Schock-Brief vom Abwasser-Verband: Vogtländer soll für zwölf Jahre nachzahlen

Lengenfeld - Wer hat recht? Im Vogtland streiten sich ein Häuslebauer und ein Zweckverband um die Kosten fürs Abwasser. Kosten, die bislang gar nicht gefordert worden waren...

Ingolf Grobecker (55) in seinem Grundstück vorm Zugang zur Kläranlage. In der Hand die horrende "Nachberechnung".
Ingolf Grobecker (55) in seinem Grundstück vorm Zugang zur Kläranlage. In der Hand die horrende "Nachberechnung".  © Uwe Meinhold

"Nach 19 Jahren kommen die auf einmal, und fordern rückwirkend ab 2010 Abwassergebühren." Ingolf Grobecker (55) versteht die Welt nicht mehr.

Da hat er sich 2003 im wunderschönen Plohn ein Haus gebaut, legte eine vollbiologische Kläranlage an und ließ sich damit ans damals ebenfalls neue Abwassernetz vorm Grundstück anschließen.

Doch erst jetzt soll er zahlen. "Dabei war damals ein Bau-Mensch vom Zweckverband verantwortlich für den Anschluss. Die müssen doch wissen, wo sie etwas gebaut haben und für wen. Wie sind die denn organisiert?"

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Gemeint ist der Zweckverband Wasser und Abwasser Vogtland, ZWAV, mit Sitz in Plauen. Doch seither sei in all den Jahren nie eine Rechnung gekommen, so Grobecker.

Bis jetzt. Plötzlich flatterte ihm und seiner Familie eine Forderung über 1532 Euro ins Haus, Gebühren rückwirkend bis 2010; der Zeitabschnitt vorher ist verjährt.

Ingolf Grobecker an seinem Haus: Wenn er nicht zahlt, droht die Abschaltung der Wasserzufuhr.
Ingolf Grobecker an seinem Haus: Wenn er nicht zahlt, droht die Abschaltung der Wasserzufuhr.  © Uwe Meinhold
Die Zentrale des Zweckverbandes Wasser und Abwasser Vogtland in Plauen.
Die Zentrale des Zweckverbandes Wasser und Abwasser Vogtland in Plauen.  © Ralph Kunz

Wasser-und-Abwasser-Verband bleibt hart: Ingolf Grobecker muss zahlen!

Will hart bleiben: Verbands-Chef Henning Scharch (58).
Will hart bleiben: Verbands-Chef Henning Scharch (58).  © Ralph Kunz

Doch allein diese "Nachberechnung" bringt Grobecker auf die Palme. Er ließ sich von der Verbraucherzentrale beraten. Die riet ihm zur anteiligen Zahlung von 300 Euro für die Zeit rückwirkend bis 2019.

Grobecker biss die Zähne zusammen und zahlte. Den Rest von rund 1261 Euro (inzwischen inklusive Mahngebühren) will er aber nicht blechen.

"Muss er aber", sagt ZWAV-Verbands-Chef Henning Scharch (58). Alle anderen 64.000 Kunden müssten das schließlich auch, egal wann sie angeschlossen wurden. Sein Verband habe von Grobeckers Anschluss im Jahr 2003 nichts gewusst und wäre erst jetzt darauf gestoßen.

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"Die haben nie gesagt, dass sie angeschlossen sind. Das geht natürlich nicht", so Scharch.

Allerdings ist dieser Fall von Unwissenheit in solchen Dingen nicht der einzige im Verband. Das schütze aber nicht vor der Pflicht zur Zahlung – auch im Nachhinein. Ausgang offen.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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