Mit der Polizei auf Spurensuche: Zwei Menschen sterben kurz nacheinander an diesem Baum
Neuensalz - Fassungslos steht Polizeioberkommissar Patrick Franke (38) am Todes-Baum von Neuensalz (bei Plauen). An diesem Ahorn, ausgangs einer Linkskurve Richtung Mechelgrün, waren am frühen Mittwoch ein 21-jähriger VW-Fahrer und am 21. Juni ein 24 Jahre alter Autofahrer gestorben. Erklärbar sind die tragischen Todesfälle kaum.
Patrick Franke ist amtierender Leiter des Autobahn-Polizeireviers Reichenbach und wollte sich nach der doppelten Katastrophe an der B169 ein Bild vor Ort machen. Doch erklären kann er sie nicht: "Natürlich könnte es am Wildwechsel liegen. Die Straße ist ganz neu, die Linkskurve harmlos - eine ganz normale Bundesstraße ohne Auffälligkeiten."
Dafür sprechen auch die Unfallzahlen an der Stelle. 2019: null, 2020 zwei und 2021 vier. Auffällig ist nur der Ahorn. Die Unfälle haben die Rinde bis auf eine Höhe von 1,30 Metern abgerissen. Ein Strauß roter und weißer Rosen ist angebunden, davor fünf Grablichter, die an die beiden jungen Männer erinnern.
In dem Moment hält ein Auto an. Michael Bauch (39) aus Schöneck will der Polizei einen Hinweis geben: "Ich fahre hier seit 2010 täglich lang. Ständig stehen Füchse und Rehe an und auf der Straße. Hier wäre dringend Tempo 70 angebracht!"
Patrick Franke kann die Tempofrage nicht entscheiden: "Wichtig ist es, sein Fahrtempo stets der Situation anzupassen. Erst recht bei Wildwechsel. Wo ein Tier ist, gibt es oft mehrere."
Ob sich die Verkehrsunfall-Kommission des Vogtlandkreises die B169 nochmals kritisch anschauen wird, ist unbekannt. Eine Anfrage dazu blieb am Donnerstag unbeantwortet.
Titelfoto: Bildmontage: Mike Müller, Ralph Kunz