Waldbrände, Dürre, Starkregen: Wie der Klimawandel Sachsen verändert

Dresden - Waldbrände, ausgetrocknete Felder, Sturzfluten: 2022 war Klimaexperten zufolge in Sachsen wieder ein Jahr der Wetterextreme. Die schlechte Nachricht: Eine Änderung ist mittelfristig nicht in Sicht.

Trockenheit, Schädlingsbefall: Mit den Bränden in der Gohrischheide und der Sächsischen Schweiz war die Waldbrandbelastung 2022 höher als in den Vorjahren.
Trockenheit, Schädlingsbefall: Mit den Bränden in der Gohrischheide und der Sächsischen Schweiz war die Waldbrandbelastung 2022 höher als in den Vorjahren.  © dpa/André März

"Das Jahr 2022 war mit plus 2,1 Grad extrem zu warm, mit 29 Prozent mehr Sonnenstunden extrem zu sonnenreich, mit 19 Prozent weniger Niederschlag viel zu niederschlagsarm", sagte Klimaexperte Johannes Franke (49) vom Landesumweltamt (LfULG) bei der Vorstellung der Klimabilanz für Sachsen.

Das vergangene Jahr war nach 2018, 2019 und 2020 auch das viertwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881.

"Damit traten die vier wärmsten Jahre in Sachsen in den letzten fünf Jahren auf."

Klimaexperte Johannes Franke (49).
Klimaexperte Johannes Franke (49).  © Thomas Türpe

Falk Böttcher vom Deutschen Wetterdienst hat keinen Zweifel: Der Klimawandel ist schuld an den Wetterkapriolen im Freistaat

Meteorologe Falk Böttcher (54).
Meteorologe Falk Böttcher (54).  © Thomas Türpe

Laut Falk Böttcher (54) vom Deutschen Wetterdienst (DWD) war Dresden-Strehlen mit 39,2 Grad in der Spitze (19. Juni) und mit 11,5 Grad im Mittel der wärmste Ort Sachsens. Für Nossen konstatierte der Meteorologe die größte Temperaturabweichung, dort war es um satte 2,7 Grad zu warm.

Am trockensten war es in Schkeuditz bei Leipzig. Dort fielen durchschnittlich 372,6 mm Regen und damit nur 72,8 Prozent der üblichen 512 mm. Die meisten Sonnenstunden (2179,8) hatte Hoyerswerda.

Grund für die Extreme ist der Klimawandel, da gibt es für Böttcher keinen Zweifel.

Trockener Boden, Niedrigwasser n den Flüssen - Doch eine Änderung ist nicht in Sicht

Ernteausfälle: Winterweizen und Wintergerste blieben in Sachsen wie viele andere Feldfrüchte unter den Ewartungen.
Ernteausfälle: Winterweizen und Wintergerste blieben in Sachsen wie viele andere Feldfrüchte unter den Ewartungen.  © dpa/PA Wire/Gareth Fuller

Die Folgen sind weitreichend: Die Böden trocknen weiter aus, am stärksten in Nordsachsen.

Das Niedrigwasser in den Flüssen hält an. Die Ernten erreichen allenfalls Durchschnitt, wie bei Winterweizen, Wintergerste oder Kartoffeln. Und auch die Luftqualität leidet - die Anzahl der Stunden mit Feinstaub und Konzentrationen über 50 Mikrogramm war ungewöhnlich hoch.

Eine Änderung des Klimas in Sachsen ist nicht in Sicht. Die mittlere Prognose des DWD bis 2030 geht von ähnlichen Bedingungen aus, wie sie im vergangenen Jahr spür- und messbar waren.

Kommentar zur Klimalage: 2022 war ein Jahr der Extreme - Jetzt sind größere Strukturen gefragt

Starkregen-Ereignisse: Am 22. August trat der Dorfbach in Oberlungwitz (Kreis Zwickau) über die Ufer und flutete eine Straße.
Starkregen-Ereignisse: Am 22. August trat der Dorfbach in Oberlungwitz (Kreis Zwickau) über die Ufer und flutete eine Straße.  © dpa/David Rötzschke

Wetter und Klima sind nicht das Gleiche. Klima ist Wetter großräumig gesehen und auf ziemlich lange Sicht, könnte man sagen. Beide haben natürlich viel gemeinsam. In den vergangenen Jahren vor allem die Extreme.

Immer häufiger war eines von beiden oder beide zusammen "zu". Das Klima war zu mild, das Wetter "für die Jahreszeit" zu trocken. Der Regen war zu wenig, die Sonne zu stark, die Hitze zu groß, das Grundwasser zu niedrig und die Böden zu wenig feucht.

Die Klimaentwicklung lässt sich anhand der Klimadaten und Wetterbeobachtungen seit 1881 nachvollziehen. Danach ist klar: Das Klima ändert sich, und damit auch das Wetter. Der vielfach beschworene Klimawandel hat nicht nur eingesetzt, er ist längst voll da. Die Treibhausgas-Emissionen heizen die Erde auf. Mit allen negativen Folgen.

Eigentlich müssten überall die Alarmglocken schrillen. Wie groß muss der Leidensdruck des Einzelnen noch werden? Bis es soweit ist, können wir nicht warten.

Fakt ist: Der Einzelne kann - von Ausnahmen abgesehen - wenig tun. Aber größere Strukturen, die Wirtschaft, die Politik - könnten entscheidende Veränderungen herbeiführen. Wenn es dazu nicht längst zu spät ist.

Titelfoto: Montage. dpa/André März, Thomas Türpe, dpa/PA Wire/Gareth Fuller, dpa/David Rötzschke

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