350 Jahre August der Starke: Geheimnisse über Sachsens berühmtesten Herrscher

Dresden - Ihn kennt in Sachsen jedes Kind: Am heutigen Dienstag vor 350 Jahren wurde August der Starke (1670-1733) geboren. Um ihn ranken sich unzählige Legenden. Gern wird erzählt, dass Sachsens Vorzeige-Kurfürst Hufeisen mit bloßen Händen zerbrach und auf der Brühlschen Terrasse seinen Daumenabdruck in einem Geländer hinterließ. Ihre Majestät leistete sich aber noch mehr "starke Stücke". Zum runden Geburtstag lesen Sie hier nun sechs schillernde Fakten, die wohl kaum jemand kennt:

Der Coselgulden soll durch eine Wette mit der Mätresse entstanden sein.
Der Coselgulden soll durch eine Wette mit der Mätresse entstanden sein.  © Roger Paul

1. Coselgulden - August liebte die Frauen - und diese ihn. Ein Dutzend Mätressen, die er unterhielt, sind verbrieft. Neun Kinder hatte er offiziell - davon nur eines mit seiner Ehefrau. Ständig verliebt soll er gewesen sein. 

Im Liebesrausch war er auch mit der Gräfin Cosel (1680-1765), die ihm sogar drei Kinder schenkte. August soll mit seiner Mätresse gewettet haben, ihre Vagina auf eine Münze prägen zu lassen. Tatsächlich: Auf dem Cosel-Gulden sind das polnische und das sächsische Wappen so nebeneinander gestellt, dass der Zwischenraum die Intimzone der Gräfin abbildet.

2. Liebes-Freibrief - Die außereheliche Liebe stand zu Augusts Zeiten noch unter schwerer Strafe. Nachdem sich August der Starke zum Karneval 1695 mit seiner Mätresse Aurora von Königsmarck ganz und gar ungeniert gezeigt hatte, überkam ihn offenbar Angst: Er ließ von drei Professoren der 1694 gegründeten Universität ein Gutachten verfassen - einen Freibrief zum Ehebruch -, der ihm straffrei sexuelle Beziehungen erlaubte. Allein Gott gegenüber musste er sich verantworten.

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3. Starkes Erbe - Seine Stärke soll er übrigens von einer Frau geerbt haben: Cimburgis von Masowien (1397-1429) ist die "Sieben-Mal-Ur-"Oma Augusts. Sie war die stärkste Frau des Mittelalters. Mit bloßen Fingern soll sie Nägel aus der Wand gezogen haben.

Auch August soll eine Flohfalle genutzt haben.
Auch August soll eine Flohfalle genutzt haben.  © imago images / teutopress

4. Riesen-Tausch - August schmückte sich gern mit Superlativen. Um 1730 hielt er sich den Riesen Daniel Cajanus (1704-1749) am Hof. Der maß 2,30 Meter und hatte sich ursprünglich am preußischen Hof für die Garde der "Langen Kerls" beworben. Dafür war er zu groß. Nicht für August: Der bot zwei große Kroaten für den Riesen. Dieser diente als Fahnenträger der Kavallerie.

5. Berühmte Enkelin - August ist der Ur-Ur-Opa der französischen Schriftstellerin George Sand (1804-1876), ihre Ur-Ur-Oma die Mätresse Aurora von Königsmarck (1662-1728). Wie ihr berühmter Vorfahre war auch sie kein Kind von Traurigkeit, was die Liebe und Leidenschaft angeht.

6. Flohfalle - Im Barock wurde bei der Körperpflege mehr Puder als Wasser verbraucht. Man trug dazu auch eine Flohfalle. Ein kleines Amulett, in das beispielsweise ein in Schweineblut getränktes Tuch kam, das das Ungeziefer anzog. August soll eine solche auch getragen haben.

August der Starke (1670-1733) hatte mehr Geheimnisse als Frauen.
August der Starke (1670-1733) hatte mehr Geheimnisse als Frauen.  © Archiv
Bei der Gräfin Cosel fand man mehrere Coselgulden nach ihrem Tod in ihrem Sessel.
Bei der Gräfin Cosel fand man mehrere Coselgulden nach ihrem Tod in ihrem Sessel.  © bpk
An seinem Mythos arbeitete August schon zu Lebzeiten.
An seinem Mythos arbeitete August schon zu Lebzeiten.  © Lutz Hentschel

Ausstellung auf Schloss Moritzburg über August den Starken

Augusts Mätressen sind aus Porzellan - je nach Wichtigkeit - auf den Sockel gesetzt worden.
Augusts Mätressen sind aus Porzellan - je nach Wichtigkeit - auf den Sockel gesetzt worden.  © Lutz Hentschel

"350 Jahre Mythos August der Starke - Geschichte. Macht. Ihr.", heißt die Sonderausstellung, die anlässlich von Augusts Jubiläum gestern auf Schloss Moritzburg eröffnet wurde. 

In zwölf Stationen wird die Geschichte von 350 Jahren Mythos August der Starke illustriert.

Nicht der historische August ist das Thema, sondern was die Menschen mit der Zeit aus ihm gemacht haben. 

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August hat zwar zu Lebzeiten bereits an seinem Mythos kräftig mitgearbeitet, doch seinen Namen "der Starke" bekam er beispielsweise erst im 19. Jahrhundert. 

Mit Installationen, Filmen und ausgefallenen Exponaten (wie die Mätressenschau aus Porzellan) wird der Besucher bis 1. November durch das Königreich des wilden Wettiners geführt. 

Infos: www.schloss-moritzburg.de

Titelfoto: Archiv

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