So ungleich ist Sachsens Reichtum verteilt: Im Speckgürtel wird am meisten verdient

Sachsen - Die Sachsen mit den am prallsten gefüllten Lohntüten wohnen nicht etwa in den Großstädten Leipzig und Dresden, sondern in deren Umland. Das ergibt ein Gehaltsüberblick nach dem Wohnortprinzip, welchen die Statistiker der Landesarbeitsagentur für TAG24 zusammengestellt haben.

Bewohner von Moritzburg haben nicht nur ein schönes Umfeld, sondern auch eine pralle Lohntüte. (Symbolbild)
Bewohner von Moritzburg haben nicht nur ein schönes Umfeld, sondern auch eine pralle Lohntüte. (Symbolbild)  © 123RF/schwerin

Demnach liegen beim Medianlohn der Vollbeschäftigten die Einwohner von Markkleeberg, Moritzburg und Radebeul vorn.

Die ärmsten Schlucker beim mittleren Entgelt leben im Spielzeugmacherdorf Seiffen. Die erschreckende Lohnlücke zu den Markkleebergern liegt bei monatlich 1341 Euro!

Normalerweise betrachtet die Agentur den Bruttolohn der Beschäftigten am jeweiligen Arbeitsort. Sprecher Frank Vollgold: "Mit Blick auf den Wohnort berücksichtigen wir auch die sächsischen Auspendler, die in anderen Regionen Deutschlands arbeiten, aber ihrer Heimat treu bleiben und hier leben." Natürlich werden auch alle innersächsischen Arbeitspendler erfasst.

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Dabei wird nicht das Durchschnittsgehalt berechnet, welches durch wenige Einkommensmillionäre erheblich verzerrt würde. Der sogenannte Medianlohn liegt viel näher an der Realität.

Hierbei werden alle erfassten Lohnempfänger dem Verdienst nach in einer Reihe aufgestellt: Der genau in der Mitte repräsentiert dieses mittlere Gehalt - die eine Hälfte verdient mehr, die andere weniger.

Der Medianlohn der sozialversicherungspflichtigen Vollbeschäftigten in Sachsen betrug zum Stichtag 31. Dezember 2022 exakt 3012 Euro. Im Vorjahr waren es 155 Euro weniger - ein Plus von 5,4 Prozent.

Großverdiener wohnen im Umland der Großstädte Leipzig und Dresden

Einwohner von Seiffen sind eher geneigt, jeden Euro dreimal umzudrehen, bevor sie ihn ausgeben.
Einwohner von Seiffen sind eher geneigt, jeden Euro dreimal umzudrehen, bevor sie ihn ausgeben.  © Ralph Kunz

In der Auflistung aller über 300 Gemeindeverbände leben die Großverdiener Sachsens mit 3762 Euro in Markkleeberg. Es folgen Moritzburg (3655 Euro), Radebeul (3648), Großpösna (3544) und Bannewitz (3541). Alles Gemeinden aus den sogenannten "Speckgürteln" der Großstädte.

Auf Platz sechs folgt Dresden (3504), Leipzig landet auf Rang 13 (3371) und Chemnitz trudelt auf Platz 48 (3116) ein.

Die Orte mit den dünnsten Lohn- und Gehaltstüten findet man allesamt im südlichen Grenzgebiet. Schlusslicht Seiffen mit 2421 Euro wird gefolgt von Großschönau-Hainewalde (2537), Seifhennersdorf (2552), Zittau (2602) und Olbernhau (2602).

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Seiffen trägt auch bundesweit die rote Laterne, die anderen vier Genannten sind ebenfalls unter Deutschlands letzten zehn.

Bevor sich jetzt der Gehaltsneid auf die Markkleeberger richtet: Die landen unter den bundesweit 4000 Gemeindeverbänden erst auf Platz 1408. Deutschlands Großverdiener findet man nämlich mit 5785 Euro in Baierbrunn, Pullach (5754) und Icking (5463) - alles Gemeinden zwischen München und dem Starnberger See.

Neue Bundesländer schneiden im Bundesschnitt schlecht ab

Gutverdiener bevorzugen ein Häuschen im grünen Speckgürtel, nicht weit weg von der Großstadt.
Gutverdiener bevorzugen ein Häuschen im grünen Speckgürtel, nicht weit weg von der Großstadt.  © 123RF/pakhnyushchyy

Auch der Blick auf den Ländervergleich lohnt sich. Unter den fünf neuen Bundesländern liegt Sachsen mit seinen 3012 Euro zwar vorn, aber drei Jahrzehnte nach der Einheit noch immer mit reichlich 600 Euro unter dem Bundesschnitt (3646).

Verglichen mit allen Westländern verdient man hierzulande monatlich 740 Euro weniger. Spitzenreiter sind Hamburg (4127), Baden-Württemberg (3977) und Hessen (3938).

Die Gründe für das West-Ost-Gefälle sind hinreichend bekannt: Die großen Konzerne haben ihre Sitze und gut bezahlten Forschungsabteilungen vornehmlich im Westen. Die eher kleinteilige Wirtschaftsstruktur im Osten dient dann meist nur als preiswerte verlängerte Werkbank.

Hinzu kommt, dass sich kleinere Firmen leichter vor Tariflöhnen drücken können. In Sachsen sind gerade einmal 13 Prozent der Betriebe an einen Branchentarif und drei Prozent an einen Haustarif gebunden.

Luxus für dicke Brieftaschen: Rolls-Royce wählte Radebeul als ersten Standort im Osten.
Luxus für dicke Brieftaschen: Rolls-Royce wählte Radebeul als ersten Standort im Osten.  © Petra Hornig

Dresdner bekommen mehr Gehalt als Leipziger und Chemnitzer

Schlüsselt man die Lohntüten und Gehaltsschecks in Sachsen nach dem Arbeitsortsprinzip auf, liegen die kreisfreien Städte mit ihren höher qualifizierten Jobs natürlich vorn.

In Dresden verdient der mittlere Lohnempfänger 3515 Euro, Leipzig (3383) und Chemnitz (3144) folgen. Es folgt der Landkreis Zwickau (3032) mit seiner Automobil- und Zulieferindustrie, die eine hohe Tarifbindung aufweist.

Alle anderen Kreise finden sich bereits unter dem Sachsenschnitt. In manchen Ecken findet man kaum Großbetriebe, da ist das Landratsamt oder ein Krankenhaus der größte Arbeitgeber der Region.

Sachsens Armenhäuser beim Gehalt findet man im Kreis Görlitz (2650 Euro), im Erzgebirge (2651) sowie im Vogtland (2744). Zwischen dem Kreis Görlitz und der Stadt Dresden klafft also eine Lohnlücke von 865 Euro.

Titelfoto: 123RF/schwerin

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