Neue Pflanzenwelt gefährdet Sachsens heimische Flora

Leipzig - Immer mehr Pflanzen aus anderen Teilen der Welt breiten sich in Sachsen aus - und verdrängen zunehmend heimische Arten. Manche Neophyten können dem Menschen sogar gefährlich werden. Um sie zu erkennen, haben Wissenschaftler der Universität Leipzig ein Internetportal entwickelt, auf dem die invasiven Pflanzen vorgestellt und deren Ausbreitungsdynamiken modelliert werden.

Mit Schutzausrüstung beseitigt ein Forstwirt eine Ambrosia-Pflanze. Die Karte unten zeigt ihre Ausbreitung in Deutschland.
Mit Schutzausrüstung beseitigt ein Forstwirt eine Ambrosia-Pflanze. Die Karte unten zeigt ihre Ausbreitung in Deutschland.  © Bildmontage: Patrick Pleul/dpa, Universität Leipzig

Riesen-Bärenklau, Orientalische Zackenschote, Ambrosia, Japanischer Staudenknöterich - die Steckbriefe von insgesamt 45 floralen Einwanderern haben die Forscher vom Leipziger Institut für Geografie auf ihrer Internetseite "ipsmonitor.de" zusammengestellt.

"Nutzer können sich ein Bild von den Pflanzen machen, wie sie aussehen und welche invasiven Eigenschaften sie besitzen", erklärt Geoinformatiker Fabian Sittaro.

So erfährt man etwa, dass der aus dem Kaukasus eingewanderte Riesen-Bärenklau im Kontakt mit menschlicher Haut schwere Verbrennungen verursachen kann und gerade in Uferbereichen die heimische Vegetation verdrängt.

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Dass die auf dem Seeweg aus Nordamerika eingedrungene Ambrosia nicht nur als starker Allergieauslöser gilt, sondern auf Äckern heimischen Nutzpflanzen Wasser und Nährstoffe entzieht.

Riesen-Bärenklau ragt mannshoch aus manchen Gärten

Übermannsgroß ist dieser Riesen-Bärenklau, gegen den ein Gärtner hier vorgeht. Die Karte rechts zeigt die Ausbreitung der invasiven Pflanze in Deutschland.
Übermannsgroß ist dieser Riesen-Bärenklau, gegen den ein Gärtner hier vorgeht. Die Karte rechts zeigt die Ausbreitung der invasiven Pflanze in Deutschland.  © Bildmontage: Fabian Matzerath/dpa, Universität Leipzig

Und dass die aus Südafrika eingeschleppte Wechselblatt-Wasserpest anderen Wasserorganismen das Licht raubt und sogar den Bootsverkehr beeinträchtigen kann.

Zu all den invasiven Arten haben die Forscher Karten ins Netz gestellt, die ihr aktuelles Vorkommen in Deutschland zeigen. Anhand von drei klimatischen Szenarien wird zudem ihre weitere Ausbreitung modelliert.

Ein Gemeindearbeiter senst in Freiberg Japanischen Staudenknöterich ab. Die vor allem in Uferzonen auftretende Pflanze breitet sich hierzulande immer mehr aus - siehe Karte rechts.
Ein Gemeindearbeiter senst in Freiberg Japanischen Staudenknöterich ab. Die vor allem in Uferzonen auftretende Pflanze breitet sich hierzulande immer mehr aus - siehe Karte rechts.  © Bildmontage: Detlev Müller/dpa, Universität Leipzig

Rettungsplan für Sachsens gefährdete Streuobstwiesen

Fachmann für Streuobstwiesen: Christoph Mann vom Landschaftspflegeverband "Oberes Vogtland" begutachtet Äpfel auf der Versuchsstreuobstwiese in Gopplasgrün.
Fachmann für Streuobstwiesen: Christoph Mann vom Landschaftspflegeverband "Oberes Vogtland" begutachtet Äpfel auf der Versuchsstreuobstwiese in Gopplasgrün.  © Kristin Schmidt/dpa

Sie sind ein Zuhause für Tiere und liefern gesundes Obst: Streuobstwiesen. Doch zunehmend fehlt das Wissen, sie richtig zu pflegen.

Viele sächsische Streuobstwiesen sind in keinem guten Zustand. Nach Angaben der Landesstiftung Natur und Umwelt sei viel Wissen zur Pflege der Wiesen verloren gegangen. "Zunehmend wird deutlich, dass die alten Streuobstbestände mangels Pflege und Bewirtschaftung zusammenbrechen, sodass der Handlungsbedarf steigt", sagte Sprecher Tomas Brückmann.

Abhilfe soll nun der Landschaftspflegeverband Oberes Vogtland schaffen. Seit 1990 beschäftigt er sich mit Streuobstanbau und Sortenvielfalt - und wird das Wissen als Kooperationspartner der Landesstiftung künftig weitergeben.

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Am Montag startet in Eubabrunn der erste Sachkundekurs zur Obstbaumpflege in Sachsen. Der sechstägige Lehrgang schließt mit einem Zertifikat für zwei Jahre ab. Die Zertifizierung als Obstbaumwart sei ab sofort Voraussetzung für eine Förderung, erklärte Brückmann.

Titelfoto: Bildmontage: Patrick Pleul/dpa, Universität Leipzig

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