Sachsens Schüler immer dümmer: Bildungsminister appelliert an Eltern
Dresden - Was ist nur in unserer Gesellschaft los? Immer mehr Kinder kommen mit erheblichen Entwicklungsdefiziten in die Schule. Lehrer müssen dann das "reparieren", was in den Familien versäumt wurde. Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (48, CDU) appelliert an die Verantwortung der Eltern.

"Es gibt heute Erstklässler, die nicht mehr in Lage sind, fünf Meter rückwärts zu laufen oder die ihre Schuhe nicht zubinden können. Manchen fehlt es an Mengenvorstellungen, etwa dass vier mehr als drei ist", erklärte Piwarz erschüttert.
Das grundlegende Problem seien nicht zu hohe Anforderungen, es fehle vielmehr an grundlegenden Kompetenzen.
"Die Kinder bekommen, aus welchen Gründen auch immer, Grundlagen von ihren Eltern nicht mehr vermittelt", so der Minister.
Einfache Dinge, die früher als selbstverständlich vorausgesetzt wurden, seien heute nicht mehr da.
"Der Staat kann nicht alle Defizite ausmerzen", stellt Piwarz klar

So muss das staatliche System früh damit beginnen, überhaupt einmal die Voraussetzungen für einen Schulbesuch zu legen. Piwarz zufolge führt das zu einer Situation, in der sich die Schule um Dinge kümmern muss, für die sie eigentlich gar nicht da ist.
"Wir müssen das im vorschulischen Bereich leisten und eine gewisse Kultur etablieren, dass Bildungsinhalte verpflichtend sind. Das sind zum Teil Dinge, die zwingend in den Elternhäusern vermittelt werden müssten", erklärte der Minister. Und fügte ernüchtert an: "Ich nehme aber zur Kenntnis, dass nicht alle Elternhäuser das schaffen oder nicht mehr schaffen wollen."
Dabei gebe es eine hohe Verantwortung der Familien für die Entwicklung ihrer Kinder. "Der Staat kann nicht alle Defizite ausmerzen", stellte Piwarz klar.
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