Sachsens Sagen, Bräuche & Mythen: Der schwarze Bruno heult bis heute

Meißen - Sachsens Geschichte ist sagenhaft vielfältig, Sachsens Sagenwelt nicht minder. Landauf, landab wimmelt es von Berggeistern, Weißen Frauen und untoten Fürsten. Viele der Erzählungen sind Hunderte Jahre alt. Andere wiederum wurden erst zu Zeiten der Brüder Grimm geschrieben oder, wie in einem Fall, haben noch keine 50 Jahre auf dem Buckel! Ob nun neu oder uralt – die TAG24-Herbstserie geht den Überlieferungen auf den Grund. Heute: "Die Sage vom schwarzen Bruno".

"Der schwarze Bruno" trieb zunächst in Meißen sein Unwesen, ehe er über Bautzen nach Leipzig wechselte.
"Der schwarze Bruno" trieb zunächst in Meißen sein Unwesen, ehe er über Bautzen nach Leipzig wechselte.  © 123rf/hitachin

Dass sich gläubige Christen an ihrer Kirche abarbeiten, ist keine neuzeitliche Erscheinung. Was der Öffentlichkeit heute "Protzbischof" Tebartz-van Elst, sadistische kanadische Ordensschwestern oder übergriffige Priester sind, waren unseren Vorfahren prassende Mönche und sündige Nonnen.

Der Unterschied zu heute: Keine weltliche Gerichtsbarkeit belastete damals die Übeltäter, die Wahrheit drang, wenn überhaupt, nur tröpfchenweise zum Volk – der ideale Nährboden für Gerüchte und Schauergeschichten.

Die wohl üppigste sächsische Kloster-Sage ist die vom schwarzen Bruno

Der schwarze Bruno heult bis heute

Zunächst verunsicherte der böse Mönch die Klöster in und um Meißen.
Zunächst verunsicherte der böse Mönch die Klöster in und um Meißen.  © 123rf/mpz

"Bruno soll ein Mönch gewesen sein, der zunächst in Meißen lebte", erzählt Sagenforscher Hans-Christian Trepte (72). Wegen seiner in Italien erworbenen Fähigkeiten in der schwarzen Kunst oder der schwarzen Magie sei er schon in Meißen als "der schwarze Bruno" bekannt gewesen.

"Er trieb sich in den Frauenklöstern der Umgebung herum und betrog auch noch die Spitze seines Männer-Klosters." Mutmaßlich um Geld.

Irgendwann sei es dem "Klostervorstand" zu bunt geworden: Bruno flog raus. Zugleich bekam er ein Verbot fürs gesamte Elbland.

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Über die Station Bautzen verschlug es ihn letztlich nach Leipzig, heißt es weiter in der Sage. Intensivtäter Bruno aber trieb es dort noch heftiger! Die Konsequenz war die Verbannung in eine Flasche, vollzogen von einem weitaus größeren Magier als er. Zur Sicherheit vergrub man die Flasche.

Ende? Mitnichten.

Leipziger Mädel findet zufällig Brunos Flasche

Der schwarze Bruno endete als Flaschengeist.
Der schwarze Bruno endete als Flaschengeist.  © 123rf/arkhipov

Denn lange Zeit später entstand an der Stelle ein Haus. Menschen zogen ein und aus.

Bis eines Tages ein Leipziger Mädel im Keller zufällig auf die Flasche stieß: Erst war es nur ein Lichtschein, der ihr in dem düsteren Raum auffiel, dann legte sie die gesamte Flasche frei. Darin, man ahnt es, immer noch der schlimme Bruno, nun aber als niedlicher Geist.

Das Mädchen war ganz hingerissen und schleppte das leuchtende Spielzeug in sein Zimmer, wo es als Lampe auf dem Nachttisch stand. Doch die wachsamen Eltern verhinderten Schlimmeres. Sie erkannten, um welch teuflischen Zauber es sich handelt und verbannten den Flaschengeist für immer. Nämlich indem sie die Pulle – mit einem Gewicht beschwert – in der Pleiße versenkten.

Jetzt ist Schluss? Immer noch nicht. Der schlaue Bruno soll entwichen sein und seither als schwarzer Hund an den Ufern von Pleiße und Elster umgehen. Dann und wann heult er nachts ...

Trepte: "Der schwarze Mann ist ein beliebtes Erzählmotiv. Als Vertreter der schwarzen Magie, als Zauberer und Betrüger, aber auch als volkstümlicher schwarzer Köhler in zahlreichen Sagen, Märchen und Legenden, so vor allem auch in der deutschen 'schwarzen Romantik' vertreten durch E.T.A. Hoffmann."

Der Leipziger Sagen-Forscher Hans-Christian Trepte (72).
Der Leipziger Sagen-Forscher Hans-Christian Trepte (72).  © Ralf Seegers

Brandspuren der Irrlichter

Sagen über Irrlichter gibt es in allen deutschen Regionen, vor allem aber dort, wo sumpfiges Gelände liegt.
Sagen über Irrlichter gibt es in allen deutschen Regionen, vor allem aber dort, wo sumpfiges Gelände liegt.  © 123rf/miloszg

Irrlichter-Sagen sind in ganz Europa bekannt. Vor allem dort, wo der Boden sumpfig ist und sich dank bestimmter Gase Stellen entzünden können.

Eine sächsische Sage geht so: Ein Mädchen verirrte sich nachts im Wald. Daraufhin bot ihr ein Irrlicht Hilfe an, wenngleich für ein paar Groschen. Das Kind stimmte zu und wurde sicher nach Hause geleitet. Dort verweigerte es die Zahlung.

Doch das Irrlicht blieb über der Schwelle schweben. Das Kind besann sich und holte den Lohn.

Als es die Groschen übergab, reckte sich aus dem grellen Licht ein Händchen, um die Münzen entgegenzunehmen – und verschwand. Auf der Schwelle aber blieben Brandspuren.

Titelfoto: Bildmontage: 123rf/hitachin & 123rf/mpz

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