Sehnsucht nach dem wahren Afrika: Augusts Expedition ins Tierreich
Dresden - Hättet Ihr es gewusst? August der Starke (1670-1733) war von Afrika fasziniert. Dieser bisher wenig bekannten Liebe des sächsischen Kurfürsten widmet sich die Sonder-Ausstellung "Augusts Afrika - Afrika in Sachsen, Sachsen in Afrika im 18. Jahrhundert", die bis 31. Oktober auf Schloss Moritzburg zu sehen ist.
Verbürgt ist, dass 80 Menschen schwarzer Hautfarbe von anno 1602 bis 1770 am Sächsischen Hof beschäftigt waren - als Kammerdiener, Trompeter oder Pauker, zu einem mehrfachen Lohn eines einfachen Handwerkers.
Nichtsdestotrotz: Die meisten von ihnen wurden ursprünglich als Sklaven verschleppt. Bis heute sind sie auf Porzellanen und vielen Gemälden präsent, an der Seite von August dem Starken sowie August III. und deren Gemahlinnen.
Der Hof selbst feierte ausschweifende Afrika-Feste, bei denen sich der Herrscher selbst als "Mohrenkönig" inszenierte. Was heute als "Blackfacing" geächtet wird, war damals Teil der Afrika-Romantik, die mit der Realität nicht viel zu tun hatte.
Um das wahre Afrika zu entdecken, entsandte August der Starke 1731 eine siebenköpfige Expedition nach Nordafrika. Sie kehrte erst nach dem Tod des Kurfürsten zurück, brachte Zeichnungen, Pflanzen und wilde Tiere mit.
Afrika-Ausstellung auf Schloss Moritzburg thematisiert auch Kolonialisierung und Rassismus
Die beschwerliche Reise überlebten u. a. ein "Tiegerthier" (Leopard), "zwei bunte Africanische Esel aus der Sand-Wüste, dergleichen man noch niemahls hier gesehen" (Zebras), ein Schakal, zwei Stachelschweine und sieben Strauße.
Letztere wurden im heutigen Käthe-Kollwitz-Haus in Moritzburg untergebracht und 20 Jahre lang gezüchtet. Die Pläne für eine groß angelegte Menagerie wurden nur zum Teil umgesetzt.
Die Ausstellung zeigt auch die Missionsreisen der Herrnhuter Prediger, die seit 1732 von Sachsen aus in die Welt zogen. Schon 1737 reiste Georg Schmidt nach Südafrika, um die erste Missionsstation südlich der Sahara zu errichten - und für die Gleichwertigkeit aller Brüder und Schwestern zu predigen, entgegen der kolonialen Praxis.
Die historische Rückblende der Schau wird begleitet von Texten, die Kolonialisierung und Rassismus thematisieren. Das Zusammenspiel von barocker und gegenwärtiger Perspektive macht die Ausstellung äußerst sehenswert!
Titelfoto: Eric Münch