DDR-Sehnsucht, rechtsextremes Gedankengut, Demokratie-Verdruss: Studie über Ostdeutsche schockiert

Leipzig - Während in über die starken Werte der AfD in Thüringen diskutiert wird, sorgt eine neue Studie aus Leipzig für weiteren Zündstoff. Demzufolge ist die Hälfte der befragten Ostdeutschen unzufrieden mit der Demokratie und trägt rechtsextremes Gedankengut in sich.

Demonstrierende auf Montags-Demo in Leipzig. Viele Ostdeutsche sind in einer Demokratie nicht mehr zufrieden.
Demonstrierende auf Montags-Demo in Leipzig. Viele Ostdeutsche sind in einer Demokratie nicht mehr zufrieden.  © Jan Woitas/dpa

Für das "Policy Paper" wurden 3546 Menschen aus ostdeutschen Bundesländern befragt, geforscht und ausgewertet hat das repräsentative Thesen-Papier das Else-Frenkel-Brunswik-Institut der Universität Leipzig.

Eine der Erkenntnisse: Viele Befragten identifizieren sich sowohl als Ostdeutsche als auch als Bürger der Bundesrepublik. Nur etwa die Hälfte sieht sich als Gewinner der Wende, ein Drittel eher als Verlierer.

"Rückblickend ist die Zufriedenheit unter den Befragten mit ihrem Leben in der DDR hoch", so Professor Oliver Decker von der Universität in Leipzig.

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Die Sehnsucht nach der DDR sei deshalb bei zwei Dritteln der Befragten sehr ausgeprägt, nicht zuletzt resultiert daraus der Wunsch nach einer Einparteiendiktatur.

In der Befragung stimmten viele Teilnehmer der Forderung nach "einer einzigen starken Partei, die die Volksgemeinschaft verkörpert" zu.

Viele Ostdeutsche stimmen ausländerfeindlichen Aussagen zu

An der Uni Leipzig wurde das "Policy Paper" erarbeitet.
An der Uni Leipzig wurde das "Policy Paper" erarbeitet.  © Sebastian Willnow/dpa

Bedenklich: Laut der Untersuchung wurde außerdem eine hohe Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen erfasst.

Chauvinistische und ausländerfeindliche Aussagen wurden nur von einer Minderheit der Befragten abgelehnt.

Und auch wenn Elemente der Neo-NS-Ideologie nicht offen geäußert werden, träfen auch antisemitische und sozialdarwinistische Statements auf große Resonanz. Ausgeprägt sei diese vor allem in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

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"Hier ist damit das Potenzial für extrem-rechte und neonazistische Parteien, Wähler zu finden, besonders hoch. Statt pluralistischer Interessensvielfalt wird eine völkische Gemeinschaft gewünscht", erläuterten die Mitarbeiter des Papers.

Statt dem Wunsch nach mehr demokratischer Teilhabe lässt sich laut der Studie eine Art politische Resignation feststellen. Zwei Drittel halten es für sinnlos, sich politisch zu engagieren, und kaum jemand glaubt, einen Einfluss auf die Regierung zu haben. Dazu passt, dass die Verschwörungsmentalität neben der autoritären Aggression das am weitesten verbreitete Element des autoritären Syndroms ist.

"Wir beobachten also ein ausgeprägtes Fremdeln mit der Demokratie, sie wird von vielen nicht als etwas Eigenes verstanden", so Studien-Mitarbeiter Dr. Johannes Kiess.

Titelfoto: Jan Woitas/dpa

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