Super-Recognizer in Sachsen im Einsatz: So gehen die Spezialkräfte auf Verbrecher-Jagd!

Leipzig - Seit Anfang 2022 sind bei der Polizei in Chemnitz zwei sogenannte Super-Recognizer im Einsatz; Beamte, die sich durch ein besonderes Talent überdurchschnittlich stark Gesichter einprägen können. "Kripo Live" hat einer der beiden neuen Spezialkräfte getestet.

Am 16. Mai 2021 kam es am Rande des Aufstiegs von Dynamo Dresden in die 2. Liga zu Randalen. Dabei gab es viele Gesichter, die sich ein Super-Recognizer merken könnte.
Am 16. Mai 2021 kam es am Rande des Aufstiegs von Dynamo Dresden in die 2. Liga zu Randalen. Dabei gab es viele Gesichter, die sich ein Super-Recognizer merken könnte.  © Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

Der 29-Jährigen, deren Identität anonym bleiben soll, wurden durch das Team von "Kripo Live" Videoaufnahmen eines Auftritts des sächsischen Polizeiorchesters im November 2022 in Leipzig vorgespielt.

Unter das Publikum hatten sich vier Komparsen gemischt, von denen die Super-Recognizerin im Vorfeld Fotos zu sehen bekommen hatte. Um den Schwierigkeitsgrad des Tests zu erhöhen, trugen die beiden Frauen und die beiden Männer auf den Fotos Mützen, Schals und Jacken, die sie im Inneren der Konzert-Location abnahmen.

In nicht mal 45 Minuten gab es dann vier Treffer: Die 29-jährige Spezialkraft konnte alle Komparsen unter den Konzertbesuchern identifizieren.

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"Hier habe ich eine rote Tasche wiedererkannt, dort eine Fellkapuze. Es hat wie 'Blitz' gemacht in meinem Kopf", erklärte die junge Frau.

Ausschlaggebend für ihren Erfolg sei die Qualität des Ausgangsmaterials, etwa wie gut die Kamera filmt oder wie gut das Licht in den Aufnahmen ist - in jedem Fall sind die Super-Recognizer besser als eine technische Auswertung von Foto-Aufnahmen.

Menschen bei Wiedererkennung von Gesichtern besser als die Technik

Innerhalb von wenigen Minuten können die Spezial-Einsatzkräfte Videoaufnahmen scannen und sich Gesichter gut merken.
Innerhalb von wenigen Minuten können die Spezial-Einsatzkräfte Videoaufnahmen scannen und sich Gesichter gut merken.  © Arne Dedert/dpa

"Technische Programm benötigen Frontalbilder, um Personen zu erkennen. Super-Recognizer können Personen außerdem auf qualitativ schlechteren Bildern identifizieren", so Jana Ulbricht, die Sprecherin der Polizeidirektion in Chemnitz.

Nur etwa ein bis zwei Prozent der Weltbevölkerung haben die Fähigkeiten, die ein Super-Recognizer benötigt. "Zu so einem Spezialisten wird man nicht, man ist es. Allerdings können die Talente durch bestimmte Gedächtnistechniken verbessert werden", weiß Meike Ramon von der Universität Lausanne, die im Bereich Gesichtserkennung forscht.

Und: "Innerhalb von 70 Millisekunden, nachdem das Gehirn eine Beobachtung macht, sieht man Unterschiede in der Hirnaktivität von normalen Menschen und von Super-Recognizern!"

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Warum einige Menschen mit dieser Begabung gesegnet sind und andere nicht, ist nicht klar. Für die Polizei erweist sich diese Fähigkeit jedoch als äußerst nützlich.

Allein nach den gewaltvollen Ausschreitungen nach dem Aufstieg von Dynamo Dresden im Mai 2021 konnten durch Super-Recognizer 33 von 42 Straftäter anhand von Bildern einer Überwachungskamera identifiziert werden.

Titelfoto: Arne Dedert/dpa

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