So wollen Sachsens Förster unsern Wald retten

Neustadt - Kampf dem Borkenkäfer: Noch nie waren Sachsens Wälder so stark von den Schädlingen befallen wie in diesem Jahr. Der Staatsbetrieb Sachsenforst hat flächendeckend Gegenmaßnahmen eingeleitet. Sogar Soldaten der Bundeswehr waren im Einsatz.
Kampfeinsatz der anderen Art: Soldaten der Bundeswehr rückten im Vorjahr dem Borkenkäfer bei Augustusburg zu Leibe. Nur entrinden hilft gegen den Befall.
Kampfeinsatz der anderen Art: Soldaten der Bundeswehr rückten im Vorjahr dem Borkenkäfer bei Augustusburg zu Leibe. Nur entrinden hilft gegen den Befall.  © Kristin Schmidt

Sie entwerfen geradezu traumhafte Muster, aber sie sind eine Landplage: Die Larven des Borkenkäfers fressen sich durch die Rinde der Fichte, kappen damit die natürliche Nährstoffzufuhr der Bäume und lassen sie absterben. 

"Noch nie war der Befall so extrem wie in dieser Saison", sagt Bernd Kaiser (59), Revierleiter im Forstbezirk Neustadt. In normalen Jahren holt er bis zu 30 Festmeter befallenes Holz aus seinem Wald. In diesem Jahr sind es bereits 7000 Festmeter, ein unfassbarer Anstieg.

Wegen der Plage hat der Staatsbetrieb Sachsenforst jetzt zu einer ungewöhnlichen Gegenmaßnahme gegriffen. Vier Wochen lang entrindeten 51 Soldaten der Bundeswehr 2100 Kubikmeter Holz. Das entspricht zirka 85 LKW-Ladungen oder 400 Hektar sanierter Waldfläche.

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"Unsere Forstbezirke und Schutzgebietsverwaltungen sanieren die aktuellen Waldschäden im gesamten Landeswald auf Hochtouren", sagt Utz Hempfling (57), Landesforstpräsident und Geschäftsführer von Sachsenforst. 

Bernd Kaiser zeigt sich zuversichtlich

K wie Käfer: Alle befallenen Fichten im Bielatal sind mit einem K bezeichnet. Mit einem Rindeneisen tritt Revierleiter Bernd Kaiser (59) den Beweis an.
K wie Käfer: Alle befallenen Fichten im Bielatal sind mit einem K bezeichnet. Mit einem Rindeneisen tritt Revierleiter Bernd Kaiser (59) den Beweis an.  © Norbert Neumann
Forstbezirksleiter Uwe Borrmeister (41) setzt auf den Waldumbau: Weniger Fichten, weniger Borkenkäfer.
Forstbezirksleiter Uwe Borrmeister (41) setzt auf den Waldumbau: Weniger Fichten, weniger Borkenkäfer.  © Norbert Neumann
Wie das Schriftbild auf einer Buchseite: Die Larven des "Buchdruckers" fressen sich durch die Rinde von Fichten. Andere Bäume befällt die Borkenkäferart nicht.
Wie das Schriftbild auf einer Buchseite: Die Larven des "Buchdruckers" fressen sich durch die Rinde von Fichten. Andere Bäume befällt die Borkenkäferart nicht.  © Norbert Neumann
Nur wenige Millimeter groß richtet der Borkenkäfer weit größeren Schaden an. Sachsens Wälder sind bedroht.
Nur wenige Millimeter groß richtet der Borkenkäfer weit größeren Schaden an. Sachsens Wälder sind bedroht.  © Uwe Meinhold

Denn die Borkenkäferplage beschränkt sich nicht auf die Forstbezirke an der Elbe. Ganz Sachsen ist betroffen. "Im Grunde ist das ein bundesweites Problem", so Ulf Zimmermann (49), der neue Chef des Nationalparks Sächsische Schweiz.

Sanieren heißt beim Borkenkäfer fällen und entrinden. Auf gut zugänglichen und stark befallenen Flächen geschieht das unter Einsatz von Maschinen, sogenannten Harvestern. 

Die Soldaten kamen in den Forstbezirken Bärenfels, Marienberg, Neudorf, Eibenstock und Chemnitz zum Einsatz - auf Arealen mit wenigen Bäumen auf großer Fläche.

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Bernd Kaiser ist guter Dinge, dass er der Plage in seinem Revier Herr wird. Unterstützend wirkt dabei auch die neue Naturschutzplanung, die der Leiter des Forstbezirkes Neustadt, Uwe Borrmeister (41) gestern vorstellte.

Er setzt unter anderem auf Waldumbau: Mehr Weißtanne, Eiche oder Buche und weniger Fichte und damit weniger Borkenkäfer. 

Titelfoto: Kristin Schmidt/Uwe Meinhold

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