Dynamo-Randale vom 16. Mai: So hart hat die Polizei bisher durchgegriffen!

Dresden - Die Geschehnisse nach dem letzten Heimspiel von seinerzeit Noch-Fußball-Drittligist Dynamo Dresden gegen Türkgücü München sind bei Weitem noch nicht fertig aufgearbeitet. Die Randale, die am 16. Mai 2021 im Anschluss an das Spiel folgten, werfen noch immer ihren Schatten auf den Aufstieg der SGD in die 2. Bundesliga. Jetzt meldet die Polizeidirektion Dresden einen Zwischenstand der Ermittlungen.

16. Mai 2021: So feierte manch ein "Fan" den Aufstieg von Dynamo Dresden in die 2. Liga.
16. Mai 2021: So feierte manch ein "Fan" den Aufstieg von Dynamo Dresden in die 2. Liga.  © Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

In der extra eingerichteten Sonderkommission "Hauptallee" arbeiten derzeit 45 Beamte, unter denen sich vierzehn Bundespolizisten befinden. Geleitet werden die Ermittlungen von Kriminalrat Enrico Lange.

Der 36-Jährige zeigt sich von dem Teamwork begeistert und sagt: "Die Bundespolizei hatte diese personelle Unterstützung unmittelbar nach dem Einsatz von sich aus angeboten. In dem Umfang gab es das noch nie. Wir sind darüber sehr erfreut, denn so können wir unsere Ermittlungen viel schneller durchführen."

Und wie ist der aktuelle Stand? Den Ermittlern liegen 98 Hinweise aus dem Bürgerportal vor. Dabei handelt es sich vor allen Dingen um Foto- und Videoaufnahmen in einer Größenordnung von 7,4 Gigabyte.

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Dazu kommen noch zahlreiche Aufzeichnungen von circa 64 Kameras, die die Einsatzkräfte an jenem Tag nutzten. Auch Material von Überwachungskameras aus dem Stadionumfeld wird momentan ausgewertet.

Zusätzlich haben die Beamten bereits dutzende Zeugen befragt.

Polizei stuft Geschehnisse als Landfriedensbruch ein!

Phasenweise glichen die Szenen in Dresden einer Straßenschlacht.
Phasenweise glichen die Szenen in Dresden einer Straßenschlacht.  © Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

Kriminalrat Enrico Lange über den vielen Content: "Die Auswertung der enormen Menge an Video- und Fotomaterial bildet den aktuellen Schwerpunkt der Soko. Damit können wir möglichst viele Gewalttäter aus der Anonymität holen und zur Verantwortung ziehen."

Und weiter: "Diesen hohen Ermittlungsaufwand sind wir nicht allein unseren vielen verletzten Kollegen schuldig, sondern auch der Vielzahl friedlicher Dynamo-Anhänger. Glücklicherweise konnten die sechs stationär aufgenommenen Beamten das Krankenhaus zwischenzeitlich wieder verlassen."

Die Geschehnisse rund um das Rudolf-Harbig-Stadion werden aktuell im Komplex als Landfriedensbruch eingestuft. Einzelne Straftaten werden noch einmal gesondert aufgearbeitet.

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90 Tatverdächtige wurden mittlerweile festgenommen. Die Liste der Vorwürfe gegen sie ist lang:

  • 42 Körperverletzungsdelikte
  • 17 Beleidigungen
  • acht Widerstände gegen Vollstreckungsbeamte
  • sieben Sachbeschädigungen
  • sechs Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz
  • vier tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte
  • zweimal das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen

Unter den Verdächtigen befinden sich lediglich zwei Frauen und ein nicht deutscher Staatsbürger. Die Alterspanne beginnt bei 16 und endet bei 69 Jahren.

Polizei fordert Stadionverbote: "Solche Gewalttäter haben im Stadion nichts zu suchen"

Polizisten trugen bei den Ausschreitungen manch einen verletzten Kollegen weg.
Polizisten trugen bei den Ausschreitungen manch einen verletzten Kollegen weg.  © Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

Kriminalrat Lange über die Männer und Frauen: "49 der Tatverdächtigen wohnen in Dresden, 35 im Umland und weitere sechs kommen aus anderen Bundesländern. Von einem Gewalttourismus nach Dresden kann also keine Rede sein."

Wegen der Ermittlungsergebnisse hat die Polizei unterdessen 58 bundesweite Stadionverbote beim Verein SG Dynamo Dresden angeregt.

"Solche Gewalttäter haben im Stadion nichts zu suchen. Das gilt gerade auch hinsichtlich der neuen Saison, in der in Dresden viel mehr sogenannte Brisanzspiele stattfinden werden", so Lange.

Die Beamten haben also noch viel Arbeit vor sich.

Titelfoto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

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