichtet

Görlitz - Na was haben wir denn da? Mitten zur Osterzeit funkelt eine kantige Volvo-Limousine in der Görlitzer Dr.-Friedrichs-Straße! Und es ist nicht irgendein Gefährt.

Der Volvo 264 TE (hier in Görlitz) wurde zwischen 1974 und 1984 produziert.
Der Volvo 264 TE (hier in Görlitz) wurde zwischen 1974 und 1984 produziert.  © Matthias Wehnert

Denn in den 1970er-Jahren diente das fünf Meter lange Ungetüm als "Paradepferd" von DDR-Staatschef Erich Honecker!

Der Mann hatte eine Schwäche für luxuriöse Autos. Dabei entsprach der Volvo genau den Bedürfnissen des gebürtigen Saarländers, der zwischen 1971 und 1989 die Geschicke der DDR lenkte.

Das Auto verfügt über Klimaanlage, elektrische Fensterheber, das Interieur in Edelvelours: Für die damaligen Verhältnisse im Osten bot der Volvo 264 TE einen Komfort der Extraklasse.

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Ergab sich auf den holprigen Straßen der DDR mal die Gelegenheit, so konnte der Fahrer des Sechszylinders mit bis zu 185 km/h über die Piste heizen.

Honecker selbst blieb bei dem Fahrspaß aber außen vor. Er besaß wohl keinen Führerschein.

Nach TAG24-Informationen wurde eben jenes Fahrzeug gleich mehrmals in Görlitz gesichtet. Dieselbe Limousine nahm auch an der vergangenen Rallye "Elbflorenz" teil. Der Eigentümer, womöglich Ex-"Wetten, dass...?!"-Moderator Wolfgang Lippert (71), ist an der Autofront mit einem DDR-Kennzeichen unterwegs.

Ein Sprecher der Polizei Görlitz dazu: "Laut Straßenverkehrsordnung ist eigentlich die Nutzung des regulären Kennzeichens vorgesehen. Grundsätzlich ist es wichtig, dass das Schild erkennbar ist."

So schaffte es der Volvo 264 TE in die DDR

Ursprünglich wurde die "Top-Executive"-Version des Volvo für das schwedische Königshaus entworfen. Entsprechend königlich war mit knapp 100.000 D-Mark auch der Preis.

In der Regel wurde das Auto in Westeuropa und Nordamerika nur von gutbetuchten Menschen gefahren.

Vorn trägt das Auto noch das originale DDR-Nummernschild.
Vorn trägt das Auto noch das originale DDR-Nummernschild.  © Matthias Wehnert

Doch weil die Anschaffung von Autos aus der Bundesrepublik keine Option war, bestellte die DDR-Führung ab Mitte der 1970er-Jahre den Volvo 264 TE aus Schweden. Und das gleich in mehrfacher Ausführung: 135 Exemplare wanderten aus den Werken in Skandinavien und Italien in den sozialistischen Teil Deutschlands.

Während für den Rest der Welt die Produktion bereits 1980 eingestellt wurde, baute Autobauer Volvo für die DDR-Führung das Modell noch bis 1984 weiter.

Honeckers Leidenschaft für den Volvo verflog jedoch schnell wieder. Ende der 1970er-Jahre stieg er auf einen Citroën CX 25 Prestige aus Frankreich um.

Titelfoto: Matthias Wehnert

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