Waldbrände in der Sächsischen Schweiz und Tschechien: Lage angespannt, aber nicht außer Kontrolle

Dresden - In der Böhmischen und Sächsischen Schweiz geht der Kampf gegen die Flammen auch am Mittwoch weiter. Während auf deutscher Seite immerhin drei der fünf Einsatzstellen unter Kontrolle gebracht werden konnten, spitzt sich die Lage in Tschechien dramatisch zu.

Die Löscharbeiten in der Sächsischen Schweiz wurden von Helikoptern unterstützt.
Die Löscharbeiten in der Sächsischen Schweiz wurden von Helikoptern unterstützt.  © Sebastian Kahnert/dpa

Am Dienstagabend erstreckte sich der Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz über 250 Hektar, wie das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mitteilte.

In der Nacht hätten laut Sprecher Thomas Kunz knapp 150 Einsatzkräfte eine Ausweitung der Flammen verhindert. Mittlerweile werden die Kameraden aus der Luft von fünf Hubschraubern unterstützt.

Zudem ist auch die Katastrophenschutz-Organisation "@fire" mit 30 ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleuten im Einsatz, die in erster Linie beim Schlagen von Brandschneisen mit Hacke und Spaten helfen.

Lage vergleichsweise entspannt: Weniger Brände in Sachsens Wäldern!
Waldbrand Lage vergleichsweise entspannt: Weniger Brände in Sachsens Wäldern!

Nach wie vor gebe es fünf Einsatzstellen, von denen drei allerdings eingedämmt und stabilisiert werden konnten.

In den anderen zwei Brandgebieten im Bereich der Bärfangwände und des Friensteins in der Hinteren Sächsischen Schweiz sei die Lage weiterhin angespannt, jedoch nicht außer Kontrolle, wie aus einer Pressemitteilung des Landratsamtes vom Mittwochmittag hervorging.

"Das Gebiet ist zerklüftet und nicht leicht zu erreichen", so Kunz weiter. Zudem erschwerten Totholz und die Witterung die Brandbekämpfung.

Eine Ausbreitung auf angrenzende Häuser liege aktuell aber nicht vor. Gerade im Raum Bad Schandau kursieren laut der Mitteilung Gerüchte über gefährdete Wohngebäude und damit verbundene Evakuierungen. Das Landratsamt bittet darum, diese Falschmeldung nicht weiterzutragen.

Ein Helikopter der Bundeswehr startet mit einem Löschwasser-Außenlastbehälter am Ufer der Elbe.
Ein Helikopter der Bundeswehr startet mit einem Löschwasser-Außenlastbehälter am Ufer der Elbe.  © Robert Michael/dpa

Feuerwehrfrau wird von geplatztem Schlauch verletzt

Ein Löschhubschrauber fliegt mit einem Löschwasser-Außenlastbehälter über einen Brand im Nationalpark Sächsische Schweiz.
Ein Löschhubschrauber fliegt mit einem Löschwasser-Außenlastbehälter über einen Brand im Nationalpark Sächsische Schweiz.  © Sebastian Kahnert/dpa

So wurde bei den Löscharbeiten am Mittwoch auch eine Feuerwehrfrau verletzt. Bei einem Einsatz sei ein Feuerwehrschlauch geplatzt, woraufhin die Kameradin laut Kunz ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Wenigstens können die Einsatzkräfte auf Regen hoffen. Wie der Deutsche Wetterdienst in Leipzig mitteilte, zieht am Vormittag Niederschlag vom Vogtland langsam ostwärts, erreicht am Mittag das Erzgebirge und später auch die Sächsische Schweiz.

Der sächsische Regierungschef, Michael Kretschmer (47, CDU), hat derweil für die Hilfe beim Einsatz gegen die Waldbrände gedankt: "Dass die Slowakei, Polen und Italien an der deutsch-tschechischen Grenze Unterstützung leisten, ist ein großes Zeichen europäischer Solidarität."

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Zudem würden Tag und Nacht viele haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte daran arbeiten, die Brände sowohl im Elbsandsteingebirge, als auch an der sächsisch-brandenburgischen Grenze zu löschen: "Dafür meinen tiefsten Dank und Respekt."

Betretungsverbot für Wälder im LK Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

In der Sächsischen Schweiz erstreckte sich das Feuer am Dienstagabend über 250 Hektar.
In der Sächsischen Schweiz erstreckte sich das Feuer am Dienstagabend über 250 Hektar.  © Robert Michael/dpa

Touristen sollen das Gebiet unbedingt meiden. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge dürfen die Wälder vorerst nicht mehr betreten werden.

Außerdem hat die Kirnitzschtalbahn in Bad Schandau den Fahrbetrieb eingestellt, um die Anreise von Schaulustigen in das Operationsgebiet der Waldbrandbekämpfung in der Hinteren Sächsischen Schweiz zu unterbinden.

Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, hatten sich am Dienstag 40 Menschen auf Feldern und Wegen am Waldrand in Reinhardtsdorf-Schöna aufgehalten. Sie wurden auf das Verbot hingewiesen und des Platzes verwiesen. Gegen zehn Menschen, die gesperrte Wege genutzt hatten, wurde sogar Anzeige erstattet.

