Nonnen in Nöten! Kloster will seine Schätze verkaufen - Sachsen von Konkurs-Angst überrascht

Görlitz - Das Kloster St. Marienthal in Ostritz (bei Görlitz) hat sich mit dem Freistaat angelegt. Vorwurf: Sachsen würde die Ordensschwestern dem finanziellen Ruin überlassen. Nun wollen sie sogar Klosterschätze verkaufen. Der Freistaat fühlt sich vor den Kopf gestoßen.

Das Kloster St. Marienthal liegt in der Oberlausitz an der Neiße. Die hatte beim Hochwasser für schwere Schäden gesorgt.
Das Kloster St. Marienthal liegt in der Oberlausitz an der Neiße. Die hatte beim Hochwasser für schwere Schäden gesorgt.  © imago images/imagebroker

Das 1234 gegründete Zisterzienserinnen-Kloster musste schlimme Schäden verzeichnen nach dem Neiße-Hochwasser im Jahr 2010. Der Freistaat unterstützte die Sanierung mit 13,7 Millionen Euro.

Äbtissin Elisabeth Vaterodt (66) zufolge war aber ein Eigenanteil von mehr als 20 Millionen Euro nötig. "Leider reichten und reichen die Mittel aus den Förderungen, aus den Spenden und aus unseren eigenen Anstrengungen nicht aus", so die Äbtissin.

Also beschloss das Kloster, einige seiner Schätze über einen Schweizer Händler zum Verkauf anzubieten. Darunter der "Marienthaler Psalter" - eine illustrierte Handschrift mit den biblischen Psalmen aus dem 13. Jahrhundert. Damit könnte der historische Schatz aus Sachsen für immer in private Hände verschwinden.

Nazi-Attacke auf Sebnitzer Flüchtlingsheim: Polizei ermittelt vier Tatverdächtige!
Sachsen Nazi-Attacke auf Sebnitzer Flüchtlingsheim: Polizei ermittelt vier Tatverdächtige!

Historiker Andreas Rutz (48) von der TU Dresden bezeichnete das als "eine Katastrophe für das kulturelle Erbe des Freistaates".

Das Land habe für die Kunstwerke nur 1,2 Millionen Euro angeboten, sagte die Äbtissin gegenüber "katholisch.de". Das sei zu wenig.

Äbtissin Elisabeth Vaterodt (66) hofft auf einen Geld-Segen.
Äbtissin Elisabeth Vaterodt (66) hofft auf einen Geld-Segen.  © Norbert Neumann
Das Hochwasser flutete auch eine Kirche des Klosters. Auf dieser Aufnahme von 2010 beseitigen Arbeiter den Schlamm.
Das Hochwasser flutete auch eine Kirche des Klosters. Auf dieser Aufnahme von 2010 beseitigen Arbeiter den Schlamm.  © dpa/Oliver Killig

Reaktion des Kulturministeriums

Das Kulturministerium hingegen beteuert auf Anfrage von TAG24, "für Verhandlungen offen zu sein". Eigentlich sei mit dem Kloster vereinbart worden, bis Ende Juni eine Lösung zu suchen. Der Freistaat sei überrascht, dass nun die Werke zum Verkauf stehen, "obwohl die vereinbarte Frist hinsichtlich der Gespräche noch nicht abgelaufen war".

Das Kulturministerium habe um ein Gespräch vor Ort gebeten.

Kommentar von Johannes Pittroff: Schätze schätzen!

TAG24-Redakteur Johannes Pittroff.
TAG24-Redakteur Johannes Pittroff.  © Morgenpost/Ralph Kunz

Das Kloster St. Marienthal will Kunstschätze verkaufen, sorgt damit für Aufregung. Das hat auch etwas Gutes: So wenden sich die Blicke auf das alte Kloster, das sonst wenig beachtet wird.

Die Anlage in der Oberlausitz gilt als das älteste bestehende Zisterzienserinnen-Kloster Deutschlands. Fast 800 Jahre lang trotzte es Bränden, Überfällen und Reformation. Und bewahrte Schätze wie den "Marienthaler Psalter".

Jetzt geraten die Klostermauern ins Wanken. Mittelalterliche Handschriften mögen etwas für Liebhaber sein, doch der Erhalt des Klosters sollte allen am Herzen liegen.

Mann entblößt sich vor Verkäuferin und spielt an seinem Penis herum
Sachsen Mann entblößt sich vor Verkäuferin und spielt an seinem Penis herum

St. Marienthal stammt noch aus der Zeit der Staufer, gegründet von einer Enkelin des Kaisers Barbarossa. Damit steht es am Anfang des Sachsens, wie wir es heute kennen.

Klöster dienten außerdem gerade in Krisenzeiten stets als Horte wichtiger Kulturschätze. Das zeigt auch der "Marienthaler Psalter". In der Klosterbibliothek ist er gut aufgehoben, für die Öffentlichkeit zugänglich. Wenn ein privater Sammler das Buch kauft, wäre es damit wahrscheinlich für Sachsen verloren.

Wer in dem Streit zwischen Kloster und Freistaat recht hat, ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass beide nun an einem Strang ziehen, um die Tradition zu retten.

Titelfoto: Montage: imago images/imagebroker, Norbert Neumann

Mehr zum Thema Sachsen: