"Situation wird negativer dargestellt, als sie ist": Sächsischer Minister wirbt für Provinz

Dresden - Sachsens Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt (61, CDU) sieht den ländlichen Raum oft zu Unrecht in ein falsches Licht gerückt. Natürlich müsse die Verkehrsanbindung und auch die Versorgung, etwa im Gesundheitswesen, verbessert werden. Jedoch seien auch große Potenziale vorhanden.

Thomas Schmidt (61, CDU), sächsischer Regionalentwicklungsminister, fordert eine stärkere Zusammenarbeit von Stadt und Umland.
Thomas Schmidt (61, CDU), sächsischer Regionalentwicklungsminister, fordert eine stärkere Zusammenarbeit von Stadt und Umland.  © Kristin Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

"Auf dem Land gibt es noch Gewerbeflächen zu günstigen Preisen. Man kann dort auch preiswerter wohnen", sagt der CDU-Politiker gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zudem seien auch Schulen und Kitas dort im Schnitt in einem besseren Zustand als in den Städten.

"Man darf sich aber keinen Illusionen hingeben. Ich habe in meinem Wahlkreis einen Ort mit etwa 1600 Einwohnern und 24 Ortsteilen. Da wird auch künftig nicht in jedem Ortsteil ein Arzt praktizieren und jede Stunde ein Bus dorthin fahren", stellte Schmidt klar.

Das sei den Bewohnern bewusst. Individuelle Mobilität werde auf dem Land immer eine größere Rolle spielen. Deshalb müsse man sich vor allem um die Knotenpunkte kümmern, etwa um "Park+Ride".

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Ohnehin rücke die Verknüpfung von Stadt und Umland stärker in den Fokus. Beide müssten miteinander kooperieren, statt konkurrieren. Es gehe nun darum, Anforderungen wie ausreichend Flächen für Gewerbe und Wohnen, den öffentlichen Nahverkehr oder den Erhalt von Einzelhandel unter einen Hut zu bringen.

Der demografische Wandel könnte problematisch werden

Minister Schmidt begrüßt den Bau eines Eigenheims im ländlichen Raum.
Minister Schmidt begrüßt den Bau eines Eigenheims im ländlichen Raum.  © 123rf/kwangmoo

Es sei erfreulich, dass viele Regionen noch immer einen Zuzug verzeichnen, sagte Schmidt. Das betreffe nicht nur junge Familien. Auch viele Menschen jenseits der 50 würden sich auf dem Lande ein Eigenheim schaffen oder die Häuser ihrer Eltern übernehmen.

"Nicht wenige Gemeinden haben schon keinen ausreichenden Bauplatz mehr. Die haben nicht die Sorge, dass die Leute wegziehen, sondern dass sie keinen Platz mehr für neue Mitbewohner haben."

Dennoch rechnet der Minister damit, dass die demografische Entwicklung noch eine ganze Reihe von Problemen mit sich bringen wird. Sachsen habe im Wanderungssaldo - dem Verhältnis von Zuzug und Wegzug - zwar schon seit Jahren einen positiven Differenzbetrag. "Dennoch brauchen wir noch mehr Zuzug und eine gezielte Zuwanderung von Fachkräften."

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Schmidt geht von einem riesigen Potenzial des ländlichen Raumes aus. Viele Leute würden auch angesichts steigender Mieten in den Städten gern aufs Land ziehen.

Was den Bau von Eigenheimen betreffe, wirke die momentane Situation mit erheblichen Steigerungen bei Baupreisen, langen Wartezeiten bei Baufirmen und Handwerkern sowie steigenden Zinsen für Baukredite allerdings wie eine Bremse.

Titelfoto: Montage: Kristin Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa, 123RF/kwangmoo

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