Derweil sorgt sich zudem die Tourismusbranche um Stornierungen und vorzeitige Abreisen von Urlaubsgästen. So stellte der Tourismusverband Sächsische Schweiz am Mittwoch klar, dass nur ein kleiner Teil des Elbsandsteingebirges von den unmittelbaren Auswirkungen betroffen sei.

Obwohl der Wald in der gesamten Sächsischen Schweiz nicht betreten werden darf, blieben nahezu alle Freizeiteinrichtungen geöffnet.

Mehr Tempo bei neuem Waldbrandkonzept gefordert

Als Konsequenz aus den verheerenden Waldbränden in der Sächsischen Schweiz fordert die Linke Neuerungen im Gesetz über den Brand- und Katastrophenschutz.
Als Konsequenz aus den verheerenden Waldbränden in der Sächsischen Schweiz fordert die Linke Neuerungen im Gesetz über den Brand- und Katastrophenschutz.  © Robert Michael/dpa

Die Linke fordert indes Neuerungen im Gesetz über den Brand- und Katastrophenschutz. Dies werde zwar voraussichtlich erst zum Jahresende überarbeitet – doch so viel Zeit habe man nicht, so der Landtagsabgeordnete Mirko Schultze (48).

"Die Waldbrände lodern jetzt und bedrohen neben der Natur auch Menschen in ihren Wohnumfeldern. Wir wissen: Das Waldbrandkonzept mit vielen klugen Ideen, die nicht alle teuer sind, liegt längst in der Schublade."

So müsse Innenminister Armin Schuster (61, CDU) endlich mit der Umsetzung beginnen.

"Nötig ist mehr moderne Technik, die vegetationsbrandtauglich ist und Wasser gezielt ins Ziel bringen kann. Die Feuerwehrleute brauchen andere Schutzkleidung, da die aktuelle nur bedingt geeignet ist. Fahrzeuge benötigen zum Beispiel Unterbodenbrandschutz."

Auch nach Ansicht des Forstwissenschaftlers Alexander Held braucht es neue Ansätze für die Waldbrandbekämpfung in Deutschland.

"Was wir jetzt erleben an Feuerverhalten, ist normalerweise sichtbar in Spanien und Portugal. Da hinken wir einfach hinterher, was Ausbildung, Strategie, Taktik, aber auch die Ausrüstung angeht", so Held. Die Thematik sei bekannt und es werde zusammen mit Feuerwehrschulen an neuen Ausbildungskonzepten und -unterlagen gearbeitet. Allerdings werde man gerade von der aktuellen Entwicklung "rechts überholt".

Die Situation in Tschechien ist äußerst angespannt

Auch in Hrensko nahe der Grenze zu Sachsen kamen Hubschrauber zum Einsatz.
Auch in Hrensko nahe der Grenze zu Sachsen kamen Hubschrauber zum Einsatz.  © Robert Michael/dpa

Derweil hat sich die Lage im Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien dramatisch zugespitzt. Rund 450 Feuerwehrleute kämpften am Dienstag gegen den Waldbrand, wie ein Sprecher mitteilte. Das Feuer breitete sich inzwischen auf eine Fläche von fast 1000 Hektar aus.

Auch Ministerpräsident Petr Fiala (57) machte sich vor Ort ein Bild von der Lage und versprach Hilfe. "Wir brauchen weitere Technik, weil einige Stellen nicht erreichbar sind", so Nationalparksprecher Tomas Salov.

Nach Angaben des tschechischen TV-Senders CT24 werden am Mittwoch insgesamt sechs Hubschrauber gegen die Flammen eingesetzt. Am Dienstag waren bereits vier Maschinen aus Tschechien und eine aus Polen im Einsatz, nun kommt noch ein Helikopter aus der Slowakei dazu.

Außerdem soll ein Spezialflugzeug aus Italien die Brandbekämpfung unterstützen. Wann dieses eintreffen wird, ist allerdings noch nicht klar.

Während in der Sächsischen Schweiz seit Dienstag ein Waldbetretungsverbot gilt, ist es auf tschechischer Seite weiterhin erlaubt, die Wälder aufzusuchen, so CT24.

Video der Feuerwehr Hrob aus dem tschechischen Dorf Mezna auf Facebook

Feuer zerstört Wohnhäuser in Tschechien

Zudem erreichte das Inferno erste Wohnhäuser. Bereits am Montag waren vorsorglich mehrere kleine Ortschaften evakuiert worden.

In der Gemeinde Mezna (deutsch Stimmersdorf) erfasste das Flammenmeer etwa fünf Häuser sowie weitere Nebengebäude, die teils komplett ausbrannten, wobei glücklicherweise niemand verletzt wurde. Doch auch die Kameraden mussten sich wegen der Wucht der Flammen in Sicherheit bringen.

"Wir versuchen im Dorf Mezná zu retten, was wir können", teilte die Feuerwehr Hrob (Klostergrab) am Dienstag mit und veröffentlichte auch ein Video der Löscharbeiten.

Originalmeldung von 7.55 Uhr, aktualisiert 21.12 Uhr.

Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa

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