"Zukunftszug" auf erster großer Fahrt von Leipzig nach Plauen
Leipzig/Plauen - "Auf Gleis 12 fährt der Zukunftszug nach Plauen (Vogtland) oberer Bahnhof ein", verkündet die Ansage im Leipziger Hauptbahnhof. Wenige Minuten später rollt ein Zug der "Mitteldeutschen Regiobahn" (MRB) ein, der zwar wenig futuristisch, dafür aber auffällig beklebt daherkommt.

Es handelt sich um den Zukunftsbotschafter der beiden Städte Leipzig sowie Plauen, die sich gemeinsam für das künftige "Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation" bewerben wollen.
Dafür musste eine besondere Idee her, um die Fachjury zu begeistern. "Der Zug ist gut geeignet, um das geplante Zukunftszentrum näher an die Menschen heranzubringen und eine mobile Version der Kommunikation zwischen den Standorten Plauen sowie Leipzig zu etablieren", erklärt Plauens OB Steffen Zenner (53, CDU), der selbst an der Jungfernfahrt des Zukunftszuges teilgenommen hat.
Er fuhr gemeinsam mit Leipzigs OB Burkhard Jung (64, SPD) und Vertretern aus Wissenschaft, Kultur, Gesellschaft sowie Akteuren der Friedlichen Revolution von Leipzig über Riesa nach Plauen. Auch Schulklassen aus den Bewerberstädten waren mit an Bord und informierten sich an interaktiven Stationen mit Tablets sowie Kopfhörern über den Transformationsprozess seit dem Mauerfall.
Um ihre Erfahrungen zu vertiefen, konnten sie zusätzlich an Tischgesprächen mit Experten teilnehmen.

Zeitzeugen-Gespräche ließen die Zeit wie im Flug vergehen

Einer von ihnen war Zeitzeuge Gerd Naumann (67), der die Friedliche Revolution 1989 in Plauen miterlebt hat. Er charakterisierte die Rolle der beiden Städte während des historisch bedeutsamen Jahres.
"Plauen und Leipzig waren mit den Protesten im Oktober 1989 Vorreiter der Friedlichen Revolution und haben deshalb einen besonderen Erfahrungsschatz, den man innerhalb des Zukunftszentrums zeigen und an die kommenden Generationen weitergeben sollte."
Mit den Folgen der Wendezeit beschäftigt sich Historiker Dirk van Laak (61) von der Leipziger Universität: "Es ist wichtig, die Erlebnisse der letzten 30 Jahre zu erfassen, denn die jüngere Vergangenheit will erst mal verstanden werden, bevor man sich der Zukunft öffnen kann."
OB Zenner freut sich über so viel Expertise und lobt auch das Interesse seitens der Schüler im Zukunftszug: "Ich habe eine große Ernsthaftigkeit bei den jungen Leuten wahrgenommen und merke, dass sie mit den Erfahrungen aus der Geschichte viele Ideen für die Zukunft entwickeln wollen."

Ganz planmäßig verlief die Reise im Fahrzeug der Zukunft übrigens nicht: Mit rund 65-minütiger Verspätung lief der Zug im Plauener Bahnhof ein. Die Fahrgäste bekamen durch das große Angebot jedoch fast nichts davon mit.
Titelfoto: Ellen Liebner